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Finanzen

Pedro Henrique Ferreira Sales

Korruption, Schattenwirtschaft und institutionelle Qualität: Zusammenhänge, Auswirkungen und Modelle

ISBN: 978-3-95934-726-6

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die wirtschaftliche Bedeutung von Korruption und Schattenwirtschaft ist, insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern, gut dokumentiert. Kontroverse theoretische Überlegungen über die Auswirkungen von Korruption auf die wirtschaftliche Entwicklung in den sechziger und siebziger Jahren wurden mittlerweile durch die empirische Korruptionsforschung abgelöst. Die überwiegend negativen Effekte von Korruption werden heute allgemein als Tatsache angesehen. Dagegen sind die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des informellen Sektors weder theoretisch noch empirisch eindeutig belegt. Während einige Untersuchungen die negativen Effekte der Schattenwirtschaft – hauptsächlich verringerte Staatseinnahmen und Unterversorgung von öffentlichen Gütern – in den Vordergrund stellen, heben andere Studien die positiven Facetten des informellen Sektors hervor. Insbesondere gehen einige Autoren davon aus, dass die Existenz eines inoffiziellen Sektors zu einer Verringerung der Korruption im offiziellen Sektor führen kann. Eine wichtige Gemeinsamkeit von Korruption und Schattenwirtschaft ist, dass beide Aktivitäten stark von den institutionellen Rahmenbedingungen eines Landes abhängig sind. Eine wachsende Anzahl wissenschaftlicher Publikationen thematisiert die Rolle von Institutionen für die wirtschaftliche Entwicklung. So bieten empirische Analysen Hinweise dafür, dass die weltweit unterschiedlichen Wohlstandsniveaus durch Unterschiede in der Ausgestaltung von Institutionen erklärt werden können. Der Einbezug institutioneller Faktoren in die Analyse des Zusammenhangs von Korruption und Schattenwirtschaft ist daher zweckmäßig und ein natürlicher Schritt, um das Verständnis über das Thema zu erweitern. Die vorliegende Untersuchung widmet sich der Darstellung wichtiger Aspekte des aktuellen Forschungstands über den Zusammenhang zwischen Korruption und Schattenwirtschaft und dem Einfluss von Institutionen auf diese Beziehung. Die Darstellung geschieht hierbei auf zwei Ebenen. Die ersten Abschnitte jedes Kapitels geben eine Übersicht über die Entwicklungen in der Literatur zu den jeweiligen Gebieten. Die letzten Abschnitte jedes Kapitels stellen ein Modell bzw. Modellerweiterungen zu dem jeweiligen Thema dar.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3.3, Korruption und Geheimhaltung: Wie schon im vorherigen Abschnitt erwähnt, bestehen zwischen Bestechungszahlungen und Steuern gewisse Ähnlichkeiten. Steuern sind Aufschläge auf den Preis, die in das Budget der Regierung fließen, während Bestechungszahlungen Aufschläge sind, die einer korrupten Behörde zufließen. Im Fall einer Monarchie, wo die Staatsfinanzen oder das Budget der Regierungsbehörden gleich dem Vermögen des Monarchen sind, ist diese Ähnlichkeit noch markanter. Der Fall des koordinierten Monopols, in der die Regierung die Umsatzmaximierenden Bestechungszahlungen festlegt, könnte somit als Umsatzmaximierender Steuersatz interpretiert werden. Das Modell der unabhängigen Monopole, könnte als Interaktion unabhängiger Steuerbehörden interpretiert werden, die anstatt der gesamten, ihre eigenen Steuererträge maximieren. Der Fall der konkurrierenden Behörden könnte ebenfalls als Wettbewerb zwischen den Jurisdiktionen um Steuererträge dargestellt werden. Trotz dieser Ähnlichkeiten besteht ein herausragender Unterschied zwischen Steuern und Bestechungszahlungen in der Tatsache, dass Bestechungszahlungen, im Gegensatz zu Steuern, geheim gehalten werden müssen. Die Notwendigkeit der Geheimhaltung und die mit ihr verbundenen Anstrengungen sind der Grund weshalb Korruption verzerrender als Besteuerung ist. Da es für manche Güter leichter ist Bestechungszahlungen zu verlangen als für andere, werden Regierungsfunktionäre Entscheidungen auf der Grundlage der Möglichkeit zur Forderung von Bestechungen fällen. Übertragen auf das Beispiel von Mautzahlungen für die Benutzung einer Straße hieße dies, dass die Regierung eine Straße sperrt, weil es dort schwieriger ist die Maut einzufordern und nur noch eine Straße für den Verkehr freigibt. Ein Beispiel aus der Realität soll dies verdeutlichen: Eine Fabrik zur Herstellung von Flaschen in Mocambique verfügte in 1991 über moderne Maschinen für die Fabrikation von Flaschen. Lediglich der Prozess zur Beschriftung der Flaschen war veraltet und führte zu Engpässen in der Produktion. Eine Maschine, mit der der Engpass behoben werden konnte, hätte 10.000 US Dollar gekostet und hätte sofort mit Mitteln von Entwicklungshilfeorganisationen erworben werden können. Der Leiter der Fabrik weigerte sich jedoch diese Maschine zu kaufen und forderte stattdessen eine Maschine im Wert von 100.000 US Dollar, die nicht nur den Beschriftungsprozess automatisierte, sondern auch in Farbe druckte und für unterschiedliche Arten von Flaschen anwendbar war. Lediglich ein Produzent in der Welt stellte diese Art von Maschine her, so dass sich die mocambiquanische Regierung um ein Hilfepaket beim Herstellerland bewarb. Da der Prozess für die Genehmigung des Antrages langwierig war, wurde in der Zwischenzeit weiterhin mit der veralteten Technologie produziert. Das Verlangen des Fabrikleiters nach einer modernen und teuren Maschine, die die Bedürfnisse der Fabrik weit übertraf, scheint auf den ersten Blick irrational. Schließlich war die Maschine nicht nur teurer sondern ihr Erwerb war zeitintensiver als der einer gewöhnlichen Maschine. Bezieht man jedoch die Möglichkeiten zur Korruption in die Bewertung der Situation ein, kann das Verhalten des Fabrikleiters rational nachvollzogen werden. Hätte der Fabrikleiter die einfache Maschine erwerben wollen, hätte er sich wahrscheinlich an die Ausschreibungsregeln von Entwicklungshilfeorganisationen halten müssen, womit die Möglichkeiten zur Korruption geringer geworden wären. Mit der Bestellung der modernen Maschine wich er der Verpflichtung aus, alternative Angebote zu berücksichtigen. Außerdem könnte er bei der teureren Maschine wahrscheinlich die Lieferanten dazu bewegen eine überteuerte Rechnung. Die Möglichkeiten zur Korruption sind bei einer einzigartigen und teuren Maschine höher als bei billigen generischen Produkten. Die sozialen Kosten bei solchen Transaktionen können hohe Ausmaße annehmen. Angenommen der gesellschaftliche Wert der 100.000 Dollar Maschine läge lediglich bei 20.000 Dollar und die Bestechungszahlung an den Fabrikleiter hätte 3.000 Dollar betragen. Die sozialen Kosten lägen mit 80.000 Dollar weit über den Bestechungsumsatz des korrupten Fabrikeiters. Dies zeigt wie weit die sozialen Kosten der Fehlleitung von Ressourcen durch Korruption, die Gewinne aus den Bestechungszahlungen überschreiten können. Die Notwendigkeit der Geheimhaltung von Korruption bietet eine Erklärung für die Tatsache dass Regierungen von armen Entwicklungsländern oft ihre Ressourcen in Infrastruktur- und Verteidigungsprojekte leiten, wo die Korruptionsmöglichkeiten sehr hoch sind, anstatt in Bildungs- oder Gesundheitsprojekten, wo die Möglichkeiten zur Korruption geringer sind. Angesichts der unterschiedlichen Rückflüsse dieser Investitionen sind die potentiellen sozialen Kosten solcher Fehlleitungen durch Korruption enorm. Im nächsten Abschnitt wird nun ein einfacher Modellrahmen zur Korruption vorgestellt, der als Basis für die Untersuchungen in Kapitel 3 und 4 dient.

Über den Autor

Pedro Henrique Ferreira Sales wurde 1981 in Belo Horizonte, Brasilien geboren. Sein Studium der International Business Studies und International Economics schloss der Autor im Jahre 2006 mit den akademischen Graden Diplom-Kaufmann und Master of Arts International Economics ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor wichtige Erfahrungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwissenschaft und Public Economics der Universität Paderborn. Während seiner Kindheit, Jugend und jungem Erwachsenenalter in Brasilien machte der Autor viele Erfahrungen mit den realen Auswirkungen von Korruption und Schattenwirtschaft sowie den Konsequenzen schlecht funktionierender Institutionen. Seine persönlichen Erfahrungen gepaart mit seinem wissenschaftlichen Interesse motivierten den Autor, die Zusammenhänge dieser Themen in einer strukturierten Untersuchung zu analysieren.

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