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- Risikomanagement von Banken: Stresstest-Methoden vor und nach der Finanzkrise
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Finanzkrise offenbarte, dass die in den Banken bereits etablierten Stresstests keine ausreichende Vorbereitung auf die Krise boten. Das schlechte Abschneiden der Risikomanagementsysteme konnte unter anderem auf die mangelnde Integration der Stresstests in die Risikosteuerung sowie die Fokussierung auf historischen Daten zurückgeführt werden, wodurch wesentliche Risiken nicht adäquat berücksichtigt wurden. Mit dem Ziel für künftige Krisen besser gerüstet zu sein, wurde daher durch die Aufsichtsbehörden mit dem inversen Stresstest eine völlig neue Methode zur Modellierung von Stressszenarien geschaffen. Die Umsetzung inverser Stresstests ist jedoch aufgrund der Vielzahl möglicher Szenarien entsprechend komplex und im Vergleich zu konventionellen Stresstests noch wenig erforscht. Deshalb wird im analytischen Teil dieses Fachbuches ein inverses Stressverfahren vorgestellt, das ohne iterative Berechnung unzähliger Szenarien, die rasche Identifikation der relevanten Parameterveränderungen ermöglicht.
Textprobe: Kapitel 3.2.1, Zinsänderungsrisiko: Unter dem Zinsänderungsrisiko werden jene Risiken verstanden, die ihren Ursprung in Schwankungen der Zinssätze haben. Die Zinssätze können dabei nicht nur in der Höhe schwanken, sondern es besteht auch das Risiko einer Drehung der Zinskurve. Dies ist dann der Fall, wenn sich die Zinsen im kurzfristigen Bereich nicht ident zu jenen im langfristigen Bereich verändern. Je nachdem, ob es zu einer Annäherung oder einem Auseinanderdriften der kurz- und langfristigen Zinsen kommt, spricht man von einer Verflachung oder einer Versteilung der Zinskurve (vgl. Horcher 2005, S. 24-28). Obwohl das Zinsänderungsrisiko ein systematisches Risiko darstellt (vgl. Entrop et al. 2009, S. 1002), sind in der ersten Säule von Basel II keine Mindestkapitalanforderungen für das Zinsrisiko im Bankbuch definiert. Stattdessen sind die Mindestanforderungen an die Berechnung des Zinsänderungsrisikos im Rahmen des ICAAP in der zweiten Säule von Basel II definiert. Demzufolge ist seitens der Aufsicht ein besonderes Augenmerk auf sogenannte Ausreißer-Institute zu legen, bei denen ein Standardzinsschock in Höhe von 200 Basispunkten einen Barwertverlust im Anlagebuch von mehr als 20% der Summe aus Tier 1 und Tier 2 Kapital zur Folge hätte. (vgl. BIS 2004a, S. 165 f.) Bei der Berechnung des Zinsänderungsrisikos kann sowohl auf interne Modelle, als auch auf standardisierte Rahmenwerke zurückgegriffen werden (vgl. BIS 2004b, S. 25). Bei jenen Banken, die keine Wertpapiere im Handelsbuch halten, stellt das Zinsrisiko im Bankbuch zumeist das größte Marktpreisrisiko dar, weshalb der genauen Berechnung eine entsprechend große Bedeutung zukommt. Dies ist einerseits möglich, indem nicht nur der oben beschriebene Standardzinsschock, sondern mehrere Zinsszenarien berechnet und anschließend mit Eintrittswahrscheinlichkeiten hinterlegt werden. Andererseits ermöglicht die Berechnung mittels VaR-Ansatz eine noch genauere Berechnung, da sämtliche Parameter wie Haltedauer und Konfidenzniveau entsprechend der Institutsvorgaben angepasst werden können (vgl. OeNB 2006, S. 53 f.). Bei der Berechnung des Risikos aus zinstragenden Positionen im Handelsbuch können Sensitivitätsmaße wie die Modified Duration oder der Present Value of a Basis Point verwendet werden. Dadurch kann die Sensitivität des Barwertes gegenüber Bewegungen des Marktzinses berechnet werden, wobei auch entsprechende wahrscheinlichkeitsbasierte Szenarien hinterlegt werden sollten, um genauere Aussagen treffen zu können. Diese Vorgehensweise ist jedoch nur für eine grobe Indikation des Risikos geeignet. Um eine risikoartenübergreifende und vollständige Risikoberechnung durchführen zu können, sollte auch hier die VaR-Methode verwendet werden, auf die im Detail im Kapitel 4.1 noch eingegangen wird (vgl. OeNB 2006, S. 52). 3.2.2, Währungsrisiko: Fremdwährungsrisiken bestehen dann, wenn die Bank Verbindlichkeiten oder Forderungen in einer Fremdwährung eingegangen ist und diese Positionen entweder nicht entsprechend abgesichert wurden oder keine gegengleiche Positionen bestehen. Sofern es sich bei den Fremdwährungsrisiken um wesentliche Risiken handelt, sollte eine wahrscheinlichkeitsorientierte Risikomessung erfolgen. (vgl. OeNB 2006, S. 53) Ein Indikator um festzustellen, ob es sich beim Fremdwährungsrisiko um ein wesentliches Risiko handelt, ist die Sensitivität der offenen Devisenpositionen gegenüber Schwankungen der Fremdwährung sowie die Fristigkeit der einzelnen Positionen (vgl. OeNB 2006, S. 15). 3.2.3, Aktienpositionsrisiko: In Abhängigkeit davon, ob die Wertpapiere im Handelsbuch der Bank ein wesentliches Risiko darstellen, bestehen unterschiedliche Möglichkeiten das Risiko aus Aktien abzubilden. Generell gilt, dass bei steigender Komplexität und steigendem Umfang der Handelspositionen die Genauigkeit der Risikomessung zunehmen sollte. Eine einfache Form zur Berechnung von wahrscheinlichkeitsorientierten Risikowerten ist die Berücksichtigung von historischen Volatilitäten und entsprechende Umskalierung auf das gewünschte Konfidenzniveau. Bei jenen Banken, wo die Wertpapierbestände des Handelsbuchs einen großen Risikofaktor darstellen, sollte die bankinterne Risikomessung jedoch mittels eines VaR-Modells erfolgen. (vgl. OeNB 2006, S. 51 f.) Im Kapitel 4 wird auf die VaR-Berechnung und deren unterschiedlichen Methoden im Detail eingegangen werden.
Mag. Walter Hatak, M.A. ist seit 2012 im strategischen Risikomanagement einer österreichischen Bank tätig. Seine berufliche Laufbahn im Banken-Risikomanagement begann er 2009 nach dem Diplomstudium der IBW, das er an der Universität Wien abschloss. Bereits während seines Studiums, das er zu einem Teil in Helsinki absolvierte, entstand sein Interesse im Bereich der Finanzwissenschaft. Dementsprechend wählte er seine Spezialisierung in der Investment Analyse und setzte sich im Rahmen seiner Diplomarbeit mit dem Nutzen von Portfolio Insurance Strategien zur Absicherung vor Kursverlusten auseinander. 2011 startete der Autor ein berufsbegleitendes Masterstudium in Financial Management, um sein Wissen im Bereich des Risikomanagements weiter vertiefen zu können. Im Zuge dieses Studiums, das zu einem Teil an der FH Wien und zu einem Teil an der University of Texas in den USA absolviert wurde, verfasste der Autor seine Masterarbeit über den Einsatz von Stresstests im Risikomanagement von Banken. Das vorliegende Fachbuch widmet sich ebenfalls dieser Thematik, wobei besonders die Auseinandersetzung mit den neuen Stresstestmethoden wie dem inversen Stresstest sowie die mögliche Umsetzung in der Praxis im Mittelpunkt steht.
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