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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 64
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die vorliegende Arbeit untersucht die subversive Selbstinszenierung Krachts als Dandy anhand seines Romans Faserland . Dass Krachts medialer Selbstentwurf der Figur des Dandys entspricht, ist bereits vielfach festgestellt worden. Krachts Selbstinszenierung in Fernsehen, Internet, Interviews sowie im für die ‚neue Popliteratur‘ maßgeblichen Werk Tristesse Royale ist, trotz programmatischer Dementi von Seiten Krachts und seiner Autorenkollegen, deutlich. Als schwieriger für die Forschung hat sich die Interpretation Faserlands in Hinblick auf den Dandy herausgestellt. Dem Protagonisten wurde immer wieder Dandyismus unterstellt. Befasst man sich jedoch wissenschaftlich mit der Figur des Dandys wird deutlich, dass diese Einschätzung nicht zutrifft. Es stellt sich die Frage, wieso in Faserland trotzdem diese Begrifflichkeit immer wieder aufkam, warum dies von Kracht intendiert werden und wie umgesetzt werden könnte. Die Theorie dieser Arbeit ist, dass Kracht ganz bewusst subtile dandyistische Hinweise in Faserland gelegt hat, um auf seine Selbstinszenierung als Dandy hinzuweisen - als dandyistisch-subversive ‚Spur‘, die so ein dandyistisches Verfahren inkludiert: Im Subversiven verschränken sich hier Inhalt und Verfahren. Außerdem soll aufgezeigt werden, dass die Komplexität der Selbstinszenierung Krachts dazu führt, dass es zu einer deutlichen und gewollten Trennung des realen Christian Krachts und seiner Autorenfigur Kracht kommt. Die Autorenfigur - oder der fiktive Autor - steht zwischen Realität und Kunstwerk, sie ist Paratext der Literatur Krachts, wie die Literatur Paratext der Figur ist. Eine derartige Friktion als Verfahren ist spezifisch für die Figur ‚Dandy‘. Die Nutzung der neuen Medien ermöglicht Kracht allerdings eine Friktion, wie sie für den klassischen Dandy noch nicht erreichbar war. Der klassische Dandy musste tatsächlich als Person Dandy werden, um eine Verschmelzung von Kunstwerk und Künstler zu erreichen - ob der reale Kracht dagegen ein Dandy ist, bleibt spekulativ: Man weiß fast nichts über ihn. Er übt die Pose, die tatsächlich nur Pose ist. Kracht schafft sich als Kunstwerk und schafft gleichzeitig eine Trennung des Kunstwerks Kracht vom realen Kracht. Ob dies Kracht dann vom idealen Dandy unterscheidet, bleibt zu untersuchen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3, Der Dandy der Gegenwart: Die Antwort auf die Frage, ob es heute noch Dandys im eigentlichen Sinne geben kann, oder nicht, wird differierend beantwortet: Eine Richtung behauptet, eine adäquate Nachfolge des Dandys sei in der heutigen Zeit der Massenkultur nicht möglich. Eine andere meint, den Dandy selber könne es nicht mehr geben, es gäbe aber angepasste würdige Nachfolger. Die letzte Richtung, für die auch ich plädieren möchte, ist, dass es auch heute noch eine Form des Dandys geben kann: Eine so nahe Form, dass der Name ‚Dandy‘ immer noch angemessen ist. Die erste Richtung, der z. B. Hiltrud Gnüg angehört, argumentiert, der Dandy sei zu sehr an den Untergang der Aristokratie gebunden. Alle Versuche, bestimmte moderne Typen dem Dandytum zuzuordnen müssten scheitern, da der Dandy nie Underground-Szene sei. Sie belegt nachvollziehbar, dass ‘Camp-Anhänger, Mod, New Waver, Yuppie und ähnliche Sozialtypen der Moderne, die um elegantes Styling bemüht sind[…] nur oberflächliche Parallelen zum Dandy’ aufweisen. Der Dandy ist eben (obwohl es zu seiner Pose gehört dies zu bestreiten) mehr als nur ein gepflegtes Äußeres. Fehlt der innere Geist, kann es sich auch nicht um einen Dandy handeln. Andere sehen durchaus die Möglichkeit einer Nachfolge, wenn auch keiner, die den Namen ‚Dandy‘ noch verdiente. Die Richtung, die immer wieder noch am ehesten als mit dem Dandy verwandt angesehen wird, ist ‚Camp‘, wie er von Susan Sontag 1964 in ihrem Aufsatz ‘Anmerkungen zu Camp’ populär beschrieben wurde. Sontag zieht dort nicht den Schluss, ein heutiger Dandy stehe auf verlorenem Posten, da er keinen sozialen Ort, kein Publikum mehr vorfinde, das seine Geschmacksdiktate goutiere. Vielmehr deutet sie die von Baudelaire als Tod des Dandys bezeichnete Demokratisierung des Geschmacks in eine Chance für Einzelne um, auf raffinierte, erlesene Weise ihren Geschmack am schlechten Geschmack, am Aufgedonnerten, Stillosen, Theatralischen zu kultivieren. Andere, wie Barbara Straumann, verbinden den ‚neuen Dandy‘ unverbrüchlich mit den Massenmedien: ‘Wie die Diva’, schreibt Barbara Straumann,. ‘ist er somit von den medialen Technologien der Massenkultur, insbesondere der Photographie und der Presse abhängig. Wendet er sich einerseits angewidert von der Einförmigkeit der ordinären Massenkultur ab, so schöpft er andererseits deren Publicity-Möglichkeiten voll aus [...]. Als geistiger Aristokrat besetzt der Dandy bezeichnenderweise die Bühne des Sehens und Gesehenwerdens, auf die der kulturelle Kredit der Aristokratie infolge ihrer politischen Abwertung geschrumpft ist.’. Dagegen möchte ich mich allerdings aussprechen. Der Dandy war immer nur erkennbar für eine bestimmte ‚In-Group‘, seine Unauffälligkeit für die Masse, die ihn vom Exzentriker absetzte, ist nicht umsonst eines der Elemente, die den Dandy ausmachen. Ein Dandy darf nicht darauf angewiesen sein, dass ihn Jedermann als solchen erkennt. Das gleiche Problem stellt sich, wenn Schickedanz als Nachfolger des Dandys Karl Lagerfeld anführt: Er besitze,: ‘alles, was einen wahren Dandy ausmacht: nämlich Geld, Macht, Prestige, Geschmack, Sensibilität, Kreativität, Witz, Satire und Ironie sowie ein ganz außerordentliches Gespür für die 'geheimen Flaggensignale der kommenden Dinge' (Benjamin).’. Karl Lagerfeld entspricht womöglich in vielerlei Hinsicht dem Dandy, doch neigt er ausgesprochen zur Exzentrik. Inwiefern subversive Gedanken bei ihm zum Tragen kommen ist fraglich. Dass Lagerfeld hart arbeitet, ist dagegen (wieder in Hinblick auf die klassischen Dandy-Künstler) meiner Meinung nach kein Argument, warum er kein Dandy sein kann: Der Dandy als Idealbild ist heute genauso utopisch wie früher. Es genügt, wenn er sich darstellt, als arbeite er nicht. Das andere Extrem, da ist Gnüg zuzustimmen, passt aber auch nicht auf den Dandy: Dieser ist keine Gestalt der Subkultur wie bei Sontag oder z.B. Wiener und daher nicht in einer ausgefallenen Modeszene zu verorten. Meiner Theorie nach ist ein Dandy entweder existent aber für alle bis auf die Teilnehmer einer bestimmten Gesellschaft unbekannt. Oder aber er ist (mit allen Einschränkungen, die schließlich schon auf die Künstler-Dandys Frankreichs Mitte des 19. Jahrhunderts zutrafen) im Künstlermilieu zu finden.

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