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- Ist die Wall Street noch zu retten? Die Folgen der amerikanischen Immobilienkrise für den Wirtschaftsstandort New York City
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 154
Abb.: 85
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Ein Ereignis zu benennen, welches in den Jahren 2007 und 2008 beinahe die gesamte Aufmerksamkeit aller weltweiten Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Bevölkerung in Anspruch nahm, fällt nicht schwer. Es handelt sich um die amerikanische Immobilienkrise und ihre Folgeerscheinungen. Diese Nachrichtenpräsenz zeigt, dass die Krise jeden betrifft, auch wenn sie originär in den USA ihren Ursprung hatte. Durch Finanzmanipulationen konnten sich die Auswirkungen weltweit verbreiten und sind daher auch weltweit spürbar. Selbst kleine Gemeinden in Deutschland berichten aufgrund von Investitionen in amerikanische Immobilienfonds von Wertberichtigungen in ihren Haushaltsbilanzen. Gerade weil die Krise allgegenwärtig scheint, haben viele Menschen weltweit ein Interesse an Hintergrundinformationen über dieses Ereignis. Doch die Zusammenhänge zwischen Immobilienkrise und den nun spürbaren Ereignissen auf dem Finanzmarkt und der Weltwirtschaft sind nicht für alle offensichtlich. Das erste Ziel dieses Buches ist es daher aufzuzeigen, wie sich ein nationaler Immobilienboom in eine nationale Immobilienkrise verwandeln konnte, um dann in Form einer globalen Finanzkrise die gesamte Welt zu erschüttern. Im Finanzsystem, welches bisher von der Krise am stärksten erschüttert wurde, spielt die Stadt New York eine wichtige Rolle. Denkt man an New York City, so hat man automatisch die Hochhäuser der Banken, die Wall Street und den Aktienhandel vor Augen. Doch spätestens durch den Zusammenbruch der Aktienkurse im Jahr 2001 ist der weltweite Einfluss des Finanzplatzes New York City auch in negativer Weise bekannt. Schon damals zweifelte man daran, dass sich New York vom Aktiencrash und den anschließenden Terroranschlägen des 11. September 2001 wieder erholen könnte. Allen Kritikern zum Trotze, gelang es jedoch der Stadt stärker als zuvor aus der Krise hervorzugehen. Durch die Immobilien- und Finanzkrise ist New York City nun erneut in Gefahr. Mit der Krise kam die Frage auf, inwieweit und ob überhaupt sich New York nach diesem neuerlichen Schicksalsschlag wieder erholen kann, oder ob New Yorks Story of Survival endgültig zu Ende gehen wird. Dieser Frage wird sich das vorliegende Buch widmen.
Textprobe: Kapitel 4.1.2, Das Ende der Investmentbanken und der Absturz der New Yorker Firmen im Finanzsektor: ‘The fiscal challenges facing New York City in the coming years have deepened with every month that the paralysis facing the nation‘s credit markets continues. Waves of negative economic developments during the City‘s 2008 fiscal year — including the near-collapse of Bear Steams — swelled into a tsunami in September 2008 as spasms of financial anxiety brought down Lehman Brothers, forced AIG into a federal bailout, caused Merrill Lynch to merge with Bank of America, and led Goldman Sachs and Morgan Stanley to reorganize as bank holding companies.’, William C. Thompson, 2008. Wie im Kapitel 3.3 aufgezeigt wurde, befanden sich vor dem Eintritt der Krise die Zentralen der fünf größten Investmentbanken der Welt in New York City. Dabei sind reine lnvestmentbanken eine angelsächsische Spezialität. Sie nehmen in der Regel keine Einlagen der Privatkundschaft entgegen und vergeben weniger Kredite an Unternehmen, sondern konzentrieren sich auf das Wertpapiergeschäft. Durch die Finanzkrise waren im Frühherbst 2008 jedoch nur noch zwei Investmentbanken übrig geblieben. Dabei sagte der frühere Notenbankchef Alan Greenspan im Jahr 2006 noch: ‘Not only have individual financial institutions become less vulnerable to shocks from underlying risk factors, but also the financial system as a whole has become more resilient’ (zitiert bei Goodman 2008). Damit sollte er jedoch Unrecht behalten. Im Folgenden werden die Entwicklungen der großen New Yorker Banken während der Krise im Einzelnen beschrieben. Bear Stearns: Die kleinste der New Yorker lnvestmentbanken war Bear Stearns. Sie wurde bereits am 17. März 2008 von J.P. Morgan Chase für nur zwei Dollar pro Aktie mit einem Kredit der Notenbank übernommen. Während des vorangegangenen Wochenendes, hatte Bear Stearns 93 Prozent seines Unternehmenswertes an der Börse eingebüßt. Anfang 2007 war die Aktie noch 171 Dollar wert gewesen. Im Laufe des Jahres 2008 kam dann Bear Stearns gleich dreimal in Schwierigkeiten. Bereits am 13. März 2008 waren mit 18 Milliarden Dollar die Kreditreserven der Bank plötzlich vollständig aufgebraucht. Ein Konkursantrag war damals schon in Vorbereitung. Doch in letzter Minute eilte die Großbank J.P. Morgan Chase zu Hilfe. Diese Rettung war aber nur durch Unterstützung der Notenbank möglich, die 29 Milliarden an Einlagen der insolventen Bank garantierte. Diese Intervention wurde damals als Wendepunkt der Finanzkrise angesehen. Allerdings sollte sich in der Woche vom 8. bis zum 14. September 2008 (Anhang 3) die Finanzkrise und damit die wirtschaftliche Lage in New York weiter zuspitzen. Lehman Brothers Nachdem der Vorstandsvorsitzende der New Yorker lnvestmentbank Lehman Brothers (Lehman) am 11 September die Quartalszahlen des Unternehmens und die daraus resultierenden Abschreibungsbeträge verkündete, stürzte der Aktienkurs noch am selben Tag um 46 Prozent ab. Dadurch waren im Verlauf der Krise die Gesamtverluste auf 90 Prozent des Unternehmenswertes bzw. 40 Milliarden Dollar angestiegen. Zusätzlich hatte Lehman rund 600 Milliarden Schulden in den Büchern zu verzeichnen. Das Unternehmen war schlichtweg zahlungsunfähig. Der Aktienkurs stürzte von 47,52 Dollar auf 0,03 Dollar ab. Zwar meldete die britische Bank Barclays zunächst Kaufinteresse an Lehman an, die amerikanische Notenbank verweigerte jedoch überraschend die von den Briten geforderte Beteiligung oder Garantie. Daher meldete Lehman Brothers am 15. September 2008 die Insolvenz an. Dieses Ereignis bedeutete das Ende einer der ältesten und traditionsreichsten Investmentbanken an der Wall Street. Lehmans Wurzeln gehen zurück auf 1850. Während der 158 Jahren dazwischen hatten sich bei der Bank ungefähr 25.000 Arbeitnehmer angesammelt (Anderson, White 2008: Al). Das Problem, das letztendlich zum Konkurs von Lehman führte, war bei allen lnvestmentbanken ähnlich. Die Kapitalausstattung im Verhältnis zu den Risiken, die sie vor allem durch das lnvestment in Wertpapiere aus ABS oder CDS stark erhöhten, war viel zu gering. Beinahe das gesamte Vermögen wurde in Form zweifelhafter Wertpapiere gehalten, für die es zu diesem Zeitpunkt schon über ein Jahr lang keine liquiden Mittel mehr gab. Diese Papiere waren wertlos geworden und mussten verlustbringend abgeschrieben werden. Als darin Anfang September die Rating-Agenturen ankündigten, dass die Kreditwürdigkeit des Unternehmens herabgestuft werden sollte, wurde die Verkaufspanik weiter verstärkt. Die ohnehin schon unsicheren Investoren zogen die letzten liquiden Einlagen aus der Bank.
Matthias Graf (Diplom-Kulturwirt), geboren 1984, hat an den Universitäten Passau und Verona Kulturwirtschaft studiert und beschäftigt sich schon seit geraumer Zeit mit internationalen Finanzzentren und der Kapitalverschiebung nach Asien. Im Rahmen seines Studiums lebte er für acht Monate in New York City. Im Moment arbeitet Matthias Graf als Unternehmensberater.
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