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Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Seit es Menschen gibt, machen sie sich Gedanken über ein gelingendes Leben. Welche Faktoren spielen eine tragende Rolle, welche sind beeinflussbar, welche nicht? Was ist Lebenskunst? Und in welchem Zusammenhang steht hier die philosophische Lebenskunst zum gelingenden Leben? Viele Menschen sind auf der Suche dem Sinn des Lebens und oft startet die Reflexion über den Zweck des Daseins in der Pubertät und taucht in schweren Phasen wieder auf, insbesondere den melancholischen. Ich möchte den o. g. Fragen nachgehen, sie mit Hilfe philosophischer Werke untersuchen und der nebulösen Silhouette eines gelungenen Lebens eine Kontur geben. Hier orientiere ich mich vorwiegend an den Überlegungen des Philosophen Wilhelm Schmid, der sich der Lebenskunstphilosophie angenommen hat. Gelegentlich werden verschiedene Philosophen bzw. Wissenschaftler aus der Vergangenheit und der Gegenwart zu Wort kommen, um der Mehrperspektivität zu dieser Thematik gerecht zu werden. Und eins ist sicher: Lebenskunst kann alle betreffen.
Textprobe: Kapitel 5, Philosophische Lebenskunst: ‘Künste sind Brücken über Abgründe. Aus abgründigen Erfahrungen gehen sie hervor und auf sie versuchen sie Antworten zu finden.’ Schmid Die Kunst der Lebenskunst Der Philosoph Wilhelm Schmid hat einen Großteil seiner Lebenszeit damit zugebracht, die philosophische Lebenskunst wieder zu rehabilitieren. Seiner Meinung nach ist der Begriff der Lebenskunst zunehmend konturenloser und ähnlich dem Begriff des Glücks mehrdeutig interpretierbar geworden. Er unterstreicht, dass die philosophische Lebenskunst nicht als ein leichtes, unbekümmertes Leben zu verstehen ist, sondern als eine bewusste, überlegte Lebensführung. Schon Sokrates behauptete, dass ein ungeprüftes Leben nicht lebenswert sei. Die philosophische Lebenskunst kann hierzu als ein verlässliches Werkzeug dienen, um dem achtsamen Leben auf die Spur zu kommen. Denn sie ist nicht nur einer akademischen Zielgruppe vorbehalten, sondern für jeden Menschen gleichermaßen praktikabel. Ausdrücklich betont Schmid den Begriff der Kunst in Lebenskunst und setzt einen Willen des Interessierten voraus, sich auf den Weg zu machen, der wie ein Maler, das Bild ‘[…] zuerst vor seinem inneren Auge sieht und schließlich daran arbeitet, immer wieder einem Detail sich widmet, immer wieder einen Schritt zurücktritt, um aus der Distanz den Gesamtzusammenhang zu sehen.’. Dieses ständige Arbeiten am Selbst ist eine ständige Prüfung seines eigenen Lebens, das ständige Korrigieren der angestrebten Richtung mit dem selbstbestimmten Ideal einer Lebensführung als Vorgabe. Aber es bedarf hier einige Termini näher zu beleuchten. Begriff der Freiheit Die subjektive Freiheit in der Moderne ist größer denn je zuvor, aber das bringt nicht nur Vorteile. Denn die Anzahl von Entscheidungen, die wir nun treffen müssen, sind gestiegen und dies führt zwangsläufig zu einer individuell-konstruierten Lebensführung. Wilhelm Schmid unterscheidet zwischen verschiedenen Freiheiten: -Freiheit von religiöser Bindung -Freiheit von politischer Bindung -Freiheit von ökologischer Bindung -Freiheit von ökonomischer Bindung -Freiheit von sozialer Bindung Frei ist man von religiöser Bindung, denn wir haben die Entscheidungsfreiheit unsere Religion selbst zu wählen. Jedoch eröffnet sich mit dem Wegfall eines vorstrukturierten Systems, wie der Religion, ein erneutes Vakuum bezüglich der Erklärung unserer Welt. Was geschieht nach dem Tod ohne die religiösen Jenseitsvorstellungen? Wer liefert nun eine Erklärung zu den kleinen und großen Lebens- und Sinnfragen? Nur unschwer ist es zu erkennen, dass nun neue ‘Arbeit’ entsteht, diese Lücke nun sinnvoll zu füllen. Gleiches gilt für die Freiheit einer politischen Bindung, denn nun liegt es an uns, wenn gewollt, unsere Rechte gegenüber einer Fremdbestimmung geltend zu machen. Die Befreiung von der Bevormundung jedoch lässt ein weiteres Loch entstehen, denn auch Autonomie heißt wohlüberlegtes Handeln. Neue Fragen entstehen: Was soll ich tun? Wo will ich hin? Wie gestalte ich nun mein Leben? Wenn nun die Technologie so weit fortgeschritten ist, dass man nicht mehr die Vorgaben der Natur berücksichtigen muss, liegt eine Freiheit von ökologischer Bindung vor. Wie ist meine ökologische Haltung zu definieren? In welchem Einklang mit der Natur gedenke ich nun zu leben? Und während der Befreiung von der ökonomischen Bindung den Fokus auf die freigesetzte wirtschaftliche Tätigkeit liegt, wird das Individuum bei der Freiheit von sozialer Bindung von der Masse der Gesellschaft losgelöst. Und so verwirft auch die moderne Emanzipation überholte Moralvorstellungen, erzwungene Rollenverteilungen und splittet Großfamilien in Kleinfamilien, diese in Patchworkfamilien und isoliert letztendlich den Familienlosen in ein Singledasein. Der Begriff der Arbeit Der Terminus Arbeit wird heutzutage eher im Zusammenhang mit der Erwerbsarbeit assoziiert, was ihm oft eine negative Konnotation einbringt. Denn gilt sie zwar als ‘bürgerliche Option’, sie hat aber eher einen verpflichtenden Charakter, denn zum Lebensunterhalt benötigt man ein ausreichendes Einkommen, um seiner Verantwortung nachzukommen bspw. die Familie zu versorgen. Diese wiederum braucht ein Zuhause, sei es in einer Miet- oder Eigentumswohnung oder gar einem Haus ggfs. zur Miete. Diese finanzielle Last liegt damit, im Falle einer Familie, auf den Schultern der Eltern. Sie sind dazu allerdings nur bedingt gezwungen, denn eine Option der kynischen Lebensweise stände ihnen auch offen, um sich weitgehend wirtschaftlich autarkisch zurückzuziehen. Denn ein Kyniker, wie bspw. Diogenes, minimierte seine Ansprüche auf ein Minimum. Eine solche Lebensweise ist leichter zu realisieren, wenn man alleine unterwegs ist ohne eine Verantwortung gegenüber seinen eigenen Kindern. Denn will man den Nachkommen eine bestmögliche Bildung ermöglichen, so ist man ebenfalls, jedenfalls in Deutschland, auf finanzielle Mittel angewiesen und in alten Kleidern möchte man seine Kinder auch nicht zur Schule schicken, zwecks der Wichtigkeit zur sozialen Integration in die Klasse. Zudem entwickelt sich im Falle der Arbeitsnegation ein Gefühl der Leblosigkeit, so Schmid, eine Erfahrung der Sinnlosigkeit, die sich destruktiv intrasubjektiv im Selbst manifestieren und ausweiten kann. Denn bspw. die Auszahlung von Arbeitslosengeld ‘ohne’ etwas dafür zu tun, lässt den Zusammenhang zwischen Arbeit und Einkommen in sich zusammenfallen und eine eigene Unzufriedenheit mit der Situation entstehen. Diese mündet oft in eine Haltung des Zynismus auf die Welt oder gar des Selbsthasses. Aber auch während eines aktiven Arbeitsverhältnisses kann es zu einer Erfahrung von Sinnlosigkeit führen, denn auch hier kann ein Zusammenhang oder mehrere Zusammenhänge verloren gehen, bspw. über Hinterfragung der Tätigkeit bezüglich eines ‘Wozu?’. Denn auch wenn man ein (unzureichendes) Einkommen mit nach Hause bringt, so hat man manchmal das Gefühl als ‘Maschine’ zu agieren, für eine Tätigkeit, die einem widerstrebt. Glücklicher sind da die Menschen, die in ihrem favorisierten ‘Traumberuf’ beschäftigt sein dürfen, denn hier tritt das Einkommen (materieller Sinn) oft eher in den Hintergrund zu Gunsten der Tätigkeit (ideeller Sinn). Während nun Sinn in der Beschäftigung zu sehen Energien mobilisieren kann, raubt Sinnlosigkeit letztere und macht kraftlos und krank. Im schlimmsten Fall kann es zum chronischen Stresssyndrom (Burnout) führen, das eine Besinnung auf die derzeitige Situation einfordert. Eine andere Perspektive zum Begriff der Arbeit einzunehmen kann einen ersten Schritt darstellen, diesen Terminus positiver zu konnotieren, statt mit dem negativ-belegten Begriff aus der Industriegesellschaft, Arbeit als Aufgabe, die gemäß Stellenbeschreibung zu erfüllen ist. Schmid bietet eine moderne Definition an, dass Arbeit als etwas wahrgenommen wird, was im Leben zu leisten ist, um ein bejahenswertes Leben führen zu können und das betrifft nicht nur den Bereich der Erwerbsarbeit.
Marco José, geb. 1978, begann sich während der Tätigkeit in einem Angestelltenverhältnis in einer Klinik existenzielle Fragen über die Zukunft zu stellen und befasste sich mit philosophischen Werken. Spätestens nach der Geburt seiner ersten Tochter entschied er, das perspektivlose Arbeitsverhältnis aufzulösen und seinen Traum zu verwirklichen: zu studieren, um mit Kindern arbeiten zu können. José holte sein Abitur 2008 über den zweiten Bildungsweg nach und setze sein Vorhaben Schritt für Schritt um. Derzeit studiert er an der Universität Koblenz-Landau – Campus Koblenz Grundschulpädagogik mit den Fächern Deutsch und Ethik.