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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In vielen Metropolen weltweit agieren Menschen unter extremen Verhältnissen. Hierzu zählen stark eingeschränkte ökonomische Ressourcen, fehlende staatliche Absicherung sowie ein erschwerter Zugang zum Bildungs- und Gesundheitssystem. Dies ist auf Ereignisse der Makro- und Mikroebene zurückzuführen, welche unter anderem aus historischen Entwicklungen, der weltweiten Ressourcenverteilung sowie lokalpolitischen Entscheidungen resultieren. Um den Lebensstandard zu halten und eventuell zu verbessern, entwickeln die Akteure angepasst an die Rahmenbedingungen wirtschaftliche Strategien. Diese werden am Beispiel von der Metropolregion Mexiko Stadt aufgezeigt. Die Akteure der Studie gehen kreativ mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln um. Es werden Verdienstmöglichkeiten aus dem formellen und dem informellen Sektor genutzt, der Wohnraum wird selbst generiert sowie als Produktionsstätte verwendet und nicht zuletzt spielen soziale Beziehungen eine wichtige Rolle bei dem Erwirtschaften von monetären und nicht-monetären Ressourcen und der Absicherung in extremen Fällen. Anaalysiert wird der hier beschriebene Themenkomplex anhand des Arbeitsbegriffes der Urbanen Subsistenz, welcher trotz Differenzen im Wirtschaften mit stark eingeschränkten Ressourcen Faktoren, wie beispielsweise geringe Investitionskosten, aufzeigt, die kulturübergreifend vorhanden sind. Diese Studie befasst sich beispielhaft mit dem ökonomischen Handeln unter prekären Bedingungen und regt damit einen Vergleich mit anderen Fallbeispielen weltweit an.
Textprobe: Kapitel 4., Kriterien des ökonomischen Handelns: Urbane Subsistenz in der Metropolregion von Mexiko Stadt: In diesem Kapitel werden das kulturelle Wissen und die ökonomischen Strategien von Akteuren beschrieben, die unter prekären Bedingungen in der Metropolregion von Mexiko Stadt leben. Der Aufbau orientiert sich an den Kriterien, welche bezüglich der urbanen Subsistenz in Abschnitt 2.1 ‘Urbane Subsistenz als Arbeitsbegriff’ genannt wurden. 4.1, Keine oder geringe Investitionskosten für die ökonomischen Grundlagen: Im Folgenden werden die ökonomischen Grundlagen und die dafür benötigten Investitionskosten formuliert. Als ökonomische Grundlage wird die Erwerbstätigkeit gesehen, da diese vorrangig monetäre Ressourcen produziert. 4.1.1, Die ökonomischen Grundlagen: Die ökonomischen Grundlagen werden innerhalb der Literatur unterschiedlich beschrieben und variieren im Laufe des Lebens der Akteure. Es existieren Beschreibungen zur selbst generierten Erwerbstätigkeit als zum Angestelltenverhältnis. Zum Ersten zählen die Prostitution, das Putzen von Autoscheiben (Magazine, 2003:311), das Betteln (Arizpe, 1980:23 Magazine, 2003:311), der Straßenhandel (Arizpe, 1980 Neira Orjuela, 2003) und die urbane Landwirtschaft (Lewis, 1963) sowie das Einkaufen von Waren in den USA, um sie gewinnbringend in Mexiko zu verkaufen (Kemper, 1977:145 Lewis, 1959:129). Angestelltenverhältnisse gibt es bei der Polizei (Hiernaux-Nicolas, 2000:107), beim Militär (Hiernaux-Nicolas, 2000:107 Lewis, 1963:191), in einer Fabrik (Lewis, 1963:129), im Baugewerbe (Bueno Castellanos, 1994 Bueno Castellnos/Hernández Cáliz, 2007 Kramer, 1986) oder bei einer Regierungsbehörde (Hiernaux-Nicolas, 2000:107 Lewis, 1963:430). Es finden sich detaillierte Beschreibungen zum Straßenhandel (Arizpe, 1980 Neira Orjuela, 2003), zur Arbeit auf dem Bau (Bueno, Castellanos, 1994 Bueno Castellanos/Hernández Cáliz, 2007 Kramer, 1986) sowie zur urbanen Landwirtschaft (Lewis, 1963). Zusätzlich wird die Suche von Immigranten nach einer Arbeit in der ZMCM behandelt (Bueno Castellanos, 1994 Hiernaux-Nicolas, 2000 Hirabayashi, 1991 Lomnitz, 1977 Kemper, 1977 Kramer, 1986). Der Fokus der Untersuchung liegt auf den Investitionskosten dieser Bereiche. 4.1.2, Investitionskosten: Der Straßenhandel und die urbane Landwirtschaft erstrecken sich über eine Bandbreite von sehr wenigen bis vergleichsweise hohen Investitionskosten. Der ambulante Verkauf kann die alleinige Einkommensquelle sein oder erfolgt in Kombination mit anderen Lohnarbeiten (Franzoni Lobo, 2003:70). Die urbane Landwirtschaft kann durch den Verkauf der angebauten Produkte das alleinige Einkommen darstellen, in Kombination mit anderen bestehen und/oder dem Autokonsum dienen (Rodríguez Sánchez/Torres Lima/García Uriza, 1998:178f). Da von rudimentären Ausprägungen bis zu komplexen Produktionseinheiten mit Tierhaltung und Pflanzenzucht die unterschiedlichsten Formen vertreten sind, variieren die Investitionskosten stark (ebd., 1998:181). Die Arbeit im Baugewerbe erfolgt größtenteils im Angestelltenverhältnis. Die monetären Investitionskosten sind sehr gering. Die Bauarbeiter sehen das Angestelltenverhältnis als eine sichere ökonomische Grundlage (Bueno Castellanos, 1994:58) oder als einen Übergangsjob. Die Immigranten arbeiten in verschiedenen Berufsfeldern. Ihr Lebensstil ähnelt sich durch kaum bis gar keinen monetären Ressourcen und dem nicht-vorhandenen Wissen zum Leben in der ZMCM. Ausgeglichen wird dieser Umstand durch soziale Beziehungen (Kemper, 1977:48). Zum Erhalt einer Erwerbstätigkeit wird Folgendes benötigt: Arbeitsmaterialien, soziale Beziehungen, persönliche Mobilität und Zeit. Bei einigen Jobs müssen Arbeitsmaterialien selbst gekauft werden. Dies variiert von sehr wenigen Materialien, die monetär angeschafft werden bis zu Arbeitsmaterialien, deren Erhalt nur durch einen hohen Aufwand möglich ist. Im Baugewerbe werden sehr wenige Arbeitsmaterialien benötigt. Bauarbeiter kaufen ihr eigenes Werkzeug (Bueno Castellanos, 1994:96 Kramer, 1986:97). Bei nicht vorhandenen monetären Ressourcen wird der Kauf durch einen Vorschuss des Arbeitgebers ermöglicht (Bueno Castellanos, 1994:107). Bei einigen lohngenerierenden Tätigkeiten ist das einzige Arbeitsmaterial eine bestimmte Kleidung, beispielsweise ziehen sich Bettler dreckige Kleidung an (Arizpe, 1980:139). Bei der selbst generierten Arbeit variiert die Nutzung von Arbeitsmaterialien stark von sehr wenigen bis zu relativ hohen Investitionskosten. Dies zeigt sich anhand des Straßenhandels und der urbanen Agrikultur. Der Verkauf der Produkte aus der urbanen Landwirtschaft findet meistens im Straßenhandel statt (Neira Orjuela, 2003:142). Straßenhändler, die weder eine Erlaubnis noch eine Duldung haben und/oder denen nur sehr geringe finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, besitzen einen kostengünstigen Stand, beispielsweise ein Tuch, auf welchem die Waren ausgebreitet werden (Arizpe, 1980:26ff). Die urbane Agrikultur zum Autokonsum oder zum geringfügigen Verkauf zeigt, dass möglichst wenige Arbeitsmaterialien speziell gekauft werden müssen. Dies ist ersetzbar durch das Recyceln. Weggeworfene Metallstücke dienen beispielsweise dem Bau von Käfigen genutzt und Essensreste werden an die Tiere verfüttert. Auch werden natürliche Ressourcen wie Wasser genutzt (Rodríguez Sánchez/Torres Lima/García Uriza, 1998:187). Des Weiteren kommt eine multifunktionale Nutzung von Gegenständen vor. Gabeln und Messer werden im Anbau von Pflanzen verwendet. Auch wird der Wohnraum benötigt, beispielsweise werden Käfige für Tiere aufgestellt (Lewis, 1963:45) oder ein Feld befindet sich auf dem eigenen Grundstück (Hiernaux-Nicolas, 2000:130). Die städtische Landwirtschaft benötigt den urbanen Raum. Gewisse Regionen werden präferiert, wie zum Beispiel Xochimilco (Neira Orjuela, 2003:135) und Stadtteile in der Peripherie (Bazant Sánchez, 2001:96). Die urbane Landwirtschaft findet auch in stark bebauten Gegenden, wie Santo Domingo, statt. Hier wird unbebauter Stein mit Erde versehen, um Nutzpflanzen an ziehen (Lourdes Vega, 1997:298). Neben den einfachen Aufbauten, die oben beschrieben sind, werden eigene Stände (Cross, 1998b:37), Transportfahrzeuge (Castellanos Domínguez 2004:131 Rodríguez Sánchez/Torres Lima/García Uriza, 1998:191 Pyle, 1978:137) und bei der urbanen Agrikultur ein Feld zum Anbauen außerhalb des Wohnraums benötigt (Rodríguez Sánchez/Torres Lima/García Uriza, 1998:191). Das Geld für diese materiellen Grundlagen wird angespart (Neira Orjuela, 2003:138) oder durch eine andere Erwerbstätigkeit generiert. Zu diesen Übergangsjobs gehört zum Beispiel die Arbeit auf dem Bau (Kemper, 1977:138) oder als Angestellter an einem Straßenstand (Cross, 1998b:118). Zum Kauf eines Standes in einer Markthalle wird auch auf staatliche und informelle Kredite zurückgegriffen. (Cross, 1997:99). Nach einer einmaligen Zahlung von zehn Prozent des Kaufpreises folgen sechs Jahre lang monatliche Zahlungen. Als Garantie wird, wenn vorhanden, ein eigenes Haus oder der Stand selbst eingesetzt. Andere Händler verkaufen ihr eigenes Haus oder Grundstück, um sich den Standort leisten zu können (ebd.:111). Um die Lizenzen für einen Standort zu erhalten, müssen monetäre, soziale und zeitliche Ressourcen genutzt werden (Lewis, 1959:153). Dies wird durch staatliche Hilfen erleichtert (Cross, 1998b:95 Franzoni Lobo, 2003:38), beispielsweise konnte in den Markthallen im historischen Zentrum in den 1960ern ein Standort gegen einen symbolischen Betrag erworben werden (Cross, 1997:99) und Teile der indigenen Bevölkerung bekamen eine Erlaubnis zum Straßenverkauf (Arizpe, 1980:92f). Des Weiteren existieren Organisationen, die auf eine Duldung des Straßenhandels hinwirken. Vor allem im historischen Zentrum der Stadt ist es notwendig, einer Organisation und teilweise auch einer politischen Partei beizutreten (Cross, 1998b:37). Die Organisationen ermöglichen die Nutzung des Raumes und regulieren intern die Märkte (ebd.:35). Neben einem monetären Beitrag (Cross, 1998b:37 Pyle, 1978:137) ist dies ein zeitlicher Aufwand, da beispielweise an politischen Kundgebungen teilgenommen werden muss (Cross, 1998b:37). Weitere Kosten sind eventuell anfallende Gebühren für eine Gewerkschaft (Pyle, 1978:137). Die Arbeit im informellen Sektor wird vorgezogen, wenn es nicht möglich ist eine Lizenz zu erhalten oder bewusst darauf verzichtet wird. Durch die Arbeit im informellen Sektor können monetäre sowie zeitliche Ersparnisse entstehen, beispielsweise für den bürokratischen Aufwand (Cross, 1998a:44 Lewis, 1959:182). Nachteile des informellen Sektors sind, dass keine Kranken- oder Sozialversicherung besteht (Franzoni Lobo, 2003:64) und verschiedene Zahlungen getätigt werden müssen, um nicht den Arbeitsplatz zu verlieren oder bestraft zu werden (Wildner, 2003b:134). Zum Aufbau der ökonomischen Grundlagen wird persönliche Mobilität benötigt. Die Entscheidungsfindung wird beeinflusst von bestimmten Orten, wie Ländern, Städten und Stadtteilen, an denen eine ökonomische Grundlage aufgebaut wird. Bei einer Land-Stadt Migration wird die Stadt selbst und der städtische Arbeitsmarkt als Ressource genutzt (Bueno Castellanos, 1994:150). Innerhalb der Stadt wird die Arbeit in verschiedenen Stadtteilen als vorteilhaft empfunden. So wird in ökonomisch besser gestellten Stadtteilen gebettelt oder der Strom angezapft (Aguilar Medina, 1996:48f). Zudem gibt es die Möglichkeiten einer Remigration aufs Land (Kemper, 1977:46 Kramer, 1986:272), einer temporären oder langfristigen Übersiedlung in die USA über das Bracero-Programm, durch ein Arbeitsvisum oder als Illegaler (Lewis, 1963:323) sowie in andere mexikanische Städte zu ziehen (Gutmann, 2002:206). Die sozialen Beziehungen dienen dem Erhalt einer Arbeit und/oder die Zusammenarbeit ist wichtig für die Erwerbstätigkeit. Die Beziehungen erfolgen innerhalb des Haushaltes (Lomnitz, 1977), der (rituellen) Verwandtschaft (Lewis, 1963:50), Freundschaften (Cross, 1998b:106) sowie Arbeitskollegen (Bueno Castellanos, 1994:106) und Nachbarn (Lomnitz, 1977). Außerdem sind die Beziehungen vertikal oder horizontal. Neben dem Vertrauen und der Solidarität sowie dem Grad der Bekanntschaft stehen die sozialen Beziehungen in Abhängigkeit zur geographischen Nähe und einer Formalisierung durch Compadrazgo. Zum größten Teil sind die sozialen Beziehungen nicht alleine für die ökonomischen Grundlagen wichtig, sondern darüber hinausgehend ist ein Tausch von anderen Gütern vorhanden (ebd.:135-151). Ein Fall wird angesprochen, bei dem sich die sozialen Beziehungen auf den Erhalt von Arbeit beschränken (Bueno Castellanos, 1994:106). Der Erhalt einer Arbeit geschieht innerhalb der Familie und bei Beziehungen, die auf geographischer Nähe basieren. Innerhalb der Familie empfehlen angestellte Angehörige, Familienmitglieder an ihre Vorgesetzten oder sichern ihnen bei der Jobsuche Unterstützung zu (Lewis, 1963:49). Meistens wohnen die Familienmitglieder in der Nachbarschaft oder im selben Haus (Lomnitz, 1977:136). Geographische Nähe ist in Nachbarschaften und bei Immigranten zu finden. In Nachbarschaften besteht untereinander ein reziproker Tausch und gegenseitige Unterstützung mit verschiedenen Gütern. Dies beinhaltet auch Hilfe zur Generierung einer Erwerbstätigkeit. Unter Immigranten besteht die räumliche Nähe aufgrund der gleichen Herkunftsregion und in manchen Fällen dem Leben in derselben Stadtregion. Nach einer Immigration wird der erste Job in der ZMCM meistens über die Empfehlung eines bereits Immigrierten oft in der gleichen Branche vermittelt (Hiernaux-Nicolas, 2000:84f Lomnitz, 1977:67 Kemper, 1977:138 Kramer, 1986). Arizpe (1980) zeigt dies anhand von vier Dörfern, in denen die Arbeitsstrukturen der Menschen aus den einzelnen Dörfern sich ähneln (26f). Des Weiteren empfehlen bereits Immigrierte andere Dorfbewohner, die noch auf dem Land leben, an ihre Vorgesetzten oder die Arbeitgeber fragen nach Arbeitskräften (Arizpe, 1980:26f Bueno Castellanos, 1994:57 Kemper, 1977:48, Lomnitz, 1977:2). Hirabayashi (1991) zeigt, dass die sozialen Beziehungen, welche in der Stadt existieren, auf dem Land vorher nicht in der Form vorhanden waren. Die Beziehungen basieren auf der gegenseitigen Hilfe und Solidarität, welche notwendig ist, um Schwierigkeiten beim Ankommen in der Stadt einzuschränken. Neben diesen Beziehungen hängt der Aufbau der ökonomischen Grundlagen von der vorher ausgeführten Arbeit auf dem Land sowie von eventuellen formellen Ausbildungen ab (204). Innerhalb von vertikalen Beziehungen sowie mit Hilfe von Vorgesetzten werden besser vergütete Arbeitsverhältnisse ermöglicht. Dies zeigt sich auch bei einem möglichst heterogenen persönlichen Netzwerk, in welches Menschen integriert sind, die ökonomisch besser gestellt sind (Arizpe, 1980:117 Kemper, 1977:161). Auch werden Beziehungen, aus denen ein lukrativerer Job resultieren kann, durch Compadrazgo formalisiert (Kemper, 1977:177). Ökonomische Grundlagen, die auf der Zusammenarbeit basieren, sind zum größten Teil innerhalb der Familie und des Haushalts vorhanden (Franzoni Lobo, 2003:36 Lewis, 1963:209). Bei den familiären Mikrounternehmen ist die Familie und die damit verbundene Arbeitskraft die Basis (Franzoni Lobo, 2003:36). Es gibt verschiedene Konstellationen, wer unter welchen Umständen mitarbeitet. Kinder helfen von klein an mit und bauen eventuell später ihr eigenes Unternehmen auf, welches mit dem der Eltern kooperiert (ebd.:67). Da das soziale Netzwerk auf familiären Beziehungen basiert, ist es relativ einfach zu konsolidieren. Vertrauen in die anderen Akteure sowie das gemeinsame Ziel des Überlebens und der Reproduktion sind vorhanden (ebd.:36). Die Arbeitskräfte aus der Familie werden entweder unentgeltlich angestellt oder bekommen einen Lohn ausgezahlt (Neira Orjuela, 2003:150). Dies verringert die Investitionskosten, weil auf Angestellte verzichtet wird (Cross, 1998b:118 Franzoni Lobo, 2003:40 Neira Orjuela, 2003:135f). Bei den familiären Mikrounternehmen sind darüber hinausgehend Beziehungen zu Kollegen, von denen sich beispielsweise Arbeitsmaterialen geliehen werden, von Bedeutung (Franzoni Lobo, 2003:37). Diese sozialen Beziehungen sind vererbbar. Bauen die Kinder ein eigenes Mikrounternehmen auf, so nutzen sie die sozialen Beziehungen, welche von ihren Eltern etabliert wurden (ebd.:45). Vergleichbar mit den Familienunternehmen sind die Jugendbanden, welche zusammenwohnen und sich als Freunde ansehen. Sie sind auf die gemeinsame Arbeit, welche eine Kombination, aus Diebstahl, dem Putzen von Autoscheiben und dem Betteln ist, angewiesen. Die gegenseitige Unterstützung ist notwendig, da alleine die Aufgaben nicht ausgeführt werden können, beispielsweise rauben vor allem die unter 18-jährigen Passanten aus, da sie weniger hart bestraft werden würden als die Älteren. Auch ist es durch diese Zusammenarbeit nicht notwendig jeden Tag zu arbeiten (Magazine, 2003:312). Wie in den einzelnen Absätzen angedeutet, benötigen die Investitionen Zeit, beispielsweise müssen Materialien eingekauft werden. Ein hoher zeitlicher Aufwand kommt in der Baubranche vor. Bei der Arbeit in der Baubranche muss ständig ein neuer Job gesucht werden, wobei weite Wege zwischen den Baustellen zurückzulegen sind (Kramer, 1986:96). Durch einen höheren zeitlichen Aufwand können fehlende Geldzahlungen ausgeglichen werden, beispielsweise besteht die Möglichkeit technische Geräte durch eine verlängerte Arbeitszeit zu ersetzen (Franzoni Lobo, 2003:40). Des Weiteren werden als Investition in die ökonomischen Grundlagen religiöse Rituale an den Agrarzyklus angepasst (Gónzalez Ortiz, 2009:2) sowie jobspezifische Weiterbildungskurse angegeben (Lewis, 1963:469). Dieses Unterkapitel zeigt die Möglichkeiten sich ökonomische Grundlagen zu schaffen und bestätigt, dass vor allem die monetären Investitionskosten - mit Ausnahme von einigen Straßenständen - gering sind. Teilweise können monetäre Kosten durch einen höheren zeitlichen Aufwand ersetzt werden. Außer den monetären und zeitlichen Aufwand sind soziale Beziehungen bedeutsam, da die Zusammenarbeit zum Aufbau einer ökonomischen Grundlage benötigt wird sowie über persönliche Netzwerke die Vermittlung einer Erwerbstätigkeit vorkommt. Weil die Investitionskosten stark eingeschränkt sind und es nur möglich ist in Bereichen zu arbeiten, welche nicht gut bezahlt werden und/oder einer hohen Unsicherheit unterliegen, präsentiert das nächste Kapitel, wie mit den geringen und unsicheren Einnahmen umgegangen wird.
Während des Studiums der Ethnologie (bis Juli 2011) hat sich für die Autorin der regionale Schwerpunkt auf Mesoamerika herauskristallisiert. Dieser Studie liegt ihr weiteres Interesse an der Stadtethnologie und ökonomischen Strategien sowie ein 15-monatiger Aufenthalt in Mexiko Stadt zugrunde. Seit dem Studium arbeitet Anja Nikodem im Bereich der außerschulischen Bildung.
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