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- Augustus: Die Selbstinszenierung des Kaisers und dessen Beurteilung in der antiken Literatur
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Abb.: 11
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Augustus, der auf seinem Weg an die Macht das Recht mit Füßen getreten, am Bürgerkrieg teilgenommen, Proskriptionen durchgeführt und die Herrschaft an sich gerissen hatte, ist schließlich als Wiederhersteller der Republik, Friedensbringer und pater patriae in die Geschichte eingegangen. Man mag sich fragen, wie das zusammenpasst. Auf der einen Seite steht die blutig errungene Alleinherrschaft, auf der anderen Seite der nach außen inszenierte Schein, die Republik wiederaufgerichtet zu haben. Im Zentrum dieser Abhandlung stehen die Selbstdarstellung und das Fremdbild des Augustus. Und dies unter folgender Fragestellung: Wie gelang es Augustus unter Zuhilfenahme seiner Selbstdarstellung, die zerrüttete res publica wiederaufzurichten, sich an deren Spitze zu setzen und sie bis an sein Lebensende zu regieren? Und: Wie beurteilten ihn seine Zeitgenossen und Nachfahren? Augustus war ein Meister der Inszenierung und Selbstdarstellung. Er verstand es wie kein zweiter, seine faktische Alleinherrschaft unter dem Deckmantel der Republik zu verbergen, gleichzeitig seine eigene Person so gekonnt wie möglich in den Vordergrund zu stellen und dabei dennoch stets bescheiden zu wirken.
Textprobe: Kapitel 3.1.1, Vergil: Publius Vergilius Maro, so sein vollständiger Name, wurde im Konsulatsjahr des Pompeius am 15. Oktober 70 v. Chr. in der Nähe von Mantua, einem kleinen Ort in Norditalien, geboren. Seine Eltern waren nicht sonderlich begütert, der Vater war vermutlich Töpfer und betrieb eine Bienenzucht. Am 15. Oktober 55 v. Chr. legte Vergil die Männertoga an. Ihm wurde vom Vater eine schulische (rhetorische) Ausbildung ermöglicht und im Zuge dieser Studien verbrachte Vergil die folgenden Jahre in Cremona, später in Mailand, Rom und Neapel. Zudem war er ein Schüler des epikureischen Philosophen Siro. Als Caesar an den Iden des März 44 v. Chr. ermordet wurde, stand Vergil im 26. Lebensjahr und erlebte demnach die Zeit der Bürgerkriege mit vollem Bewusstsein. Nachdem Vergil, der wahrscheinlich anfangs ein Anhänger des Antonius war, anschließend durch die Landkonfiszierungen Octavians zur Veteranenansiedlung nach dem Perusinischen Krieg seinen Besitz verloren oder zu verlieren gedroht hatte, stand ihm die Armut bevor. Doch durch Vermittlungsversuche des Cornelius Gallus bekam Vergil seinen Besitz wieder bzw. verlor ihn nicht und stand seitdem Octavian nahe, in dem er den Garant des Friedens sah. Im Anschluss an dieses Ereignis, wohl zwischen 41 und 39 v. Chr., verfasste er seine ersten Dichtungen, die Bucolica, bestehend aus zehn Hirtengedichten, in denen er u.a. Octavian für die Rückgabe seiner Güter dankte und ihn schon jetzt als einen Gott, dem er ewige Verehrung gelobt, darstellte, jedoch darauf verzichtet Octavian deutlich beim Namen zu nennen. In der ersten Ecloge heißt es: O Meliboee, deus nobis haec otia fecit namque erit ille mihi semper deus, illius aram saepe tener nostris ab ovilibus imbuet agnusille meas errare boves, ut cernis, et ipsum ludere quae vellem calamo permisit agresti. In der vierten Ecloge, die auf das Jahr 40/39 v. Chr. datiert wird, besingt Vergil einen puer, der die Menschen von der Krisenzeit in ein neues goldenes Zeitalter führen wird. In der Forschung ist es bis heute umstritten, wer dieser puer sein soll. Die Vermutungen sind u.a., dass es sich um einen der noch nicht geborenen Söhne der Octavia und des Antonius oder des Octavian und der Scribona handeln könnte, die schließlich beide ein Mädchen wurden. Seit dem Jahr 39 v. Chr. schrieb Vergil zehn Jahre an seiner Georgica, einer Dichtung über den Landbau, die er auf Anraten des Maecenas begonnen und diesem schließlich gewidmet hatte. 29 v. Chr. wurde das Werk veröffentlicht und Vergil las Octavian, zu dem er Dank Maecenas eine enge Bindung hatte, persönlich daraus vor. Schon im ersten Buch der Georgica werden panegyrische Töne vom Dichter angestimmt, wenn er sagt, Octavian werde in der Zukunft als Gott angerufen werden. Auch in den folgenden Büchern der Georgica finden sich Stellen, an denen Vergil Octavian und dessen Leistungen in den höchsten Tönen lobt, so dass das Werk ‘im Ganzen als ein Gedicht zu Ehren des Oktavian als des restitutor Italiae’ erscheint. Doch die Lobpreisungen sind immer verhalten und eher indirekter Natur. Wenn Vergil davon spricht, dass Octavian als Gott angerufen werde, dann legt er dieses Ereignis bewusst in die Zukunft. Den Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens erreichte Vergil mit seiner Aeneis, an der er vom Jahre 29 v. Chr. an bis zu seinem Tod im Jahre 19 v. Chr. schrieb sein Werk blieb somit leider unvollendet, wurde aber dennoch – gegen den Willen Vergils – posthum auf ausdrücklichen Wunsch des Augustus publiziert. Und das hatte seine Gründe: Mit der Aeneis schuf Vergil ein Epos, das nicht nur den Gründungsmythos Roms thematisierte und zugleich darauf verwies, dass die römische Geschichte in der Herrschaft des Augustus ihren absoluten Höhepunkt erreichen würde, der durch den Frieden und die Weltherrschaft gekennzeichnet war, sondern auch zugleich ‘den mythischen Ursprung des julischen Hauses’ feierte. Für diese Botschaft sind zwei längere Textpassagen, in denen Vergil einen Blick in die Jetztzeit beschreibt, von besonderer Bedeutung. Zum einen wäre dies die so genannte Anchises-Rede und ferner die Schildbeschreibung. In der Anchises-Rede wird beschrieben, wie Aeneas in der Unterwelt von seinem Vater Anchises die Zukunft vorausgesagt wird. Denn Aeneas möchte wissen, was das Schicksal für ihn und die von ihm geführten Flüchtlinge aus Troja bereithält. Die gesamte Rede des Anchises hat Vergil daraufhin konzipiert, das alte Rom in Verbindung zu Augustus zu setzen. Nachdem auf die Auspicien des Romulus, die der Stadtgründung vorausgegangen waren und von denen sich der Name Augustus ableitet, hingewiesen wurde, gerät die Rede ‘zu einem Hymnus auf diesen [Augustus].’ Augustus wird als Vollender dessen gezeigt, was durch Romulus und die Kraft der Götter ihren Anfang nahm. Schließlich sagt Anchises: huc geminas nunc flecte acies, hanc aspice gentem Romanosque tuos. hic Caesar et omnis Iuli progenies magnum caeli uentura sub axem. hic uir, hic est, tibi quem promitti saepius audis, Augustus Caesar, diui genus, aurea condet saecula qui rursus Latio regnata per arua Saturno quondam, super et Garamantas et Indos proferet imperium Vergil lässt Anchises demnach schon in der römischen Frühzeit von Augustus, des Gottes Caesar Spross, berichten, der einst die goldenen Zeiten wiederbringen und das Reich vergrößern wird. Man kann sagen, dass ‘Augustus [...] damit zum Fortsetzer und Vollender der sakralen Mission des Aeneas, [...] zum Vollender der römischen Geschichte’ wurde. Umgekehrt sieht der Leser in Aeneas, der später Rom gründen wird, ‘eine Vorausdeutung des Augustus.’ Beide Gestalten erscheinen somit in einer nicht voneinander trennbaren Beziehung, die für das Wohl des römischen Staates von elementarer Bedeutung ist.
Aljoscha Riehn wurde 1984 in Bremen geboren. Sein Studium der Latinistik und Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen schloss der Autor im Jahre 2011 mit dem akademischen Grad des Master of Education erfolgreich ab. Es folgte das Referendariat für das Lehramt am Gymnasium in Braunschweig. Seit dem Jahre 2013 unterrichtet der Autor an einer Gesamtschule in der Nähe Bremens.
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