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- Der transzendente Gott: Eine Auseinandersetzung mit dem Problem der göttlichen Attribute in der jüdischen und islamischen Religionsphilosophie des Mittelalters
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 44
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Attribute und Anthropomorphismen, welche Gott in den heiligen Schriften von Judentum und Islam zugeschrieben werden, weichen vom gängigen Gottesbild der beiden Religionen ab. Im Mittelalter versuchten viele namhafte jüdische und muslimische Persönlichkeiten diese Differenzen durch die sogenannten Attributenlehren auszugleichen. Ziel dieser Arbeit ist es, Widersprüche aufzuzeigen, die sich aus den Eigenschaften Gottes in den heiligen Schriften und den Glaubensgrundsätzen bezüglich des jüdischen und des islamischen Gottesbildes ergeben. Dies soll zu einem Verständnis der Attributenlehren einzelner jüdischer und islamischer Philosophen führen, welche in einem nächsten Schritt angeführt und miteinander verglichen werden.
Textprobe: Anthropomorphismen und göttliche Attribute in den heiligen Schriften: Sowohl im Koran und in diversen ?adi?en als auch in der schriftlichen und in der mündlichen Tora gibt es Stellen, an denen Gott Attribute (arab.: ?ifa/Pl. ?ifat) zugeschrieben werden, welche nicht mit den oben beschriebenen Eigenschaften Gottes vereinbar sind. In 1. Mose 1, 27 heißt es: ‘Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn als Mann und Frau schuf er sie.’ Mehrere ?adi?e, die als ?a?i? anerkannt werden, berichten, dass Gott Adam ‘nach seiner Gestalt’ geschaffen habe. So heißt es zum Beispiel im ?adi? Nr. 2841 von Abu Muslim: […] An-nabiyu ?alla-llahu ?alayhi wa-sallama qala: ?alaqa -llahu adama ?ala ?uratihi [...] Ein anschauliches koranisches Beispiel findet sich in Sure 5, 64 wo von den Händen Gottes die Rede ist: […] yadahu mabsu?ani […] Weder die Unkörperlichkeit Gottes, welche dessen Ewigkeit bedingt, noch seine Unvergleichbarkeit lässt zu, dass Gott Hände hat. Auch an anderen Stellen des Korans sowie in zahlreichen ?adi?en wird von Körperteilen wie z. B. dem Antlitz Gottes, seinem Auge, seinem Schenkel und seinem Fuß5 gesprochen. In der Tora gibt es ebenfalls Anthropomorphismen, die sich zweifelsfrei auf Gott beziehen, wie z.B. in 2. Mose 31, 18, wo der Finger Gottes erwähnt wird: ‘Und als er auf dem Berg Sinai mit Mose zu Ende geredet hatte, gab er ihm die zwei Tafeln des Zeugnisses, steinerne Tafeln, beschrieben mit dem Finger Gottes.’ Angelehnt an diese und andere Beschreibungen machten sich Theologen in Judentum und Islam Gedanken über die Gestalt Gottes. Diskutiert wurden seine Körpergröße und seine Schönheit. Einige, zum Beispiel der bekannte Korankommentator Muqatil ibn. Sulayman, stellten sich Gott sogar als konkrete Person vor, die in Gestalt eines 32-jährigen Mannes auftrat. Eine weitere Vorstellung, in der Gott als Jüngling mit schwarzem Kraushaar beschrieben wird, findet sich sowohl im Judentum als auch im Islam. Zusätzlich zu den Anthropomorphismen spielen diverse Attribute eine Rolle, die Gott in den jeweiligen religiösen Schriften zugeschrieben werden: Im Koran gibt es sehr viele Stellen, an denen Gott Attribute zugeschrieben werden. Zum Beispiel heißt es in Sure 2, 209: […] wa-llahu ?az?zun ?ak?m. Hierbei handelt es sich um zwei der sogenannten al-asma? al-?usna, eine Sammlung von 99 Attributen, welche laut einem ?adi? als Namen Gottes zu verstehen sind. In 5. Mose 7,9 wird Gott ebenfalls mit Eigenschaften beschrieben: ‘So erkenne denn, dass der HERR, dein Gott, der Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Güte bis auf tausend Generationen denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten’. Derart konkrete Gottesvorstellungen widersprechen den im ersten Kapitel angeführten Eigenschaften, die ebenfalls mit Gott in Verbindung gebracht werden. Diese Unvereinbarkeit wirft die Frage nach dem eigentlichen Wesen Gottes und den damit verbundenen Eigenschaften dessen auf. Sie verlangte den einzelnen jüdischen und islamischen Religionsphilosophen des Mittelalters ab, den richtigen Umgang mit den umstrittenen Stellen in Tora, Koran und ?adi?en zu finden. Religionsphilosophen der damaligen Zeit entwickelten aufgrund von geographischen, zeitlichen und individuellen Faktoren unterschiedlichste Positionen bezüglich Gottes Wesens. Diese sollen im Folgenden näher ausgeführt werden.
Lisa Masur, B.A., wurde 1985 in Tübingen geboren. Ihr Studium der Islamwissenschaft und der Judaistik an der Eberhard Karls Universität schloss die Autorin im Jahre 2013 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Im Rahmen ihres Studiums beschäftigte sie sich eingehend mit der jüdischen und islamischen Religionsphilosophie des Mittelalters. Dies bewog die Autorin letztendlich dazu, auch ihre Bachelorarbeit einem Teilaspekt dieser Thematik zu widmen.