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- Code-Switching - Grundlagen und Kritik: Soziolinguistische Studien mit Türkisch als Erstsprache im Vergleich
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Abb.: 12
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die hier vorliegende Arbeit analysiert vier soziolinguistisch ausgerichtete Studien, die das Code-Switching-Phänomen untersuchen, und vergleicht dabei u.a. die Vorgehensweise in der Datenerhebung oder -analyse. Die kritische Betrachtung dieser Studien bezweckt einen kontrastiven Einblick in die Kategorisierungs- und Erforschungsmethoden des Code-Switching. Diese Studien beinhalten die Sprachkombinationen Türkisch/Niederländisch, Türkisch/Deutsch, Türkisch/Dänisch und Türkisch/Norwegisch. Zuvor werden die theoretischen Ansätze des Code-Switching dargestellt, welche den Begriff der Mehrsprachigkeit, die Terminologie im Code-Switching-Kontext und die Diskussion der zwei Sprachfamilien - altaische und indogermanische Sprachen - beinhalten. Diese Kapitel enthalten basale Informationen zu drei Bereichen der Linguistik, um einen profunden Einstieg zu gewährleisten. Dabei findet eine extensive Einbeziehung gängiger Code-Switching-Theorien statt. Ebenso werden vier Kategorisierungsmöglichkeiten des Code-Switching vorgestellt und Gründe für Code-Switching besprochen. Die Entwicklung und Methoden der Forschung des Code-Switching und ein kurzer Einblick in die Tendenz der historischen Entwicklung sollen Veränderung und Weiterentwicklung der Methodologie der Code-Switching-Forschung aufzeigen. Die vorliegende Arbeit soll u.a. aufzeigen, dass Code-Switching kein Produkt des Unvermögens in der Sprachkompetenz ist, sondern eine Kompetenz von Bilingualen.
Textprobe: Kapitel 2.2, Hintergrundbezogene Unterscheidung: Mehrsprachigkeit in einer Gesellschaft oder in einem Land kann aus verschiedenen Gründen zustande kommen. Sie kann zum Beispiel bedingt sein durch politische, historische und/oder soziale Faktoren. Die Sprachen, die parallel gesprochen werden, erfahren je nach Hintergrund verschiedene Akzeptanz und auch unterschiedliche Wertschätzung. Zu den politischen Faktoren gehört zum Beispiel die Kolonialisierung von Ländern. Die mittlerweile ehemaligen Kolonialstaaten haben mindestens zwei, wenn nicht mehrere offizielle Sprachen, die jedoch für den Mehrsprachigen eine unterschiedliche Bedeutung haben. Die Sprache der Kolonialmacht wird dabei in offiziellen Kontexten und die einheimische Sprache zumeist in inoffiziellen Kontexten verwendet. Die Mehrsprachigkeit in Staaten wie Belgien oder der Schweiz ist historisch bedingt. Diese Staaten haben, ebenso wie die ehemaligen Kolonialstaaten, mehrere Amtssprachen. Der Hintergrund der Mehrsprachigkeit ist jedoch ein anderer. Er wird durch ‘nationale Minderheiten’ herbeigeführt, ‘den Sprachen von Menschen also, die altansässig sind, auf einem eng umgrenzten Territorium leben und traditionell die Staatsangehörigkeit des Landes, in dem sie leben, innehaben’ (Fürstenau et al. 2003:15). Zu den sozialen Faktoren der Mehrsprachigkeit wird vorrangig die Migration gezählt. In den Migrationsstaaten ist die Sprache der Migranten eine nicht-offizielle Minderheitensprache, die parallel zur Amtssprache der Majorität gesprochen wird. Die Minderheitensprache ist dabei die Erstsprache (L1) und die Majoritätssprache die Zweitsprache (L2), was von Backus (1992:10) wie folgt beschrieben wird: ‘Immigrants often find themselves in a very asymmetrical contact situation. Their own language is usually a minority language that has to stand its ground against a powerful indigenous language.’ Eine bilinguale Minderheitengruppe lebt in einer Majoritäts-Kultur (vgl. Türker 2000:2). Da der Zufluss der Migranten aus vielen verschiedenen Ländern erfolgt, existieren in der jeweiligen Gesellschaft viele Sprachkombinationen parallel. Auf soziolinguistischer Ebene wird diese Unterscheidung distinktiv, da aufgrund der verschiedenen sozialen Bedingungen in den benannten Gesellschaften eine kausativ divergierende Mehrsprachigkeit einhergeht. Es ergeben sich also verschiedene Motivationen für die Sprachwahl oder die Sprachmischungen. Die Heterogenität der Gesellschaft, die im sozialen Kontext Ungleichheiten hervorruft, ist ein weiterer Effekt der Majorität-Minoritäten-Gesellschaft. Jørgensen (1998:237) betrachtet in diesem Zusammenhang einen weiteren Bereich, der Wertigkeiten von Sprachen annimmt und dadurch bedingt ‘speakers of some languages, or varieties of languages, automatically can expect to be able to wield more power than speakers of some other languages, or varieties of languages’. Schjerve (2004) schreibt ebenfalls über die Asymmetrie der Sprachen in einer Majorität-Minoritäten-Gesellschaft, in der die Minderheitensprache beeinflusst wird, was sich im Folgenden zeigt: ‘a) in der funktionalen Einschränkung der Sprache, b) der negativen Bewertung derselben, was mit der Entwicklung von stigmatisierter Identität einhergeht, sowie c) in der sich häufig vollziehenden linguistischen Umstrukturierung der Minderheitensprache nach dem Modell der Mehrheitssprache.’ (14/15) Die untersuchten Studien im zweiten Teil fokussieren die migrationsbedingte Mehrsprachigkeit bzw. Sprachmischung.
Hülya Isiklar wurde 1973 in Essen geboren und ist Mutter zweier Kinder. Nach Abschluss ihrer beruflichen Qualifikation zur Medizinisch-Technischen-Radiologieassistentin und mehrjähriger Tätigkeit im Universitätsklinikum in Essen, studierte sie Deutsch und Englisch auf Lehramt für die Sekundarstufe I und II und schloss ihr Studium erfolgreich mit dem Ersten Staatsexamen ab. Während und nach ihrem Studium arbeitete sie an der Universität Duisburg-Essen im Bereich Deutsch als Zweitsprache und befasst sich seitdem intensiv mit der Mehrsprachigkeit.