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- Die Frau im Sprichwort: Türkische, deutsche und spanische Sprichwörter im sprachlich-kulturellen Vergleich
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 52
Abb.: 17
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Inwieweit kann man von sprachlichen Eigenheiten auf die kulturellen Gegebenheiten eines Landes bzw. eines Sprachraumes schließen? Ausgehend von der Typologie des Türkischen, Deutschen und Spanischen und der Darstellung von Sexus und Geschlechterstereotypen in den drei Sprachen, werden die Traditionen der Sprichwörter an dem Thema Frau aufgearbeitet, denn geschlechterspezifische Sprichwörter gab und gibt es vor allem über Frauen. Anhand eines Korpus von über 200 Sprichwörtern, klassifiziert nach dem Matti Kuusi type system of proverbs, erfolgt die Analyse der Struktur, Thematik und Metaphorik der Sprichwörter und abschließend der kontrastive Vergleich. Daraus ergibt sich ein je spezifisches Frauenbild, welches auch Rückschlüsse auf die Wechselwirkung der Sprachen auf ihre Kultur und Tradition erlaubt.
Textprobe: Kapitel 2.4.2.3, Sexus und Geschlechterstereotypen im Spanischen: Spanische Nomen-Klassifizierung weist die zwei Genera maskulin und feminin auf. Beide wirken jeweils als immanente Eigenschaften dieser Nomen. Die meisten Adjektive, Begleiter und Pronomen folgen der Unterscheidung der Kongruenzmarkierung –o für maskulin (m) und –a für feminin (f). Auch allgemeine Bezeichnungen und so genannte geschlechtsneutrale Nomen (mit der Endung –ista, z.B. periodista) spiegeln die Unterscheidung zwischen feminin und maskulin wider. Im metaphorischen Gebrauch spielt die Beziehung feminin-weiblich und maskulin-männlich eine Rolle: Unbelebte Wörter wie la muerte (f) ‚der Tod’ werden durch eine weibliche Figur dargestellt. Die Endungen –o und –a dienen also als Markierung für Männlichkeit und Weiblichkeit, und werden von Spanischsprechern genauso als Markierungen wahrgenommen. Das vorherrschende produktive Ableitungssuffix im Spanischen ist –a, wobei es weitere feminine gibt (z.B. -esa, -ina). Ein maskulines Ableitungssuffix existiert nicht. In sehr seltenen Fällen kann es sein, dass aus historischen Gründen ein Maskulinum aus einem femininen Begriff abgeleitet wurde (enfermero von enfermera, Krankenschwester). Geschlechtsmarkierung durch Bildung von Komposita existiert nicht. Im Bereich der Verwandtschaftsbezeichnungen sind aus verschiedenen kulturellen Gründen Geschlechtsunterscheidungen bedeutend. Während viele europäische Sprachen das Geschlecht der Familienmitglieder lexikalisch unterscheiden, geschieht dies im Spanischen (wie in anderen Sprachen, die sich aus dem Lateinischen entwickelt haben) durch die abwechselnden Vokale (hija/hijo für Tochter/Sohn). Auch im Spanischen dient die maskuline Form als unmarkierte Form, d.h. in Bezug auf eine gemischt-geschlechtliche Gruppe muss das Maskulinum gebraucht werden. Dies gilt im Plural und im Singular (el obrero für ‚der Arbeiter per se’). Bei geschlechtsneutralen Bezeichnungen muss unterschieden werden: beispielsweise kann persona in femininem und maskulinem Kontext benutzt werden. In Bezug auf Menschen ist das Maskulinum automatisch unmarkiert und das Femininum markiert. Das hat laut Nissen mit ‘anaphora and agreement’ (2001:258) zu tun: Sitzt in einem Publikum ein einziger Mann, wird die ganze Gruppe mit vosotros (anstatt vosotras) angesprochen. Die feminine Form zu gebrauchen wäre in diesem Zusammenhang gleichbedeutend damit, grammatische Regeln zu brechen. Im spanischen Wortschatz existieren Asymmetrien, in Form von unterschiedlichen Bezeichnungen für Frauen und Männer, vor allem bei Berufsbezeichnungen (azafata ‚Stewardess’ vs. auxiliar de vuelo ‚Flugbegleiter’), semantischen Unterschieden desselben lexikalischen Begriffs (hombre público ‚Mann der Öffentlichkeit’ vs. mujer pública ‚Nutte’), sowie lexikalischen Lücken: so existiert kein andersgeschlechtliches Pendant zu ama de casa ‚Hausfrau’ oder soldado ‚Soldat’. Während heutzutage in Spanien der Konsens herrscht, eine Ministerin ministra und nicht, wie noch vor zwanzig Jahren, ministro zu nennen, ist eine Benutzung der femininen Variante bei anderen Berufsbezeichnung problematischer: médica bedeutet zum Beispiel neben ‚Ärztin’ auch ‚Doktorgattin’ und die weibliche Form des Gemüsehändlers, verdulera, besitzt daneben die abschätzige Bedeutung ‚schamlose Frau’. Doch ist die Verwendung der weiblichen Formen auf dem Vormarsch. So können Akademikerinnen heute ihren Titel ‚doctora’ entgegen nehmen. Der Gegensatz hombre/mujer (Mann/Frau) ist im Spanischen sehr asymmetrisch. Mujer trägt häufig eine abschätzige Konnotation, von ‚Sexualobjekt’ bis hin zu ‚Prostituierte’. Mujer kann auch die Bedeutung ‚Ehefrau’ tragen (hombre kann in dieser Bedeutung nicht verwendet werden). Bedeutungsunterscheidung findet hier durch Bestimmtheit statt: tiene mujer ‚er hat eine Ehefrau’ und tiene una mujer ‚er hat eine Frau’. 2.4.3, Sprichwortsammlungen und Überlieferung der Sprichwörter: Nach der Auflistung der wichtigen Sprichwortsammlungen in den drei Sprachen werden aufgelistet und der zur vorliegenden Sprichwörterauswahl herangezogenen Werke folgt ein historischer Abriss, der einen Einblick darüber gibt, in welchen Epochen die Sprichwörter eine zentrale Funktion erfüllten und wie sie verwendet wurden und werden. Neuere Sammlungen sind oft mehrsprachig und versuchen dabei, Äquivalente zwischen Sprichwörtern verschiedener Sprachen zu finden. Doch finden sich in einer der Zielsprachen keine Parallelen, tendieren manche Parömiographen schlichtweg zur Übersetzung eines Sprichworts in die Zielsprache. Der Umstand der bloßen Übertragung fiel bei der Durchsicht verschiedener mehrsprachiger Sammlungen auf. Stand in mündlichen Gesellschaften die wissensorganisierende Funktion der Sprichwörter im Vordergrund, wandelten sich Sprichwörter in literalen Kulturen zu Mitteln der moralischen Erziehung (pädagogische Verwendung in (Latein-)Schulen). Ab der Romantik wurden sie zur Verdeutlichung nationaler Identität gebraucht. Heute sind Sprichwörter Mittel der Alltagsrhetorik (in Massenmedien, Werbung, Politik). Die noch gebräuchlichen haben sich damit als funktional wandlungs- und anpassungsfähig erwiesen.
Veronika Seitz, geboren 1985, studierte Europastudien (Sprache, Literatur, Kultur) an der KU Eichstätt-Ingolstadt und beendete mit der vorliegenden Arbeit ihr Bachelor of Arts Studium. Von Anfang an gehörten die türkische und spanische Sprache und Sprachwissenschaft zu ihren Studienschwerpunkten. Es folgten Projekte in Madrid und ein längerer Aufenthalt in Istanbul. Türkische Kommilitonen inspirierten sie, sich mit Sprichwörtern in den verschiedenen Sprachen zu beschäftigen.
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