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- Die „angeborenen Ideen“ bei Platon und Leibniz
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Seit ihrer Entstehung hat sich die Philosophie mit zentralen Fragen des Menschen auseinandergesetzt. Eine dieser elementaren Auseinandersetzungen beschäftigt sich mit dem Ursprung der menschlichen Erkenntnis. Auf der Suche nach der Quelle der menschlichen Erkenntnis, entstand unter den Philosophen eine heftige Kontroverse darüber, ob die Vernunft oder die Erfahrung die Herkunft der Erkenntnisse im Menschen darstellt. Bei der Akzentuierung dieser beiden Quellen unterscheidet man daher die Positionen des Rationalismus und die des Empirismus voneinander. Der Rationalismus geht davon aus, dass die Vernunft die primäre und die Erfahrung die sekundäre Quelle der menschlichen Erkenntnis ist. Der Empirismus hingegen räumt der Erfahrung eine Vorrangstellung vor der Vernunft ein. Dabei ist die Zustimmung, beziehungsweise Ablehnung des Daseins der angeborenen Ideen, der bestimmende Gegensatz dieser beiden Positionen. Der Philosoph Platon hat mit seiner Ideenlehre, bereits in der griechischen Antike, den Grundstein für den Rationalismus gelegt. Die vollkommene Ausprägung zum Rationalisten fand dann in dem neuzeitlichen Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz statt. Die Lehren dieser beiden großen Philosophen sollen das Zentrum dieser Arbeit darstellen und die verschiedenen Ansichten zur Lehre der angeborenen Ideen, besonders unter den Aspekten der Begrifflichkeit und der Begründung, untersucht und miteinander verglichen werden.
Textprobe: Kapitel 3.2.2, Die Erkenntniskriterien nach Descartes und Leibniz: Eine Neuerung nimmt Leibniz nicht nur bei der Begründung der angeborenen Ideen vor, sondern auch bei der Unterscheidung der Erkenntniskriterien für die wahren und falschen Ideen. Nach Leibniz Auffassung wurden die Erkenntniskriterien bisher noch nicht ausreichend begründet: Da heute unter hervorragenden Männern Streitfragen über die wahren und falschen Ideen mit Eifer behandelt werden, dieser Gegenstand aber von großem Belang für die Erkenntnis der Wahrheit ist und selbst Descartes darin nicht immer befriedigte, erlaube ich mir, mit wenigen Worten zu erklären, was man, wie mir scheint, über die Unterscheidung und die Maßstäbe der Ideen und der Erkenntnis feststellen muß. Leibniz unterscheidet in seiner Schrift Meditationes de cognitione, veritate et ideis (1684, erste Schrift der Reifejahre ) die verschiedenen Erkenntniskriterien, die zum Wahren führen. Dabei übernimmt er die von Descartes bereits verwendeten Begriffe clara und distincta für die Hinführung zur höchsten Erkenntnisform. Für Descartes galt es nämlich als eine allgemeine Regel, dass die Erkenntnisse, die klar und deutlich sind, auch wahr sein müssen. An diese Überlegungen von Descartes knüpft Leibniz nicht nur an, sondern er äußert auch seine Kritik an ihr: Oft scheinen den vorschnell urteilenden Menschen nämlich Dinge klar und deutlich, die dunkel und verworren sind. Der Grundsatz ist also nutzlos, wenn nicht die Maßstäbe des Klaren und Deutlichen angewandt werden, die wir mitgeteilt haben, und wenn die Wahrheit der Ideen nicht feststeht. Die Begründung des Wahren nach Descartes ist demnach für Leibniz nicht ausreichend systematisiert und begründet, wenn man nicht die näheren Kennzeichen angeben kann. Aus diesem Grund unterteilt er die klaren Erkenntnisse in verworrene und deutliche und die deutlichen in adäquate und inadäquate. Von den adäquaten unterscheidet Leibniz dann abschließend noch die intuitiven und die symbolischen (siehe Anhang 2: Die Erkenntniskriterien nach Descartes und Leibniz). Die dunklen Erkenntnisse wären nach Leibniz diejenigen, die nicht genügen, um eine Sache wiederzuerkennen. Die klare Erkenntnis hingegen ermöglicht es, die dargestellte Sache zu erkennen. Dabei ist die klare und verworrene Erkenntnis gegeben, wenn es nicht möglich ist, die Merkmale einer Sache einzeln aufzuzählen und sie zu benennen. Die Unterscheidung einer Sache zu einer anderen ist demnach nicht möglich. Eine Erkenntnis ist dann deutlich, wenn man die Merkmale einzeln aufzählen kann, um so eine Sache von einer anderen Sache, unterscheiden zu können. Dabei haben wir von all dem eine deutliche Idee, wovon man eine Nominaldefinition hat. Von einer deutlichen und inadäquaten Erkenntnis spricht man, wenn man die einzelnen Merkmale einer Idee zwar klar aber doch nur verworren benennen kann. Die höchste Form der Erkenntnis ist eine deutliche und adäquate Erkenntnis. Alles, was in diese Erkenntnis eingeht, muss deutlich erkannt werden oder wenn man die bis zum Ende durchgeführte Analyse kennt, so ist die Erkenntnis adäquat. Für Leibniz ist es nicht sicher, ob die Menschen überhaupt ein Beispiel für eine adäquate Erkenntnis geben können, obwohl für ihn die Zahlen einem solchen Beispiel sehr nahe kommen. Um sich diese Erkenntniskriterien zu veranschaulichen, sollen sie nun an zwei Beispiel gezeigt werden. Bei dem ersten Beispiel muss man sich einen Mann auf einer Straße vorstellen, den man aus der Ferne sieht. Eine dunkle Erkenntnis wäre es, wenn man diesen Mann nicht erkennt. Wenn ich mich jedoch frage, woher ich den Mann kenne, aber es nicht weiß, ist es eine klare und verworrene Erkenntnis – die sinnliche Erkenntnis zählt Leibniz darunter. Die Erkenntnis ist erst dann klar und deutlich, wenn man den Mann auf der Straße erkennt und weiß, wer es ist. Um sich die weiteren Erkenntniskriterien zu veranschaulichen, wird hier, statt des Mannes auf der Straße das zweite Beispiel vom Gold, da es einen besseren Zugang zu den weiteren Erkenntniskriterien darstellt, verwendet. Eine deutliche und inadäquate Erkenntnis wäre es, wenn man das Gold erkennt aber die einzelnen Merkmale wie Schwere und Farbe nur verworren wahrnimmt. Die Erkenntnis wäre erst dann deutlich und adäquat, wenn man alle Merkmale des Goldes deutlich erkennen würde. Die Erkenntnis wäre dann intuitiv, wenn man alle Begriffe, die von der Idee des Goldes ausgehen, gleichzeitig denken würde. Eine symbolische Erkenntnis wäre es hingegen, wenn man nicht die ganzen Merkmale des Goldes auf einmal einsehen würde. Mit diesen Erkenntniskriterien versuchte Leibniz das Finden nach dem Wahren durch bestimmte Kriterien zu systematisieren und zu vereinfachen.
Benedikt Bärwolf wurde 1982 in Erfurt geboren. Dort besuchte er die Andreas-Gordon-Schule und beendete seine Ausbildung zum staatlich geprüften, technischen Assistenten für Informatik im Jahr 2005. Sein Studium der Philosophie und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien, schloss er 2010, an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit dem Ersten Staatsexamen ab. Seit dem Jahr 2011 lebt der Autor, zusammen mit seiner Ehefrau und seinem Sohn in Saarland, wo er sein Referendariat absolviert.
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