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- Eine praxisorientierte Analyse von Übersetzungsstrategien in einer literarischen Übersetzung: Der kanadische Roman "The Rebel Angels" von Robertson Davies in der deutschen Übersetzung von Stefanie Schaffer
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 40
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In den letzten 20 Jahren ist das Interesse am Thema der Übersetzungsstrategien deutlich gewachsen. Dabei wurde im Vergleich zum Bereich der technischen und fachspezifischen Übersetzung das Gebiet der Literaturübersetzung seltener erforscht. Die vorliegende Studie konzentriert sich auf die Untersuchung der translatorischen Strategien und dazu gehörenden Entscheidungen der Literaturübersetzerin Stefanie Schaffer beim Übersetzen des kanadischen Romans The Rebel Angels ins Deutsche. Es gilt herauszufinden, ob Literaturübersetzer bei ihrer Arbeit bestimmten Strategien folgen. Im Laufe der Untersuchung wird deutlich, dass Literaturübersetzer durchaus bestimmte Strategien befolgen, auch wenn diese nicht rigoros umgesetzt werden. Speziell für diese Untersuchung wird das Modell der erweiterten autorengerechten Übersetzungsstrategie entwickelt, an dem die Angemessenheit der Übersetzung bewertet wird. Das Strategie-Modell könnte anderweitig in fachgemäß angepasster und weiterhin differenzierter Form sowohl von Übersetzern als Orientierungsrahmen bei ihrer Tätigkeit als auch von Wissenschaftlern für Übersetzungsanalysen eingesetzt werden.
Textprobe: Kapitel 2.1, Textexterne Dimension: 2.1.1, Der Autor und die situative Einbettung des Romans: Da es sich um eine autorengerechte Strategie handelt, soll der Autor des Romans auch im Vordergrund stehen. So werden zunächst aus einer Recherche mithilfe von Sekundärliteratur einige relevante Daten zu seiner Persönlichkeit und seiner Stellung in der Ausgangs- und Zielkultur (A1, Autorenpragmatik) zusammengestellt. Für den Vergleich der Übersetzung mit dem Ausgangstext ist außerdem die situative Einbettung des Romans zu beachten. Hierbei gilt die Aufmerksamkeit den pragmatischen Faktoren des Ausgangstextes, die bei der Übersetzung ‘als Träger kulturspezifischer Merkmale’ (Nord 2003: 81) berücksichtigt werden müssen, nämlich die Orts- und Zeitpragmatik (A2) sowie die Leserpragmatik (A3). Der Roman wurde erstmals im Jahre 1981 herausgegeben. Die vorliegende Ausgabe ist ein Taschenbuch des US-amerikanischen Verlags Penguin. Penguin ist ein Taschenbuch-Verlag der sowohl klassische als auch zeitgenössische Belletristik herausgibt. Der Schriftsteller Robertson Davies (1913–1995) gehört zu den bekanntesten Schriftstellern Kanadas, in Deutschland sind jedoch seine Werke und sein Talent weniger bekannt: ‘[…] nach dem Studium in Kingston und Oxford wandte er sich der Schauspielerei zu. Anschließend arbeitete er als Kulturredakteur diverser Zeitungen, bis er als Professor für englische Literatur an die Universität Toronto berufen wurde. Er war Ehrendoktor mehrerer Universitäten, erhielt zahlreiche literarische Auszeichnungen’ (Blazejovsky 1987) und wurde kurz vor seinem Tod für den Literaturnobelpreis nominiert. Gerade diese Information bestätigt Nords Idee, dass der Autor ‘eines literarischen Textes in der Regel ein individueller Sender ist, der im literarischen Kontext der Situation bzw. Kultur als ‚Literat’ bekannt ist’ (Nord 2003: 81). Hier hatte also die Übersetzerin die Aufgabe, Davies’ Schreibwelt dem deutschen Leser näher zu bringen und dabei die Autorenintention zu wahren, die nämlich laut Nord darin besteht, nicht unbedingt verbindlich die Realität darzustellen, sondern viel eher dem Leser ‘durch die Darstellung einer fiktiven Welt (indirekt) persönliche Einsichten über die Realität zu vermitteln’ (Nord 2003: 81). Im Falle des Romans The Rebel Angels geht es vor allem um eine ‘satirische Betrachtung des Universitätsbetriebs’ (Linzel 2008) und dessen Kritik. Davies’ Werk von insgesamt 12 Romanen wurde in viele europäische Sprachen übersetzt, trotz der großen Herausforderung für die Übersetzer, seinen einzigartigen fesselnden Stil angemessen wiederzugeben. Denn Robertson Davies steht für ‘geschliffene Ironie, nuancierte Charakterzeichnung und dramatisch-geraffte Erzählweise’. (Blazejovsky 1987). Seine ersten drei Romane haben ein sehr breites Publikum in der englischsprachigen Welt angesprochen. Vor allem sein Roman Der Fünfte im Spiel (‘The Fifth Business’) ist sehr beliebt und gehört in manchen Ländern sogar zur Lektüre im Englischunterricht. Gattungsspezifisch kann man Rebellische Engel gut als Universitätsroman einordnen, was wichtig für die Bestimmung der Leserschaft ist. Denn wer liest gerne satirische Universitätsromane über das Leben der Akademiker? Vermutlich würde sich eher ein Leserkreis angesprochen fühlen, der sich damit identifizieren kann und der eine gepflegte intellektuelle Unterhaltung sucht – so sind es meistens Studenten und Akademiker, oder auch solche Leser, die über genügend Hintergrundwissen verfügen, um die so oft von Davies in den Text eingebauten kulturellen Zusammenhänge erschließen zu können, bzw. auch daran Spaß haben.