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Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In der vorliegenden Studie wird die Entwicklung und Notwendigkeit der sprachökonomischen Theorie näher beleuchtet. Dazu werden im Folgenden sprachökonomische Prozesse, deren Entstehung sowie deren Auswirkungen auf verschiedene sprachliche Ebenen erläutert und hinterfragt. Außerdem stellt der Autor einen Zusammenhang zwischen sprachsystematischen und funktionalen Aspekten her, um die Problematik deutlich zu machen. Zum Einstieg lässt sich Sprachökonomie als ein Prinzip auffassen, dessen Bestrebung es ist, den sprachlichen Kraftaufwand eines Sprechers möglichst gering zu halten. Dies muss jedoch bei gleichbleibender Verständlichkeit für den Hörer geschehen. Denkt man an die lautliche Abschwächung von Vokalen, wird schnell deutlich, worauf das Prinzip der Sprachökonomie ausgerichtet ist. Es soll dabei der soziolinguistische Aspekt der Sprachökonomie betont werden. Danach ist sie immer als ein interdisziplinäres Phänomen zu verstehen. Auf Grund dessen wird in der Arbeit auch der Einfluss von extralinguistischen Elementen eine Rolle spielen. Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Sprachökonomie werden von vielen Autoren traditionell im Bereich des Sprachwandels angesiedelt. Daher ist sie nicht isoliert zu betrachten, sondern immer als Teil dieses klassischen Forschungsbereichs. Doch obwohl die sprachökonomische Forschung auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, ist ihr Wesen im Allgemeinen immer noch eher unbekannt. Aus diesem Grund soll die Arbeit zu einem besseren Verständnis und einer größeren Bekanntheit der Theorie beitragen. Im Laufe der Argumentation wird einerseits detaillierter erörtert werden, auf welchen Ebenen sich die Sprachökonomie als besonders produktiv erweist, und andererseits der Frage nachgegangen werden, wo ihre Grenzen liegen. Sprachökonomie ist in der linguistischen Forschung eine Randerscheinung und grundlegendes Prinzip zugleich. Dieser Umstand verhindert einerseits ihre genaue Definition und ist andererseits ihre Chance sich zukünftig als eine feste Größe in der Sprachwissenschaft zu etablieren und als solche wahrgenommen zu werden. Die Studie soll nun einen Überblick über den Ist-Zustand der Forschung vermitteln, um aus der heutigen Sicht festzustellen, wo sie anzusiedeln ist.
Textprobe: Kapitel 3.1, Vorläufer sprachökonomischer Forschungen: Die Beschreibung sprachökonomischer Prozesse ist nicht neu. Schon Hermann Paul und Georg von der Gabelentz erforschten gegen Ende des 19. Jahrhunderts dieses Gebiet. In seinem Buch ‘Prinzipien der Sprachgeschichte’ spricht Paul jedoch noch von einem ‘haushälterischen Zug’, der durch die ‘Sprechtätigkeit’ geht, dessen Ausmaß von dem ‘Bedürfnis’, der ‘Situation’ und ‘der vorausgehenden Unterhaltung’ abhängt. Laut Paul kann ‘unter bestimmten Voraussetzungen etwas durch ein Wort dem Angeredeten so deutlich mitgeteilt werden, als es unter anderen Umständen erst durch einen langen Satz möglich ist’ (Paul 1966: 313). Viele Ideen, die in der heutigen sprachökonomischen Forschung gelten, finden sich hier bereits. So kann man den ‘haushälterischen Zug’ direkt mit ökonomischem Handeln verbinden, das ‘Bedürfnis’ mit zweckorientierten Äußerungen übersetzen und ‘vorausgehende Unterhaltung’ beziehungsweise ‘bestimmte Voraussetzungen’ auf den Kontext und Kompromiss beziehen in dem sich Sprecher und Hörer befinden. Darüber hinaus stellt Paul (1966: 322) eine interessante Hypothese über die Relation von Kontext und Sprachgebrauch auf, indem er sagt: ‘Je fester der Usus geworden ist, umso weniger ist zum Verständnis die Unterstützung durch die Situation erforderlich.’ Er untermauert seine Feststellung mit der substantivierten Verwendung von Alter und Neuer, die nur in einem Weinhandel korrekt verstanden und generell auch vornehmlich in der Weinbranche verwendet werden. Durch den permanenten Kontext haben die beiden Adjektive einen festen Status unter den Substantiven erhalten können. Genauso verhält es sich meiner Ansicht nach, abgesehen von Adjektiven, auch mit Numeralen, wie dem Wort Sechser, welches im Umfeld der Sportart Fußball problemlos als eine Spielerposition im defensiven Mittelfeld sowie als die Bezeichnung oder im Alltag als sechs richtig angekreuzte Zahlen im Lotto verstanden wird. Koenraads (1953: 25) schließt sich Pauls Ausführungen an, denn ‘die Demokratisierung der Gesellschaft und die Technisierung des Alltags führen eine Standardisierung und Nivellierung der geistigen Disposition herbei in einem Maße, das Paul sich nie hätte träumen lassen’. Sprachlich äußert sich dies vornehmlich in Bequemlichkeits- und Vereinfachungstendenz, welche sich als Systematisierung und Verkürzung durchsetzen, die ich im Weiteren noch genauer darstellen werde (vgl. Koenraads 1953: 43). Darüber hinaus erkennt Koenraads (1953: 22) in Pauls Ansatz, dass die Bequemlichkeit einen großen Einfluss besitzt, jedoch fügt er seiner Arbeit einen weiteren Punkt aus Pauls Überlegungen hinzu, den ich an dieser Stelle anführen möchte. Denn er sagt, Paul weise noch darauf hin, dass die Bequemlichkeit bei der Lautproduktion nur eine untergeordnete Ursache darstelle, während das eigentlich, dem Sprecher unbewusste, bestimmende Bewegungsgefühl sich ganz allmählich verschiebe. Koenraads löst nicht auf welcher Beweggrund nun dominanter sei. Doch was ist eigentlich bequem? Nach Gabelentz (1972: 182) sei das Gewöhnliche immer auch bequem und durch Übung empfinde man keine Kraftanstrengung. Obwohl diese Anstrengung immer vorhanden sei. Daher sei auch immer das Bestreben vorhanden die Anstrengung zu verringern, um Kräfte zu sparen und es noch bequemer zu machen. Die Folgen einer körperlichen Kraftersparnis sieht er, wie Jespersen, in einer mangelhaften Artikulation (Murmeln) und unvollständigen Äußerungen. Der Sprachproduktion beziehungsweise der Sprache attestiert Gabelentz die Dominanz eines generell wirtschaftlichen Grundsatzes, welcher darin besteht, dass ‘der Zweck mit möglichst geringem Aufwande erreicht werden soll’ (Gabelentz 1972: 182). Dabei stellt er den durch Paul ebenfalls beschriebenen Gegensatz von Verständlichkeit und Kraftersparnis und deren gleichzeitige Wirkung zu jeder Zeit heraus, so dass immer ein Kompromiss von Sprecher und Hörer eingegangen werden muss. Interessanterweise nimmt er im Gegensatz zu Paul eine Bewertung des sprachlichen Wandels vor und sagt, dass etwa durch lautliche Assimilation ‘die Sprache in ihrem Äußeren ärmlicher’ wird. Dies jedoch eher als Gewinn und nicht als Fehler gesehen werden sollte, denn nach seiner Definition ist Sprache ‘ein Mittel, und unter den verschiedenen Mitteln, die zum Zwecke führen, ist in der Regel das Einfachste das Beste’.