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Geisteswissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 48
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die im Jahr 2006 ausgebrochene Finanzkrise hat ein gewaltiges gesellschaftliches Echo verursacht. Ihre Folgen sind bei weitem noch nicht absehbar. Es lässt sich jedoch jetzt schon sagen, dass sie sich nicht auf die Ebene der Wirtschaft beschränken. Eine breite Debatte über den Kapitalismus hat die Öffentlichkeit, die Literatur und die Wissenschaft erreicht. Veränderungen im Umgang mit Geldbegriffen sind vielfältig zu beobachten. Finanz- und Wirtschaftskrisen sind jedoch keine Erfindung der Moderne, so befand sich die späte Römische Republik etwa 100 Jahre in einer Art Dauerkrise. Besonders deutlich wird dies an der Catilinarischen Verschwörung - einer Verschwörung, die sich vor allem aus dem Versprechen der Schuldentilgung rekrutiert. Von diesen Überlegungen angeregt, hat sich diese Arbeit mit Frage auseinandergesetzt, ob sich ähnliche sprachliche Phänomene für die römische Republik beobachten lassen. Als Gegenstand der Untersuchung wurden die Briefe Ciceros an Atticus genutzt, seinem Vertrauten und vor allem seinen Bankier. Also ideal geeignet, um Veränderungen im Umgang mit Geld zu untersuchen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, Gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Ursachen der Verschwörung: An dieser Stelle wird nun begonnen, die Hintergründe der Ereignisse, die den Rahmen zu den Briefen geben, zu erläutern. Die erste Betrachtung geht dabei auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ein. Damit soll ein Gefühl für den allgemeinen Zustand der Republik in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. gegeben werden. Die konkreten Ereignisse, die es möglich machen die jeweiligen Stellen der Briefe genau zuzuordnen, folgen. Die römische Republik befand sich seit der Mitte des 2. Jahrhunderts in einer Krise. Diese Krise hatte ihre Ursache in der raschen Ausbreitung der römischen Eroberungen. Es entstanden neue Strukturen, an die die Verfassung nicht angepasst war. Doch nicht allein die strukturellen Probleme zermürbten die Republik, denn eine ganze Reihe von größeren Kriegen spielte ebenfalls eine wichtige Rolle. Besonders deutlich lassen sich die Folgen des römischen Wachstums in der Landwirtschaft erkennen. Es bildeten sich immer mehr Latifundien heraus. Diese wurden von meist von den Senatoren unterhalten. Sie vergrößerten ihren Besitz sukzessive, während die Bauern, die das Rückgrat des Heeres stellten, ihren immer längeren Kriegs-dienst leisteten. Ebenso schreckten jene nicht davor zurück, sich unrechtmäßig staatlichen Boden anzueignen. Eine weitere Nebenerscheinung war der Weg zur Massensklaverei. Sklaven wurden in der Landwirtschaft vor allem als billige Arbeitskraft betrachtet und standen durch die zahlreichen Kriege in großer Zahl zur Verfügung. Dadurch wurden die Bauern noch weiter ins Abseits gedrängt. Dabei konnten sie sich häufig auch so nicht der Konkurrenz der großen Betriebe stellen. Die Villenwirtschaft war wirtschaftlicher und marktbezogener. Viele verarmte Bauern versuchten daraufhin in Rom ihr Glück. Es kam zu einer Land-flucht, wodurch die Meisten ihre Situation jedoch kaum verbesserten. Die in Rom eingeführte Geldwirtschaft ermöglichte zwar eine Spezialisierung der Handwerker, lies aber auch tiefgreifende Unterschiede zwischen arm und reich entstehen. Durch diese Spezialisierungen entstand zwar auf der einen Seite ein differenziertes Angebot an Waren und Dienstleistungen, auf der anderen Seite standen aber auch die Handwerker durch die Sklavenwirtschaft unter einem gewaltigen Druck. Die Großgrundbesitzer förderten auf ihrem Besitz zudem vor allem die Öl- und Weinproduktion. Als Folge sank die Menge des in Italien angebauten Getreides. Rom konnte sich und sein Umland nicht mehr selbständig ernähren und die Getreidepreise stiegen. Die stark angewachsene Menge der verarmten Stadtbevölkerung stellte entsprechend einen großen sozialen und politischen Unruheherd dar. Die daraus resultierenden Forderungen nach billigerem Getreide und einer Neuverteilung des Landes waren spätestens seit den Gracchen politischer Alltag. Tiberius Gracchus, Volkstribun im Jahre 133, versuchte sich dem Problem mit der Einsetzung einer Ackerkommission anzunehmen. Als er auf das Veto seines Kollegen mit dessen Absetzung durch die Volksversammlung reagierte, schaffte er damit eine Zäsur der römischen Innenpolitik: Er übertrug der Volksversammlung exekutive Macht. Macht, die sonst nur der Senat innehatte. Dadurch war auch ein neues Entscheidungszentrum der Politik geschaffen. Seine eigentlichen Reformversuche endeten niedergeschlagen durch den Senat. Es bildeten sich zwei Parteien der Aristokratie heraus: die sogenannten Popularen und die Optimaten. Die Popularen führten ihre Politik mit Hilfe der Volksversammlung durch, entsprechend wichtig waren die Themen der Landverteilung und des Getreides in ihrer Politik. Die Optimaten versuchten die Vorherrschaft des Senats zu erhalten. Sie waren vor allem bestrebt, die Grundlagen ihres wirtschaftlichen Wohlstandes zu erhalten. Diese Gruppierungen sind allerdings nicht als einheitliche Parteien zu sehen. Die Bedeutung des Themas der Landverteilung lässt sich sogar für das Konsulat Ciceros nachweisen. Er musste sich des Versuches des Volkstribunen Servilius Rullus erwehren, der bestrebt war, ein neues Gesetz zur Landverteilung mit Hilfe der Volksversammlung zu verabschieden. Das Hauptproblem des Konfliktes zwischen den politischen Lagern war jedoch, dass beide Seiten kaum mit den gesetzlichen Rahmen arbeite-ten. Die Volkstribunate waren nach den alten Sitten vom Senat abhängig und jeder Versuch der unabhängigen Gesetzgebung stellte einen Bruch dieser Sitten dar. Der Senat und die Magistrate selber wiederrum hatten aber auch kein wirkliches Machtmittel, um die Ausübung dieser Politik zu verhindern. In der direkten Folge wurden viele Auseinandersetzungen mit Gewalt in den Straßen ausgetragen und auch die Bestechung von großen Wählergruppen gewann zunehmend an Bedeutung. Dadurch war Erfolg in der späten Republik häufig mit der Bereitschaft verbunden, Gewalt und Geld aggressiv einzusetzen. Entsprechend war die eigentliche Macht auf wenige, mächtige Personen übergegangen. Geld und Bestechung gewannen auch durch einen anderen Grund zunehmend an Bedeutung: seit jeher waren die Ämter des cursus honorum Ehrenämter. Die Finanzierung einer senatorischen Karriere über Kredite war entsprechend normal. Den Erlös erhoffte man sich durch die nachfolgenden Promagistrate. Der Konkurrenzkampf um die Ämter wurde jedoch deutlich verschärft, da Sulla die Zahl der Mitglieder des Senats deutlich erhöhte. Erschwerend kam natürlich auch hinzu, dass durch die wachsende Notwendigkeit, die Stadtbevölkerung zu bestechen, die Kosten einer Kandidatur nochmals stiegen. Entsprechend war die Armut nicht nur für die plebs urbana, sondern auch für die Senatoren selber ein gewaltiges Problem. Die politischen Strukturen wurden jedoch auch durch die zahlreichen Kriege geschwächt. Wie bereits angesprochen sorgten sie für eine starke Belastung der Bauern. Durch den drohenden Zusammenbruch des ganzen Standes, wurde auch das Heer geschwächt. Um die alte Schlag-kraft wieder herzustellen, reformierte Marius in mehreren Schritten um das Jahr 107 v. Chr. die Armee hin zu einem Berufssoldatentum. Durch die Abschaffung des bisher gültigen Zensus wurde der Pool an Rekruten deutlich erhöht. Wichtiger für die weiteren Geschicke der Republik ist allerdings, dass der Feldherr von nun an für den Sold und den Ruhestand der Soldaten sorgen musste. Da also der imperator für das Wohlergehen seiner Legionäre verantwortlich war, standen sie mit ihrer Treue näher an dem jeweiligen Feldherren als an dem Staat selber. Dass den Soldaten für das Ende ihrer Dienstzeit Land versprochen wurde, sollte sich ebenfalls zu einem gewaltigen politischen Streitpunkt entwickeln. Außerdem wurde ein Grundpfeiler der römischen Gesellschaft, das Klientelwesen, auf diese Weise ausgehöhlt. Der 89 v. Chr. ausgebrochene Bundesgenossenkrieg stellte eine weitere Belastung dar. Dabei sind nicht nur die direkten Probleme des mehrjährigen Krieges selbst zu sehen, sondern viel-mehr sein Ergebnis: Ein großer Teil der Italiker erhielt das römische Bürgerrecht. Damit wurde zwar ein Streit beigelegt, der schon viele Jahre schwelte, die Verfassung aber an das neue territoriale Gebilde nicht angepasst. Die eigentlich benötigte neue Verwaltung blieb somit auf der Strecke, was die Politik weiter in ihrer Handlungsfähigkeit einschränkte. Vor allem aber sorgte der Konflikt zwischen den Popularen und den Optimaten für den end-gültigen Verlust des politischen Gleichgewichts. Die Auseinandersetzungen gipfelten im Bürgerkrieg zwischen Anhängern des Optimaten Sullas und denen des Popularen Marius. Die mehrmalige Eroberung Roms durch beide Seiten und die eingerichteten Diktaturen zerrütteten den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mit ihnen waren Gewalt und Willkür verbunden. Viele, vor allem aristokratische, Anhänger der jeweiligen Seite fanden den Tod. Der am Ende sieg-reiche Sulla bemühte sich durch Gesetze die Eintracht im Staat wiederherzustellen. Gleichzeitig war er bestrebt, die Vorherrschaft des Senates gegenüber den Volkstribunen zu sichern. Die meisten seiner Reformen wurden jedoch nach seinem Abdanken 79 wieder verworfen. Von einer Aussöhnung waren die Parteien zudem weit entfernt. Weitere Aufstände, wie der Sertorius- und der Lepidusaufstand, schlossen sich an. Sullas wahrscheinlich folgenschwerste Reform blieb jedoch erhalten, denn er hatte die Verantwortung für militärische Kommandos den Promagistraten übertragen. Da diese wiederum die neuen militärischen Aufgaben kaum bewältigen konnten, wurden Feldherren mit besonderem, von eigentlichen Magistraturen unabhängigen, Imperium ausgestattet. Der Weg für den Aufstieg der prägenden Individualisten der späten Republik war somit geebnet. Durch den Oberbefehl konnten die Generäle die Soldaten oftmals an sich binden, wodurch sie über ein gewaltiges Klientel und Machtmittel verfügten. Ebenso führten erfolgreiche Feldzüge nicht selten zu erheblichen Reichtümern. Besondere Brisanz erhielten diese Kommandos, da sie von den Volksversammlungen vergeben wurden. Entsprechend war es für die Potentaten möglich rein über ihre Popularität oder ihr Gewaltpotential ihre Kommandos zu erhalten und gegen den Senat Politik zu betreiben. Das Beispiel, das diese Möglichkeiten sehr deutlich aufzeigt, ist die Karriere des Pompeius. Die späte Republik ist also bereits in der Auflösung befindlich. Die politischen Entscheidungen von den Gracchen bis hin zu Cäsar wurden von gewalttätigen Aktionen begleitet. Die Nobilität war zersplittert und die entscheidenden Aktionen wurden von Einzelpersonen getragen. Die politische Kampagne Catilinas kann also bei der verarmten Bevölkerung auf fruchtbaren Boden fallen. Es ist also nicht verwunderlich, dass er die Unzufriedenen um sich sammeln konnte und dass sein Versprechen der Schuldentilgung die ‘Öffentlichkeit in höchste Erregung’ versetzte.

Über den Autor

Hannes Dölle wurde 1987 in Leipzig geboren. Im Jahr 2013 schloss er sein Studium des Polyvalenten Bachelor Lehramt in den Fächern Geschichte und Latein ab und befindet sich momentan im Master of Education. Die gewählte Fächerkombination ist ein Ausdruck des großen Interesses an der klassischen Antike. Durch die mediale Debatte um die Bedeutung des Finanzbegriffes und einem privaten Recherecheprojekt wurde das Interesse an der Forschungsfrage dieser Arbeit ausgelöst.

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