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Geisteswissenschaften

Beat Andreas Schweizer

Die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils in Lateinamerika

ISBN: 978-3-95549-190-1

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 48
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Zweite Vatikanische Konzil ist mittlerweile ein halbes Jahrhundert her - und trotzdem noch hochaktuell. Das Konzil hat eine unbeschreibliche Öffnung der Kirche gebracht, eine allgemeine Stimmung des Aufbruchs. Besonders intensiv waren dabei die Auswirkungen in Lateinamerika. Mit der Theologie der Befreiung kam es zu einer Begeisterung eines ganzen Kontinents. Wie der Name schon sagt, geht es um Befreiung - von Gewalt, Ausbeutung, Unrecht. Dabei spielt sich Vieles auf der wirtschaftlich-politischen Ebene ab. Aus diesem Grund ist es auch unmöglich, die ganzen Entwicklungen ohne den historischen Kontext im weiteren Sinne zu verstehen, was den ersten Teil der Arbeit ausmacht. In einem weiteren Schritt ist kurz auf die Rolle der lateinamerikanischen Bischöfe am Konzil einzugehen, bevor dann der Hauptteil und der eigentliche Titel der Arbeit erläutert werden, der Rezeption des Konzils in Lateinamerika. Dabei orientiert sich die Arbeit vorwiegend an den offiziellen Versammlungen der Bischofskonferenzen Lateinamerikas, insbesondere derjenigen in Medellín 1968, die als direkte Rezeption des Konzils gelten kann, und den größten Einfluss auf den weiteren Verlauf hatte. Die Studie befasst sich in erster Linie mit der frühen Rezeption.

Leseprobe

Kapitel 2, Der Beitrag lateinamerikanischer Bischöfe zum Konzil: Als Johannes XXIII. im Jahre 1959 das Zweite Vatikanische Konzil einberief, war man sowohl in Europa als auch in Lateinamerika überrascht. Auf die grossen Themen des Konzils wie den Dialog mit der Welt von heute, Ökumene, Rolle der Laien und weitere schwierige theologische Fragen war man in Lateinamerika nicht vorbereitet. Auf die Ankündigung des Konzils reagierten viele Bischöfe nicht sonderlich begeistert, nur wenige informierten ihre Gläubigen. Brennende Themen für die lateinamerikanischen Bischöfe zu der Zeit waren die Gefahr des Kommunismus und Diskussionen um das Schulwesen. Dies erklärt auch warum die Beiträge von lateinamerikanischen Bischöfen zum Konzil ziemlich gering ausgefallen sind. Im Vergleich zu früheren Konzilien (Trient, I. Vatikanum) war aber doch ein beachtlicher Teil der teilnehmenden Bischöfe aus Lateinamerika angereist: nämlich rund 600 oder gut 22% (Europa im Vergleich rund 850 oder 32%). Viele davon unterstützten ganz traditionell die römische Kurie, andere traten schon selbständiger auf und formulierten Probleme, die vom Konzil diskutiert werden sollen. Es ist aber wichtig anzumerken, dass das Konzil in Europa stattfand, und von europäischen, um genau zu sein, von mitteleuropäischen Bischöfen und Theologen dominiert wurde. Weit wichtiger als die einzelnen Beiträge der Bischöfe beurteilt Dussel die ganze Situation der Begegnung mit Bischöfen aus aller Welt, wo Kontakte geknüpft, Entdeckungen und Absprachen gemacht, neue Erkenntnisse erzielt werden konnten, ausgetauscht und reflektiert wurde. Dies alles bildete Nährboden für die weiteren Entwicklungen in der Rezeption des Konzils in Lateinamerika. Erwähnt werden dürfen die zu den Ausnahmen geltenden Beiträge von den beiden Bischöfen Manuel Larraín aus Chile und Dom Hélder Câmara aus Brasilien. Beide äusserten sich in Bezug auf die prophetische Rolle der Kirche und der ‘Kirche der Armen’. Larraín sagte z.B., das ganze Volk Gottes habe die Pflicht zu predigen und Zeugnis abzulegen. In Anlehnung an den hl. Cyprian fordert er einen evangelischen Lebensstil: ‘der evangelische Lebensstil muss deutlich und ständig wahrgenommen werden - durch eine reale, nicht bloss fiktive Armut, durch Keuschheit der Liebe, durch den freiwilligen Gehorsam, durch das Gebet und das Fasten, durch die Verfolgungen und die Nächstenliebe.’ Ihre jeweiligen Bischofskonferenzen, die chilenische und die brasilianische, waren am besten organisiert und für das Konzil vorbereitet und haben daher auch am meisten dazu beigetragen. 2.1, Papst Johannes XXIII. und das Konzil: Das Zweite Vatikanische Konzil nannte sich ein ökumenisches, und zwar in dem Sinne, als dass die teilnehmenden Bischöfe aus dem ganzen Erdkreis kamen. Zum ersten Mal bezog sich die Kirche auf die ganze Welt, nicht mehr nur Europa, und vollzog sich damit als Weltkirche. Wichtige Impulse für die Grundausrichtung und den Geist des Konzils waren schon von Johannes XXIII. vorgezeichnet, obwohl es dem Konzil nicht leicht fiel, sich die Ansichten des Papstes zu eigen zu machen. In seiner prophetischen Weitsicht forderte er die ‘Zeichen der Zeit’ zu erkennen, um so das Evangelium in der heutigen Welt zu verkünden. ‘Aggiornamento’ war ein eng damit zusammenhängendes Stichwort und wurde zum Schlachtruf: Anpassung an die Welt von heute. Der Glaube an Jesus Christus könne nur dann wirksam weitergegeben werden, wenn man die Lehre zeitgemäss interpretiert und formuliert. Theologie wird dadurch kontextbezogen. Seine weite Perspektive kam auch dort zum Ausdruck, wo er sagte: ‘Meine Familie ist die ganze Welt. Dieses Gefühl einer universalen Zugehörigkeit muss meinen Verstand, mein Herz und mein Tun bestimmen und beleben.’ Johannes XXIII. gab dem Konzil drei grosse Themen vor: die Öffnung zur Welt von heute, die Einheit der Christen und die Kirche der Armen. Mit den beiden ersten Themen kam das Konzil dann besser zurecht. Die Notwendigkeit eines Dialogs mit der Welt war die auf dem Konzil am ausführlichsten behandelte Frage. Vor allem kommt dies in der Konstitution Gaudium et spes zum Ausdruck, doch gehören die Dokumente insgesamt diesem Geiste an. Es geht darum, dass sich Welt und Kirche gegenseitig befruchten sollen. Dabei muss die Kirche die Rolle als Dienerin der Welt einnehmen, anstatt über sie zu herrschen. Kirche wird so zum ‘allumfassenden Heilssakrament’ (LG 48). ‘Sie ist in der Menschheitsgeschichte wirksam als Zeichen des Heilswillens Gottes im Hinblick auf alle Menschen und den ganzen Menschen.’ Die Welt, der man sich öffnete, war vor allem die Welt der modernen Wissenschaft und Technik, gleichzeitig der Demokratie sowie Menschen- und Freiheitsrechte. Somit fanden diese Werte durch die Konzilsreformen auch Eingang in die Kirche selbst. Aus der Öffnung zur Welt folgt auch die Öffnung gegenüber anderen Konfessionen, Religionen und Ungläubigen. Die ganze Menschheitsfamilie als Ganzes wird in den Blickwinkel genommen, da wir alle Kinder Gottes sind, und zu ihm hingeführt werden sollen. Die Ökumene war dann auch am Konzil einer der wertvollsten Punkte, wo man doch vom ‘extra ecclesiam nulla salus’ und der absoluten Heilsnotwendigkeit der Taufe abgekommen ist, allen Menschen guten Willens eine Heilsmöglichkeit zugesteht, ja anderen Religionen gar einen Anteil an der Wahrheit anerkennt. Johannes XXIII. war zwar sensibel gegenüber Fragen der Armut. Doch kam sein Anschneiden der Frage nach der ‘Kirche der Armen’ einen Monat vor Beginn des Konzils doch überraschend, und kann als prophetisches Ereignis gewertet werden, dessen Konsequenzen er selbst gar nicht so genau gesehen hatte. Auf jeden Fall heisst es in seiner Radiobotschaft vom 11. September 1962: ‘Ein weiterer Lichtpunkt: Den unterentwickelten Ländern zeigt sich die Kirche so, wie sie ist und sein will, als die Kirche aller, besonders aber als die Kirche der Armen.’ Es geht für ihn nicht bloss darum, den Armen und Unterdrückten Linderung zu bringen, sondern das kirchliche Bewusstsein zu erneuern. Er richtet seinen Blick sofort auf die Befreiung in Christus und die Nähe des Reiches Gottes, im Anschluss an Lk 21,20-33. Ohne Widerspruch hat die Kirche für ihn eine universale Dimension, als auch eine Präferenz für die Armen, wie der Gott der Bibel der Gott aller Menschen ist, sich gleichzeitig aber besonders den Kleinen und Unterdrückten annimmt. Das ‘ist und sein will’ bedeutet, dass das Reich Gottes zu Teilen schon in die Geschichte hereingebrochen, aber noch nicht zur Vollendung gelangt ist.

Über den Autor

Beat Andreas Schweizer, B.A., wurde 1988 in Winterthur in der Schweiz geboren. Im Jahre 2011 schloss er den Bachelor in Theologischen Studien mit Nebenfach Betriebswirtschaftslehre an der Universität Fribourg/CH erfolgreich ab. Durch längere Aufenthalte in Perú konnte er wertvolle Erfahrungen der lateinamerikanischen Realität und Kirche gewinnen. Zurzeit schließt er einen Master in Theologischen Studien mit Spezialisierung im interreligiösen Dialog und einen Master in Betriebswirtschaftslehre ab.

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