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Geisteswissenschaften

Mariella Lukas

Die Stadt Karlsruhe: Von der barocken Planstadt zur Residenz des Rechts

ISBN: 978-3-95684-441-6

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Warum spricht man über Karlsruhe von der Residenz des Rechts und warum stehen das Bundesverfassungsgericht und eines der obersten Bundesgerichte eigentlich ausgerechnet in der unscheinbaren Fächerstadt in Nordbaden? Die Wurzeln der deutschen Rechtsgeschichte liegen in Karlsruhe tiefer, als man denkt. Die Stadt, welche nächstes Jahr ihr 300-jähriges Jubiläum feiert, hat den Parlamentarismus wohl mehr geprägt als jede andere Stadt in Deutschland. Aber wie kam es dazu? In diesem Buch wird nicht nur die Geschichte der Stadt Karlsruhe, sondern gleichzeitig ein großer Teil der Rechtsgeschichte unseres Landes beleuchtet. Von der Grundsteinlegung der Stadt Karlsruhe, bis hin zu dem Entschluss, dass das Bundesverfassungsgericht seinen Sitz hier haben solle. Und möge man den Hüter unseres Grundgesetzes wohl eher in einer Weltstadt wie Hamburg oder München vermuten, so hat der Standort Karlsruhe durchaus seine Daseinsberechtigung.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3, Von der Markgrafschaft zum Großherzogtum: Die Zeit des Krieges schien vorerst nicht vorbei zu sein und das Leben in Karlsruhe glich einer ständigen Baustelle. Im Zuge des Hauptschlusses der außerordentlichen Reichsdeputation am 25. Februar 1803 wurde die Markgrafschaft zum Kurfürstentum von Napoleons Gnaden. Dieser Beschluss fußte auf dem Friedensvertrag von Lunéville. Der Markgraf von Baden wurde zum Kurfürsten ernannt und bekam somit etliche Gebiete im Umkreis zugesprochen. Der Breisgau, die Ortenau, der Kraichgau, die Stadt Konstanz und viele weitere Gebiete fielen unter die Herrschaft des Markgrafen, sodass er in kürzester Zeit etwa 412.000 Untertanen hatte. Drei Jahre später, im Jahre 1806, trat das Kurfürstentum Baden dem Rheinbund bei: die Unterschrift der Rheinbundakte führte zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Der französische Kaiser Napoleon Bonaparte und die 16 bevollmächtigten deutschen Fürsten lösten sich also vom Heiligen Römischen Reich und schlossen sich somit der Konföderation des Rheinbundes an. Demzufolge nahm Carl Friedrich von Baden den Titel des Großherzogs und das Prädikat der Königlichen Hoheit an. Berichten zufolge soll ihm aufgrund der Größe seines neuerworbenen Territoriums, der Königstitel angeboten worden sein, welchen er allerdings aus Gründen seiner Bescheidenheit ablehnte. Alle badischen Fürsten beherrschten die Kunst der Bescheidenheit, wenn es darum ging, politische Entscheidungen zu treffen. Durch den Zusammenschluss des Großherzogtums konnte Carl Friedrich einen Zugewinn von etwa 5.000 Quadratkilometern Land und 270.000 Einwohnern verzeichnen. Worum sich jedoch viele Einwohner sorgten, war der Status der Haupt- und Residenzstadt. Durch den immensen Zugewinn weiterer Städte fragte man sich, ob Karlsruhe weiterhin Hauptstadt bleiben würde. Das neue Land verfügte aufgrund seiner länglichen, dünnen Form über keinen markanten Mittel- oder Schwerpunkt. Auch die hinzugekommenen Städte, mit teilweise prachtvollem Erscheinungsbild, wie zum Beispiel Freiburg oder Konstanz, hätten der jungen Stadt zur Konkurrenz werden können. Karlsruhe zeigte sich Frankreich gegenüber weiterhin loyal. Während der noch andauernden Koalitionskriege beteiligte sich das Großherzogtum an militärischen Einsätzen gegen Preußen und Russland. Karlsruher Zeitungen druckten die französischen Wehrmachtsberichte ohne jegliche Zensur ab. Noch im selben Jahr, in dem Carl Friedrich zum Großherzog von Baden ernannt wurde, bekam er in seiner Residenz Besuch vom mächtigen Kaiser Frankreichs, Napoleon Bonaparte. Er wurde von den Karlsruher Bürgern gebührend empfangen. Seit diesem Besuch hatte kein Badener mehr Zweifel an der Frage nach der Hauptstadt. Karlsruhe war und blieb badische Landeshauptstadt. Am 10. Juni 1811 verstarb Großherzog Carl Friedrich in seiner Residenz in Karlsruhe, wo er einst geboren wurde, im Alter von 83 Jahren. Mit einer offiziellen Amtszeit von insgesamt 73 Jahren (davon 65 Jahre Regierungszeit) geht er als einer der am längsten regierenden Monarchen in die Geschichte ein. Er war Markgraf von Baden-Durlach (1738–1771), Markgraf von Baden (1771–1803), Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (1803–1806), erster Großherzog von Baden (1806–1811) offiziell ‘Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen‘. Sein Nachfolger wurde sein Enkel, Karl Ludwig Friedrich von Baden (*1786-1818), da dessen Vater bereits 10 Jahre zuvor ums Leben gekommen war. Großherzog Karl von Baden war mit der Adoptivtochter von Napoleon Bonaparte, Stéphanie de Beauharnais (*1789–1860) verheiratet. Er wurde im Jahr 1806 regelrecht von Napoleon Bonaparte zu der Heirat gezwungen, da dieser so seine Verbundenheit mit dem Land Baden zum Ausdruck bringen wollte. Doch als sich der Großherzog 1813, zu Beginn der Befreiungskriege gemeinsam mit anderen Rheinbundstaaten von Napoleon abwenden wollte und Anschluss an das preußisch-österreichisch-russische Bündnis ersuchte, verlangte Napoleon Bonaparte die Scheidung. Dies verweigerte Karl aber aus Liebe zu seiner Frau. Dieser Konflikt ging aufgrund der guten Beziehung zu seiner Schwester, die sich mittlerweile zur russischen Zarin angeheiratet hatte, glimpflich aus. Nachdem Napoleon die Befreiungskriege verloren hatte und auf dem Wiener Kongress beschlossen wurde, dass die Gebiete Badens weitestgehend erhalten blieben, schloss sich das Großherzogtum dem Deutschen Bund an. Dieser sollte das Heilige Römische Reich Deutscher Nation ersetzen. Nach etwa 100 Jahren Stadtgeschichte lässt sich ein beeindruckendes Resümee ziehen. 1815 war die Einwohnerzahl bereits auf knapp 15.000 gestiegen. Der monarchische Nachfolger des Stadtgründers war nicht nur Regent in Karlsruhe, sondern mittlerweile Großherzog und regierte über fast 100.000 Menschen. Fortschritte auf dem Weg zur Demokratie machte die Stadt Karlsruhe im Jahre 1818, als die Badische Verfassung abgefasst und der erste Landtag gewählt wurde (? siehe Kapitel 3). 1825 wurde von Großherzog Ludwig I (*1763-1830), dem Nachfolger des 1818 verstorbenen Großherzogs Karl, das Polytechnikum in Karlsruhe gegründet. Dies war der Vorgänger der Karlsruher Technischen Hochschule, heutiges Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Im Jahre 1903 immatrikulierte sich hier das erste Mal deutschlandweit eine Frau. Unterdessen machte die Stadt weitere Fortschritte. Karlsruhe war die erste Stadt, in der eine bürgerliche Gleichstellung der Juden stattfand. Dies geschah 1862 und war ein weiterer Beweis für den fortschrittlichen Liberalismus. Die erste Synagoge in Karlsruhe wurde bereits 1798 erbaut.

Über den Autor

Mariella Lukas wurde 1988 in Heidelberg geboren und wuchs in einer kleinen Gemeinde unfern von Karlsruhe auf. 2009 verlies sie ihre badische Heimat, um an der Technischen Universität Darmstadt Geschichte und Germanistik zu studieren. Ihre Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt Karlsruhe blieb bestehen, sodass sie sich in dieser Arbeit ausgiebig mit den Wurzeln und der Geschichte der Stadt befasste. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums im Jahr 2013 nahm sie ein Aufbaustudium in Deutsch als Fremdsprache auf. Die Autorin arbeitet derzeit als Wissenschaftliche Hilfskraft an der Universitäts- und Landesbibliothek in Darmstadt und bildet sich zur Schreibberaterin weiter.

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