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Geisteswissenschaften

Marc Aurel Jost

Komparative Untersuchungen zur christlichen und muslimischen Mystik

ISBN: 978-3-86341-315-6

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In allen großen Religionen existierte von Beginn an neben der orthodoxen, exoterischen immer auch die esoterische Sichtweise, eine individuelle und psychologische Suche nach den letzten Fragen der menschlichen Existenz. Im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet man den Begriff der Mystik, unter dessen Anziehungskraft mittlerweile weit mehr Bedeutungen und Ansichten versammelt sind, als sich die christlichen Kirchenväter wie z. B. Origines hätten träumen lassen. Ausgeweitet auf Formen esoterischer Bewegungen finden Anschauungsweisen und Positionen, die weit über das rein Christliche hinausragen, in der Rede von der Mystik ihre Wahlheimat. Zuerst ist zu erwähnen, dass sich diese Arbeit mit einem bestimmten Bild des Mystikers beschäftigen wird, wie wir ihn vor allem im Mittelalter des europäisch-christlichen und des islamischen Kulturraums auffinden können. Dieser ist tief bewegt von der lebendigen Kraft seiner religiösen Kultur und der persönlichen Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit und der intellektuellen Suche nach klaren Antworten die beginnt, ihn selbst in Frage zu stellen. Dazu gehört eine Untersuchung der kulturellen und intellektuellen Ursprünge in den Mysterienkulten und philosophischen Schulen der Antike, deren weitreichender Einfluss bis heute nachwirkt. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht mit Al-Ghazali eine herausragende Persönlichkeit der islamischen Welt, die es in unvergleichlicher Weise verstand, in ihrem Leben und Werk einen Synkretismus aus islamischer Dogmatik, griechischer Philosophie und esoterischer Weisheitslehre zu schaffen, deren Auswirkungen auf das muslimische Denken vergleichbar sind mit den großen Werken Thomas von Aquins oder Moses Maimonides. Ausgehend von Al Ghazali wird eine komparative Analyse der muslimischen und der evangelischen Mystik erfolgen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Der Lebensweg al-Ghazalis: 2.1, Vom Theologen zum Mystiker: Abu ?amid Mu?ammad bin Mu?ammad al-Gazali, lateinisch auch Algazel genannt, wurde im Jahre 1058/59 in der persischen Provinz ?orasan geboren, die sich ins türkische Seldschukenreich eingliederte. Nach dem frühen Tod seines Vaters wurde er gemeinsam mit seinem Bruder A?mad in einer Madrasa aufgenommen. Für die Erziehung war ein, in der Literatur unbenannter, Sufi beauftragt, der sie neben der Theologie in der Gottesliebe der Mystiker unterrichtete. Ghazali reiste für sein Studium des islamischen Rechts und der Mystik nach Gurgan und Nischapur und erhielt Unterricht von Diya?-ad-Din al-Guwaini, dem damaligen Leiter der ascharitisch geprägten Nizamiya Schule in Nischapur. Er dominierte zu diesem Zeitpunkt die islamische Diskussion der Rechtsphilosophie, Theologie, Philosophie und Dialektik. Bei ihm blieb Ghazali bis zu dessen Tod im Jahre 1085. In seinem eigenen Studium konzentrierte sich Ghazali auf Rechtswissenschaften und ascharitische Theologie, welche der Mystik nahe und im geistigen Wettbewerb mit den traditionellen Hanbaliten und der rationalisierenden Mu?tazila stand und dabei einen Mittelweg zu gehen versuchte. Nizam al-Mulk nutzte in seinem politischen Streben, das auch der Bekämpfung des Siebener-Schiismus galt und zur Errichtung der Nizamiya-Schulen führte, die philosophische Begeisterung und den Ruf des jungen al-Ghazalis zur ideologischen und intelektuellen Bewaffnung gegen die Sekten und separatistischen Bestrebungen innerhalb des islamischen Großreiches. Ghazali erhielt 1091 eine Anstellung in der Bagdader Nizamija-Schule. In den darauf folgenden fünf Jahren beschäftigte er sich mit der philosophischen Bekämpfung der Batiniten. Seine frühe Neigung des Hinterfragens gewohnter Glaubensgrundsätze ließ ihn auch hier nicht los, sondern die Beschäftigung mit den verschiedensten Sekten, Glaubensarten, zeitgenössischer und antiker Philosophen verstärkte noch seinen Drang, sich von seinem bisherigen Umfeld loszureißen. So schrieb er mit etwa fünfzig Jahren: ‘Mein Durst nach der Erfassung der Wahrheiten der Dinge war seit Anfang und während der Blüte meiner Jugend Eigenschaft und Gewohnheit, Instinkt und natürliche Veranlagung, die meinem Wesen von Gott ohne meine Wahl und mein Zutun verliehen wurden, so dass die Fessel der blinden Nachahmung sich schon in der frühen Jugend löste und die überlieferten Glaubensgrundsätze in mir zerbrachen.'. Sein Ansporn war eine intellektuelle Krise des Selbstzweifels wegen des Sinngehalts seiner bisherigen Tätigkeiten als Akademiker und sein Verlangen, eine zweifelsfreie Methode zu erarbeiten, mit deren Hilfe sich absolute Gewißheit gewinnen ließ. Zu diesem Ansatz gibt es auch Parallelen in der europäischen Philosophiegeschichte. Nicht umsonst wurde Ghazali auch mit Rene Decartes verglichen48, der ihm rund sechs Jahrhunderte später in seinem agnostizistischen Zweifel folgte. Was ist wirklich gewiß und welchem Sinn kann man trauen? Liefert nicht zuletzt auch der Verstand zwar Gewißheit für das Cogito meines Existierens, aber was sagt es über den aus, der da besteht? Wo bleibt die Gewissheit, dass ich es bin, der da denkt und nicht nur der Zuschauer eines von mir völlig losgetrennten Spektakels? Die Sehnsucht, diesen Punkt zu überwinden, entspringt vielleicht dem Wunsch, die Orientierungslosigkeit einer Welt ohne Ziel hinter sich zu lassen, nachdem man im reinen Denken nur Verwirrung und Auflösung statt Heilung gefunden hat. Eine Verbindung lässt sich auch zu Camus herstellen, der bemerkt: ‘Im Bereich und auf der Ebene des Verstandes kann ich also sagen, dass das Absurde nicht im Menschen [...] und auch nicht in der Welt liegt, sondern in ihrem gemeinsamen und gleichzeitigen Vorhandensein.'. So arbeitet für Camus die Existenzphilosophie daran, sich um so mehr selbst zu zerstören, je angestrengter sie versucht, die Welt zu erklären, und gerade in ihrer tiefsten Demütigung, im Selbstmord des Verstandes, sieht er die Welt wiederauferstehen. Eine Metapher für seine geistige Krise fand Ghazali im Vergleich von Traum und Wachzustand. Er verglich ihn mit Blick auf das Jenseits mit einem Traum, in dem es dem Erwachenden aufleuchtet, dass alle Vorstellungen der Vernunft inhaltslose Einbildungen seien. Dieser Zustand dauerte nach eigener Schilderung sechs Monate an. In dieser Zeit habe er sich in der Seelenlage eines Sophisten befunden und er sei draus erst durch die erlösende Gnade Gottes befreit worden. Der Zustand des Vertrauens und der Gewissheit wurde ihm, wie er schreibt, nicht durch einen geordneten Beweis, sondern durch ein Licht gegeben, ‘das der erhabene Gott in meine Brust warf, jenes welches als Schlüssel der meisten Erkenntnisse gilt.'. Mit seinen nun 38 Jahren wendet sich Ghazali von seiner akademischen Laufbahn ab. Mittlerweile hatte er bis zu 300 Schüler zu unterrichten und war zu einigem Wohlstand gekommen. So verließ er unter dem Vorwand, die Hadsch zu unternehmen, im Juli 1095 Bagdad und ging nach Damaskus, um für zwei Jahre in Zurückgezogenheit in der Anrufung Gottes (?ikr) zu versinken. Durch verschiedene Ereignisse gestört beginnt für ihn darauf eine achtjährige Wanderschaft, während der er Predigten hält und an seinem Hauptwerk zur ‘Erneuerung der Religionswissenschaften' arbeitet. Auf Bitten seiner Kinder kehrt er in seine Heimatstadt Tus zurück und beurteilt selbst diese Rückkehr als Erneuerung der Glaubenskraft der islamischen Gemeinschaft. Für diese sah er sich im Besonderen verantwortlich als einer der versprochenen Erneuerer des Islams, wie sie vom Propheten für jedes Jahrhundert vorhergesagt wurden. Fünf Jahre vor seinem Tod hört er noch einmal auf den Ruf der Nizamiya-Schule in Nischapur, an der er für drei Jahre lehren sollte. Für die restlichen zwei Jahre seines Lebens unterhielt er eine Sufi-Klause und eine Koranschule in Tus. Sein Sterbedatum wird mit dem achtzehnten Dezember 1111 angegeben.

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