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- Das Verhältnis von Emotion und Kognition: Emotionsphilosophie von René Descartes bis in die Gegenwart
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 56
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
1649 veröffentlichte der französische Philosoph René Descartes seine Abhandlungen über die Leidenschaften der Seele. In diesem Werk beschäftigt er sich mit der Entstehung von Affekten und Gefühlen. Er geht davon aus, dass alles, was unsere Seele erleidet durch natürliche Zusammenhänge, also rein mechanisch wirkende Vorgänge, abläuft. Zudem stellt er die These auf, dass alle Emotionen Wirkungen auf den Menschen, seine körperlichen Reaktionen und Handlungen haben, die gut oder schlecht für den Lebensalltag sind. Inwiefern die Leidenschaften für uns nützlich sind und auf welche Art und Weise wir auf sie hören oder sie lieber beseitigen sollen, möchte Descartes in seinem Werk aufzeigen. Das Thema der Emotionen wurde nicht nur im 17. Jahrhundert thematisiert. In der antiken Philosophie wurden Gefühle in erster Linie in ethischen Debatten angeführt. Gefühlen wurde kein hoher Wert zugesprochen, es galt sie zu zügeln, um moralisch korrektes Handeln zu ermöglichen. Viele Denker zur Zeit Descartes, im 19. Jahrhundert und noch heute, debattieren schließlich weiter über Gefühle, entwickeln Descartes’ Positionen weiter oder widersprechen seinen Behauptungen. Darüber, dass Gefühle einen bestimmten Nutzen für unser Leben haben, sind sich aber heute die meisten Philosophen einig. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, inwiefern die Vernunft bei der Entstehung und der Erhaltung von Gefühlen eine Rolle spielt. Denn sind Emotionen für uns nützlich, beurteilen sie scheinbar Sachlagen und informieren uns über Situationen, in denen wir sie empfinden. Somit liegt es nahe, ihnen einen kognitiven Gehalt zuzusprechen. Ist ein solcher Gehalt denkbar oder sind Emotionen doch bloß phänomenale Erscheinungen? Wenn eine Art von Kognition auszumachen ist, kann man diese Fähigkeit dann den Gefühlen selbst zuschreiben oder spielt doch unsere mehr oder weniger bewusste Bewertung eines Ereignisses eine Rolle bei der Entstehung und Empfindung von Gefühlen? Zunächst beleuchtet die Autorin die Ausführungen Descartes, um daran das Auftreten der Emotionen zu erläutern und die Rolle der Kognition herauszustellen. Anschließend wird das aufgegriffene Thema anhand der aktuellen Debatten diskutiert, die teilweise auf Descartes‘ Überlegungen zurückgreifen und in dessen Ausführungen Hinweise auf einen in Emotionen selbst liegenden kognitiven Gehalt suchen, aber auch weitere Anhaltspunkte zur Beantwortung der Frage geben. Dadurch soll deutlich werden, inwieweit Descartes‘ Werke die nachfolgenden Überlegungen in der philosophischen Emotionstheorie vorangebracht haben und wo es dennoch Streitpunkte oder Weiterentwicklungen gibt.
Textprobe: Kapitel 4, Das Problem der Kognition von Emotionen in der gegenwärtigen Debatte: Wie bereits erwähnt, spielt die Frage nach dem kognitiven Gehalt von Emotionen in der gegenwärtigen philosophischen Debatte eine große Rolle. Häufig neigen wir dazu, kognitive Fähigkeiten nur dem menschlichen Verstand zuzuschreiben. Eine solche Tätigkeit ist im vorangegangenen Kapitel bei der Kontrolle von Emotionen deutlich geworden, bei der wir einen wahrgenommenen Gegenstand oder eine Situation mit anderen vergleichen, sie bewusst bewerten und gegebenenfalls willentlich dagegen vorgehen. So hat Descartes den intellektuellen Emotionen, die wir bewusst durch Nachdenken hervorrufen, um eine andere Emotion abzuschwächen und dadurch unser Gefühlsleben und Handeln so gut es geht zu kontrollieren, einen solchen kognitiven Gehalt zugesprochen. So verhält es sich im Bezug zu Descartes zum Beispiel mit der ‘intellektuellen Freude’. Doch wie verhält es sich mit den Gefühlen, die scheinbar ohne unser bewusstes Reflektieren, also ohne eine Aktivität der Seele entstehen? Diese Emotionen scheinen zunächst einen bloßen phänomenalen Charakter aufzuweisen, doch wie bereits herausgestellt, muss laut Descartes sogar schon bei der Entstehung von Verwunderung ein Objekt als neu bewertet werden. Tritt hier also doch schon ein kognitives Element in Erscheinung, das das Objekt als neu beurteilt? Die auf die Verwunderung aufbauenden Gefühle wie Liebe, Trauer, etc., die uns infolgedessen überkommen, gehen laut Descartes daraus hervor, ob ein äußerer Gegenstand uns als etwas Gutes oder Schlechtes repräsentiert wird. Inwiefern könnte man Gefühlen demzufolge auch schon ohne eine bewusste Urteilsbildung, die im Falle der Kontrolle von Emotionen nötig ist, einen kognitiven Gehalt zusprechen? Mit dieser Frage soll sich dieses Kapitel beschäftigen. Im Hinblick auf diesbezügliche Ausführungen anderer Autoren und einer Interpretation der Theorien Descartes‘ soll hier versucht werden, eine plausible Antwort zu finden.
Anne Schneider wurde 1987 in Olpe geboren. Nach ihrer Hochschulreife im Jahr 2007 begann sie an der Universität Paderborn die Fächer Philosophie und Germanistik zu studieren. Bereits während ihres Studiums arbeitete Anne Schneider als freiberufliche Journalistin, Werbe- und Web-Texterin sowie Philosophielehrerin. 2012 schloss sie ihr Studium mit einer sehr guten Durchschnittsnote ab. Seither wohnt sie in Hamburg und ist beruflich als Lehrerin für Philosophie und Germanistik an einem Gymnasium und auch als freie Texterin tätig. Während ihres gesamten Studiums war die Autorin besonders an der psychologischen Philosophie interessiert. Da sie durch die Schriften René Descartes inspiriert war, entwickelte sich das Interesse an einer ausführlichen Auseinandersetzung mit der Frage nach Kognition und Nutzen von Emotionen.