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- Die frühe Sturm und Drang Lyrik des Johann Wolfgang von Goethe: Die Prometheus-Dichtung unter gesellschafts- und religionskritischen Aspekten
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 52
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Mit dem Versuch der Menschen das eigene Welt- und Selbstverständnis zum Ausdruck zu bringen, haben sich mit der Zeit verschiedene Mythen herausgebildet, von denen die Schöpfungsmythen eine besondere Relevanz für die Menschen eingenommen haben. Viele dieser Mythen blieben dabei im Laufe der Geschichte nicht nur auf einen rein religiösen Kontext beschränkt, sondern haben ihrerseits Einfluss auf die unterschiedlichsten Künste genommen oder fanden durch ihren inspirierenden Charakter immer wieder als Themenstoff eine schriftbezogene Verwendung. Doch nur die wenigsten der auf die Schöpfung eingehenden Mythen konnten eine immer wiederkehrende Resonanz hervorrufen, wie dies der Prometheus-Sage als Bestandteil der griechischen Mythologie gelang. Dabei hat die Auseinandersetzung mit dem Prometheus-Stoff eine äußerst lange Tradition vorzuweisen. Gehört doch die mythologische Gestalt des Prometheus zu den bedeutendsten Figuren der okzidentalen Literaturwissenschaft. Doch obwohl die Rezeptionsgeschichte der Prometheus-Gestalt kaum zu überblicken ist und nicht ausschließlich auf die deutsche Literatur begrenzt bleibt, ist die wohl bekannteste Bearbeitung dieses Mythenstoffes Johann Wolfgang von Goethe zuzuordnen, welcher nicht nur mit seiner Beschäftigung mit der Prometheus-Sage eigene Akzente setzte, sondern dieser gleichzeitig auch einen neuzeitlichen Ausdruck verlieh.
Textprobe: Kapitel 2.2.1, Der Geniegedanke im Sturm und Drang: Die generelle Geniediskussion kann auf eine äußerst lange Tradition zurückblicken und setzt nicht erst mit dem Sturm und Drang ein, sondern entwickelte sich allmählich seit den 1750er Jahren zum zentralen Reflexionsgegenstand nicht nur für die deutsche, sondern auch für die resteuropäische Literatur. Doch im Gegensatz zum Barock spielte in der deutschen Literatur der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und damit insbesondere im Sturm und Drang, ‘der Gedanke eines belebenden Prinzips bzw. eines natürlichen Schaffensdrangs als Basis echten Künstlertums eine zentrale Rolle’, was maßgeblich dazu beiträgt, dass die Sturm und Drang Strömung heute auch als Geniezeit eine gebräuchliche Bezeichnung findet. In der Regel war damit das Problem verbunden, inwiefern der Dichter, von dem man die Nachahmung der Natur und den natürlichen Schaffensdrang verlangte, noch in der Lage sei, eigenständig Kunst hervorzubringen. Dabei hatte vor dem Hintergrund philosophiegeschichtlicher und kunstphilosophischer Strömungen in England und Frankreich Johann Gottfried Herder den jungen Johann Wolfgang von Goethe in Straßburg mit wichtigen Ideen und Leitsätzen der Genieästhetik bekannt gemacht, wodurch zu Beginn des Sturm und Drang ein gemeinsam propagierter Geniegedanke schließlich zur Bildung und Verbreitung einer neuen Dichtervorstellung beitrug. Auslöser hierfür war eine in Frankreich im 17. Jahrhundert geführte Debatte zwischen Alten und Modernen, die sogenannte Querelle des anciens et des modernes, in der es um die Frage ging, ob und wie die modernen Dichter die vorbildhaften Alten überbieten können und ob sich das Genie eher durch ingenium, also Talente und Begabung, oder durch das studium einer reinen Gelehrsamkeit und der Anwendung erlernter Regeln auszeichne. Aber auch die in England überwiegend durch Shaftesbury, Addison und Young in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts geführte Diskussion hinsichtlich des Geniegedankens ermöglichten es Johann Gottfried Herder auf deren Grundlagen sein Dichterkonzept des Genies zu entwickeln. Doch die grundsätzliche Überlegung zu einem dichterischen Genie in der europäischen Tradition wurde bereits im 16. Jahrhundert angesprochen, aber erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts weiter ausgeführt. So war schon für Julius Caesar Scaliger der Dichter nicht nur ein poeta doctus, sondern vielmehr ein alter deus, ein zweiter Gott, der als Schöpfer seines eigenen Kunstwerkes in Erscheinung tritt. Shaftesbury hingegen bezeichnet den wahren Dichter als zweiten Schöpfer und spricht diesem einen relativ autonomen Status zu, indem er ihn mit der Figur des Prometheus vergleicht, der die Menschen aus feuchter Erde formte. Prometheus wurde so zum zentralen Symbol des neuen Geniegedankens bestimmt. Such a poet is indeed a second maker, a just Prometheus under Jove. Like that sovereign artist or universal plastic nature, he forms a whole, coherent and proportioned in itself, with due subjection and subordinacy of constituent parts. Zwar wird mit der Bezeichnung ‘Prometheus under Jove’ eine Unterordnung deutlich, in der der Dichter noch nicht auf die gleiche Stufe mit Jupiter gestellt wird, doch legt Shaftesbury bereits durch diesen Vergleich nahe, dass der Dichter gottähnlich schaffe und damit dem Göttlichen zumindest sehr ähnlich sei. Diese Grundvorstellung vom dichterischen Genie veränderte sich erst mit dem Sturm und Drang, indem eine neue Debatte entbrannte. Anders als in den früheren Konzeptionen, wurde mit dem Sturm und Drang das Schaffen des Dichters weder auf göttliche Inspiration noch auf die menschliche Vernunft, sondern auf die im Genie wirkenden elementaren Kräfte der Natur, dessen Individualität und der Fähigkeit zur Gefühlsäußerung zurückgeführt. Dabei ist der Dichter ‘aus der Natur heraus in besonderem Maße mit schöpferischer Kraft begabt’, die sich aus dem Zusammenwirken aller organischen Fähigkeiten des Menschen ergeben und ihn schließlich zur schöpferischen Selbstverwirklichung antreiben. Demnach geht das Wirken des dichterischen Genies auf eine naturhafte Veranlagung zurück, die angeboren ist und nicht erlernt werden kann, was sein Schaffen unabhängig von äußeren Regeln und tradiertem Wissen werden lässt und ausschließlich aus dem eigenen Inneren heraus erfolgt. Dabei wurde im Selbstverständnis der jungen Autorengeneration Shakespeare zum Sinnbild des genialen Dichters auserkoren, da dieser in seinem literarischen Wirken den Stürmern und Drängern eine neue Welt der Kreativität entdecken ließ und die Ablösung von der klassizistischen Dichtung ermöglichte. Doch insbesondere das von Herder und Goethe propagierte Ideal des durch den Dichter repräsentierten autonomen und kreativen Menschen, radikalisierte das Konzept des aus seiner inneren Natur heraus, ohne Rücksicht auf gegebene Regeln schaffenden Genies. Anstelle einer rein rationalen Denkweise wurde schließlich der Geniegedanke gesetzt, der durch Prometheus in seiner Funktion als ‘Urbild aller genialen Schaffenskraft und menschlicher Autonomie’ das Originalgenie verkörpern sollte und erst durch Goethes Wirken eine umfassende schriftbezogene Verwendung fand.
Adrian N. S. Witt, B.A., wurde 1987 in Tegernsee geboren. Sein Studium der Germanistik und Geschichte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg schloss der Autor im Jahr 2012 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Im Anschluss nahm der Autor ebenfalls in Bamberg ein Aufbaustudium der Germanistik und Kommunikationswissenschaft auf, das er im Jahr 2015 mit dem akademischen Grad des Master of Arts abschließen möchte. Bereits während des Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und des Journalismus. Daneben ist der Autor als Rezensent, Redakteur und freier Mitarbeiter tätig, ehrenamtlich, kommunal- und hochschulpolitisch engagiert und lässt sich parallel zu seinem Master-Studium zum Journalisten ausbilden. Fasziniert von fremden Kulturen und Religionen bemüht sich der Autor seit frühester Kindheit eine möglichst vielseitige, interdisziplinäre und interkulturelle Bildung zu erwerben und diese weiterhin auszubauen.
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