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- Emotionen in spätmittelalterlichen Texten am Beispiel Oswalds von Wolkenstein: Minnesang als Ausdrucksform persönlicher Empfindungen
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 52
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Dieses Buch untersucht den Minnesang als Ausdrucksform persönlicher Empfindungen am Beispiel der Lyrik des spätmittelalterlichen Dichters Oswald von Wolkenstein. Im Laufe der Untersuchung nimmt der Autor den Leser mit auf eine Reise durch die Gedankenwelt des Minnesängers und nähert sich dabei den Fragen, wie Oswald von Wolkenstein seine Emotionen schriftlich verarbeitete und ob er sich an die gleichen Konventionen hielt wie andere Lyriker seiner Zeit, oder ob er als ein Pionier der Gefühlsäußerung zu betrachten ist.
Textprobe: Kapitel II, Emotionen und Emotionalität: 1, Was sind Emotionen? Eine Einordnung des Begriffes Emotion ist nach aktuellem psychologischen Forschungsstand nicht so einfach, vor allem weil die Menschen jenen Begriff oft mit anderen Gefühlsäußerungen verwechseln und daher keine genaue Eingrenzung im Alltag erkennbar ist. Eine Emotion ist ein komplexer Prozess, der verschiedene bestimmte Merkmale zur eindeutigen Klassifizierung aufweist. Eine so genannte Arbeitsdefinition, also eine Definition welche zur Beschreibung und Abgrenzung des Begriffes Emotion dient, gibt ein Lehrbuch von Meyer, Schützwohl und Reisenzein: 1. Emotionen sind Vorkommnisse von z.B. Freude, Traurigkeit, Ärger, Angst, Mitleid, Enttäuschung, Erleichterung, Stolz, Scham, Schuld, Neid sowie von weiteren Arten von Zuständen, die den genannten genügend ähnlich sind. 2. Diese Phänomene haben folgende Merkmale gemeinsam: (a) Sie sind aktuelle Zustände von Personen (b) sie unterscheiden sich nach Art oder Qualität und Intensität [...] (c) sie sind in der Regel objektgerichtet [...] (d) Personen, die sich in einem der genannten Zustände befinden, haben normalerweise ein charakteristisches Erleben (Erlebensaspekt von Emotionen), und häufig treten auch bestimmte physiologische Veränderungen (physiologischer Aspekt von Emotionen) und Verhaltensweisen (Verhaltensaspekt von Emotionen) auf. . Durch diese Definition wird klar, dass Emotionen immer nur aktuelle Zustände von einzelnen Personen darstellen. Das bedeutet, dass als vermeintliche Emotionen wahrgenommene Phänomene, wie etwa eine positive Grundeinstellung eines Menschen, nicht als Emotion, sondern als Eigenschaft einzustufen sind. Die Tatsache, dass Emotionen objektgerichtet sind, bedeutet, dass die angesprochenen Objekte jedoch nicht für Außenstehende erkennbar sein müssen. Das heißt, wenn Person A in der kommenden Woche eine schwierige Prüfung vor sich hat, so dürfte diese Person die Emotion Angst äußern, obgleich Person B den Grund für diese Emotion nicht fassen kann. Ein Objekt, nämlich die bevorstehende Prüfung, gibt es für Person A aber trotzdem. Zudem geht aus der Definition hervor, dass Emotionen sich in Qualität und Intensität unterscheiden: Je nach Art der Emotion, also Trauer, Angst oder Freude, etc., nehmen wir die Intensität oftmals verschieden war. Man geht davon aus, dass negative Emotionen direkter wahrgenommen werden als positive, da die Ausschüttung der Hormone ebenfalls direkter wahrgenommen wird. Ein Beispiel: Schießt Deutschland in einem Länderspiel ein Tor, so dürften alle Fans gleichermaßen von der Emotion Freude betroffen sein. Jedoch merken sie es aufgrund ihres Gemütszustandes nicht, berichten aber später in guter Erinnerung von jenem Moment. Empfindet ein arachnophober Mensch Angst während er kurz vor einem möglichen Kontakt mit einer Spinne steht, so nimmt er diese Emotion bewusst wahr. Dies geschieht, da er diesem Zustand so schnell wie möglich entkommen will. Dieses Beispiel erklärt auch den letzten Teil der Definition, nämlich die Kennzeichnung der betroffenen Person, was bedeutet: Eine Person, die von einer Emotion betroffen ist, äußert diesen Zustand meist über ein charakteristisches Erleben, wie zum Beispiel einem lauten Freudenschrei, eine bestimmte physiologische Veränderung, eine eintretende Hochatmung oder bestimmte Verhaltensweisen, beispielsweise die Flucht auf einen Stuhl beim Erblicken einer Maus. Doch welche Funktion haben Emotionen? Im Prinzip ist die Beantwortung dieser Frage recht einfach, wenn auch für jeden unterschiedlich. Allgemein geht man davon aus, dass Emotionen dem Menschen unbewusst helfen, in manchen Situationen das Richtige zu tun , obgleich diese Situation im Leben des betroffenen Individuums bislang noch nicht vorkam. Die Ähnlichkeit zu Instinkten ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, was Joachim Funke in seinem Onlinekurs bestätigt: Damit übernehmen sie eine ähnliche Funktion wie z.B. Instinkte: So wie sich ein Baby instinktiv an seiner Mutter festklammert, so treibt uns unsere Angst dazu, vor einem Tier wegzulaufen. Beides ist gleichermaßen sinnvoll für das Überleben. Während Instinkte jedoch nur auf ganz bestimmte, sehr eng definiert (sic!) Reize aktiviert werden, kann man vor fast allem Angst haben, sogar vor der Angst selbst. [...] Sie fragen sich, welche Funktion es z.B. haben soll, Angst vor der Angst zu haben. Nachdem nun theoretisch geklärt ist, was eine Emotion eigentlich ist, stellt sich natürlich die Frage, wie ein temporärer Gemütszustand einer einzelnen Person mit vermutlich nicht wahrnehmbarem Objekt der Auslösung in einem spätmittelalterlichen Text auffindbar, beziehungsweise analysierbar ist: Unter der Voraussetzung, dass Oswald sich in seinen Texten inszenieren wollte, musste er folglich versuchen, sein Publikum über die emotionale Ebene zu erreichen. Der Autor kann also das Ziel verfolgen, eine Emotion durch den Text weiterzugeben und hoffen, dass er den Rezipienten anschließend wie beabsichtigt erreicht. Natürlich kann es dabei auch zu Missverständnissen kommen, jedoch sollte der biographische Hintergrund dabei helfen, die Situation Oswalds von Wolkenstein objektiv zu analysieren und die konkreten Emotionen herauszufiltern. Norbert Fries veröffentlichte 2007 eine entsprechende Arbeit zur Kodierung von Emotionen in Texten und stellte fest, dass [u]nter Rückgriff auf extra-grammatische Kenntnisbereiche [...] lexikalisch bzw. grammatisch bzw. text- strukturell determinierte Bedeutungen bei vokalen oder schriftlichen Äußerungen (also in Gesprächen oder in Texten) in spezifische Interpretationen überführt werden [können], welche auf bestimmte Diskurs- bzw. Text-Referenten bezogen sind. . Dies bedeutet, es ist auch ohne direkte Nennung von Emotionen möglich, durch bestimmte Merkmale im Text jene zu äußern, beziehungsweise sie anzudeuten. Eine Tatsache, die bei der Anal
Christian Blum, M.A., wurde 1987 in Köln geboren. Als Student der Germanistik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf widmete er sich bereits vor dem Schreiben seiner Bachelor-Arbeit oftmals Texten aus vergangenen Zeiten. Im Juli 2012 schloss Blum sein Studium mit dem akademischen Grad des Master of Arts ab. Heute lebt und arbeitet er in Düsseldorf und schreibt für ein großes Onlineportal.
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