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- Analyse ausgewählter physiognomischer Texte im 'Buch der Natur' Konrad von Mengenbergs
Geisteswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 40
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Physiognomik versucht seit Jahrtausenden, anhand ihrer körperlichen Merkmale auf die Charaktereigenschaften von Menschen zu schließen. Untersuchungsgegenstand dieser Studie sind die physiognomischen Ausführungen in Konrad von Mengenbergs buch von den natürlichen dingen . Diese Arbeit soll zeigen, wie Physiognomik im Mittelalter betrieben wurde: Welche methodischen Verfahren und Begründungszusammenhänge prägten die mittelalterliche Physiognomik und welches Idealbild lag ihr zugrunde? Nach einer kurzen Einführung zur Physiognomik, ihrem Ursprung in der griechischen Antike und der Tradierung des antiken Wissens ins Mittelalter soll sich der Beantwortung dieser Fragen mit Hilfe der formalen und inhaltlichen Analyse einiger ausgewählter physiognomischer Charakterportraits aus dem Buch der Natur gewidmet werden. Hierbei liegt der Fokus vor allem auf der Analyse von sechs Charakterportraits, die zur weiteren Analyse zunächst ins Neuhochdeutsche übersetzt werden. Abschließend soll die Frage beantwortet werden, welche praktischen Konsequenzen die Physiognomik auf die höfische Gesellschaft des Mittelalters hatte. Grundlage dieser Arbeit bildet die Pfeiffer-Edition von Mengenbergs Buch der Natur aus dem Jahr 1861.
Textprobe: Kapitel 4.3.1, Humoralpathologische Primärqualitäten als Bindeglied zwischen Affekt und Merkmal: Dass das vorherrschende Welterklärungsmodell der Humoralpathologie auch Einfluss auf die Physiognomiken des Mittelalters genommen hat, verwundert nicht und kann an Konrads physiognomischen Ausführungen aufgezeigt werden. Wie schon eingangs erläutert, geht die Humoralpathologie von vier Primärqualitäten aus: trocken, feucht, kalt und warm, die wiederum den vier Körpersäften schwarze Galle, Schleim, Blut und gelbe Galle zugeordnet werden. Der Idealzustand, die Ausgewogenheit der vier Körpersäfte (Eukrasie), ist anzustreben – das rechte Maß ist also hier, das ‘Maß aller Dinge’, das in seiner vollkommenen Balance jedoch nur theoretisch zu erreichen ist. Die unterschiedliche Mischung der Elemente führt zu einer unterschiedlichen Beschaffenheit der Körper - so ist beispielsweise die ‘tunkelrôte’ Hautfarbe des Zornigen mit seiner von Natur aus ,warmen‘ Natur zu erklären. Das jeweilige Mischungsverhältnis der Elemente bestimmt jedoch nicht nur körperliche Merkmale, sondern auch die Charaktereigenschaften des Menschen. Aristoteles geht davon aus, dass die verschiedenen Affekte, also vorrübergehende Gefühlsregungen wie Angst oder Wut, in direktem Zusammenhang mit den Primärqualitäten warm und kalt stehen. Beispielsweise steht der Affekt Wut mit der Primärqualität warm in Zusammenhang. Das Körpermerkmal ‘tunkelrôte’ Hautfarbe ist demnach durch innere Wärme bedingt, die den Affekt Wut markiert. Ist diese innere Wärme konstant und erzeugt somit das ständige Merkmal der ‘tunkelrôten’ Hautfarbe, so kann das Merkmal nicht nur Anzeichen für den Affekt, sondern auch für die Charaktereigenschaft, in diesem Fall Jähzorn sein. Auch der direkte Verweis auf Affekte und deren Anzeichen kommt in Mengenbergs Physiognomik mehrmals vor. So zeigt der Kühne Anzeichen des Zorns: ‘und der dar zuo gar zornik ist und seinen zorn gar lang haltet’ und der Furchtsame Anzeichen von Traurigkeit: ‘und des anplick geleich ist dem anplick ains traurigen menschen’. Inwieweit dieses Erklärungsmodell jedoch stets angewandt werden kann, ist fraglich. Zum einen beschränkt es sich auf eine sehr geringe Anzahl von Affektzuständen, zum anderen fehlt in Konrads Ausführungen der Hinweis darauf, wie mit derlei Angaben umzugehen sei, d.h. um das von Aristoteles eingeführte Erklärungsmodell zu physiognomischen Zwecken zu nutzen, muss der Leser darüber informiert sein, dass sich Charaktereigenschaften nur dann aus Affektregungen ablesen lassen, wenn diese ständig sichtbare Körpermerkmale hinterlassen. Es besteht die Gefahr, dass aus vorübergehenden Gemütszuständen ständige Charaktereigenschaften geschlossen werden, doch ‘ein trauriger Mensch hat bisweilen einen fröhlichen Gesichtsausdruck, und ein fröhlicher Mensch manchmal die Miene eines Niedergeschlagenen’.
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