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Geisteswissenschaften

Sabine Barth

Die Entstehung von Sprachdominanz im Bilingualismus

ISBN: 978-3-95684-089-0

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 52
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Bei bilingualen Sprechern entwickelt sich aufgrund des sprachlichen Inputs und der sprachlichen Umgebung meist eine der beiden Sprachen stärker als die andere. Ob dies nun die originäre Muttersprache oder die neue Umgebungssprache ist, hängt von vielen Faktoren ab. Dies soll in der vorliegenden Studie unter der Zuhilfenahme von Fallstudien und Projekten aufgezeigt werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.1.1, Bilinguale Erziehungsmethoden: Im Folgenden sollen nun sechs verschiedene Erziehungsmethoden im Bilingualismus unter Zuhilfenahme von Fallstudien aufgezeigt werden, um die unterschiedlichen Möglichkeiten zu demonstrieren. Diese wurden von der Engländerin Suzanne Romaine definiert. Als erste Methode listet sie den wohl am weitverbreitetsten Typ der ‘One person - one language’- Erziehung auf (Romaine 1989: 166). Der Begriff (frz. ‘une langue, une personne’) wurde von dem französischen Linguist Jules Ronjat 1913 in der Literatur geprägt, da er diese Erziehungsmethode an seinem eigenen Sohn vollziehen konnte (Müller et al. 2007: 48). Hier wird vorausgesetzt, dass beide Elternteile verschiedene Muttersprachen haben, von der gleichzeitig eine die Umgebungssprache ist, dennoch müssen sie eine, wenn auch nur sehr geringe Kompetenz in der Sprache des anderen aufweisen. Die Eltern sprechen das Kind nur auf ihrer Erstsprache an, außer sie interagieren gemeinsam, dann wird von der Sprache Gebrauch gemacht, die vorher als Familiensprache festgelegt wurde. Meistens ist diese die Sprache der Umgebung (Romaine 1989: 167). Manchmal muss jedoch von der strengen Trennung der Sprachen abgewichen werden, da z.B. beim gemeinsamen Essen auch die Eltern miteinander kommunizieren wollen, was ein Sprachverständnis für beide Sprachen von mindestens einem Elternteil voraussetzt. Daher gilt es einen guten Mittelweg zwischen strikter Sprachentrennung und Vernachlässigung zu finden (Montanari 2007: 43). Dies kann an dem kleinen Guglielmo demonstriert werden: Der kleine Junge wurde in Indonesien geboren, welches das Heimatland seines Vaters ist. Deshalb spricht dieser mit ihm auch Indonesisch, während seine italienische Mutter mit ihm in ihrer Erstsprache kommuniziert. Obwohl er seit seiner Geburt zweisprachig aufwächst, weist Guglielmo große Defizite im Italienischen auf, da diese weder Umgebungs-, noch Familiensprache ist. Auch Sprachmischungen aus dem Indonesischen tauchen in seiner schwächeren Sprache auf, sobald er versucht sich auf Italienisch zu äußern. (Soriente 2006: 315). Diese Fallstudie zeigt die häufig auftretende Sprachsituation, in der die zweite Erstsprache, obwohl sie simultan erworben wird, in ihrer Entwicklung weit zurückliegt. Entsprechend wird die Kompetenz nur langsam gesteigert. Gründe dafür sind die Limitierung auf bestimmte Situationen, in diesem Fall der Kommunikation mit der Mutter (ebd: 316). In Guglielmos Fall entsteht die Sprachdominanz wegen fehlender Kommunikationsmöglichkeiten in einer der beiden Sprachen, aufgrund einer dominanteren monolingualen Umgebung. Die zweite Methode nennt sich ‘Non-dominant home language’, in welcher beide Eltern auch über zwei verschiedene Muttersprachen verfügen, von denen wieder eine die dominante Sprache der Umgebung repräsentiert. Der Unterschied bei dieser Erziehungsmethode ist allerdings, dass zuhause innerhalb der Familie nur die Muttersprache des Elternteils mit dem Kind gesprochen wird, die nicht die Umgebungssprache ist, da es sonst mit ersterer nur selten in Berührung kommt. Mit der Sprache der Umgebung wird das Kind nur außerhalb der Familie konfrontiert. Diese Methode kann nur angewandt werden, wenn das Elternteil, das die Umgebungssprache zur L1 hat, auch die Muttersprache seines Ehepartners gut beherrscht (Romaine 1989: 167). Helena lebt mit ihrer holländisch sprechenden Mutter und ihrem englischen Vater in Holland. Der Wunsch des Vaters war es, dass die Mutter ihre L1 vernachlässigt und auf Englisch mit der Tochter kommuniziert, um sie der englischen Sprache innerhalb der Familie auszusetzen. Die Mutter fühlte sich der englischen Sprache auf Muttersprachler Niveau nicht gewachsen, weshalb der Versuch nicht erfolgreich bestritten wurde (Thomas 2012: 16). In welche Richtung die Sprachdominanz bei dieser Methode sich entwickelt kann pauschal nicht gesagt werden, da dies immer von dem Grad der Interaktion mit der Familien- und Umgebungssprache abhängt. Typ 3 der bilingualen Spracherziehung nach Romaine ist die ‘Non-dominant home language without community support’-Methode. Diese setzt voraus, dass beide Elternteile die gleiche Muttersprache erworben haben, jedoch in einer monolingualen Umgebung leben, die nicht die Erstsprache der Eltern spricht. Als Familiensprache wird sich daher in der Muttersprache der Eltern geäußert, außerhalb der Reihen der Familie wird die Mehrheitssprache gesprochen (Romaine 1989: 167). Die Methode ist vorzugsweise bei Migrantenfamilien vorzufinden, die somit ihre Heimatsprache und kultur versuchen in das Leben im Ausland zu integrieren (Müller et al. 2007: 49). An der kleinen Fun kann diese Methode als erfolgreich demonstriert werden: Ihre beiden japanischen Eltern trennten bewusst seit ihrer Geburt die Familiensprache Japanisch von der Umgebungssprache Deutsch. Sie wird demnächst eingeschult und beherrscht die deutsche Sprache bereits sehr gut (Triarchi-Herrmann 2006: 30f). Die Dominanz wird hier voraussichtlich in der Umgebungssprache bestehen, da mit dieser mit zunehmendem Alter mehr Kontakt besteht, als mit der Familiensprache. ‘Double non-dominant home language without community support’ ist die Erwerbsmethode Nummer 4 (Romaine 1989: 167). Hier werden sogar drei verschiedene Sprachen erworben, die nicht unbedingt alle bestehen bleiben, da diese Situation voraussetzt, dass die Eltern jeweils eine andere Muttersprache als die Umgebung haben müssen. Um eine mühelose Kommunikation unter den Eltern gewährleisten zu können, muss mindestens ein Teil von beiden die Sprache des anderen beherrschen, ansonsten muss auf die Umgebungssprache ausgewichen werden. Welche Sprache als Familiensprache festgelegt wird, bleibt offen (Müller et al. 2007: 50). Hier ist offensichtlich, dass die dominantere Sprache wohl die Umgebungssprache werden wird, da das Kind dieser prozentual am meisten ausgesetzt ist, wenn zuhause zwei verschiedene Sprachen gesprochen werden. Wie z.B. bei dem im multilingualen Luxemburg lebenden Charles. Sein Vater sprach zuhause Französisch, seine Mutter Niederländisch. Die luxemburgische Umgebungssprache wurde außerhalb der Familie erlernt. Anfangs wurde dieses System beibehalten, ab einem gewissen Zeitpunkt jedoch begann die Mutter mehr und mehr auf Französisch mit ihrer Familie zu kommunizieren, der Muttersprache des Vaters (Thomas 2012: 17). Damit wurde der Input im Niederländischen geringer und verlagerte sich in den Hintergrund. Die vorletzte Art des Bilingualismuserwerbs ist die monolinguale ‘Non native parents’ Variante. In der Umgebung wird die gleiche Sprache wie von beiden Elternteilen gesprochen, allerdings entscheidet sich einer der beiden sein Kind mit einer weiteren Sprache in Kontakt zu bringen, die wohlgemerkt nicht seine L1 ist, die er oder sie im Verlauf ihres Lebens auf hohem Niveau erworben hat (Romaine 1989: 168). Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist die bilinguale Claudia. Sie hat zwei deutsche Muttersprachler als Eltern, die sich im Erwachsenenalter sehr hohe Kompetenzen im Englischen angeeignet haben. Aufgrund des vielen Reisens und Umziehens aus beruflichen Gründen des Vaters, haben sich die Eltern dazu entschlossen, Claudia bilingual zu erziehen, mit einer Sprache, die sie selbst erst spät als L2 erworben haben (Thomas 2012: 22). Aufgrund des häufigen Wohnortwechsels der Familie, wird bei Claudia voraussichtlich das Deutsche ihre dominante Sprache werden, da sie bei dieser den höchsten und konstantesten Input durch ihre Eltern erfährt. Als letzte Methode der bilingualen Spracherziehung nennt Romaine ‘Mixed languages’. Damit meint sie, dass beide Eltern bilinguale Sprecher sind, wobei auch die Sprechergemeinschaft in der Umgebung die gleiche Sprachkombination aufweisen kann (Romaine 1989: 168). Die Erziehung des Kindes erfolgt durch eine Mischung der Sprachen. Ein Beispiel hierfür wäre das Elsass, in dem Deutsch und Französisch gesprochen wird. Die Eltern sind dort aufgewachsen und haben ihre schulische Ausbildung dort gemacht, daher sind sie bilingual und erziehen ihre Kinder in den gleichen Familiensprachen. Von dieser Variante kann es verschiedene Erweiterungen oder Möglichkeiten geben, da nicht unbedingt beide Elternteile die gleichen Sprachen sprechen, oder nur eine übereinstimmt. Auf diese Weise können auch problemlos vier Sprachen simultan erworben werden, vorausgesetzt, alle wichtigen Bedingungen sind gegeben (Müller et al. 2007: 50f). Welche Sprache in diesem Fall die stärkere wird, hängt von dem Teil des Gebiets, ob französische oder deutsche Gegend, und dem Erwerbshintergrund der Eltern ab. Mit Hilfe der Spracherziehungsmethoden konnte eine wichtige Domäne der Entstehung zur Sprachdominanz ausführlich erläutert werden, nämlich die Voraussetzungen innerhalb der Familie. Da die bilinguale Spracherziehung im besten Fall schon bei der Geburt beginnt, stellt sie die Weichen, in welche Richtung die Dominanz sich entwickelt.

Über den Autor

Sabine Barth wurde 1988 in Nürnberg geboren. Ihr Studium der allgemeinen und vergleichenden Sprachwissenschaft sowie der Germanistik schloss die Autorin im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Aufgrund von vielen internationalen und interkulturellen Sprachaufenthalten (sechs Monate in Amerika, sechs Monate in Australien sowie sechs Monate in Frankreich), entwickelte sie eine Leidenschaft für Mehrsprachigkeit und andere Kulturen. Sabine Barth begann 2012 ein Studium der allgemeinen Linguistik an der Universität Hamburg, welches sie mit dem Titel Master of Arts 2014 abschließen wird.

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