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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 114
Abb.: 27
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Bezeichnung Exchange Traded Funds (kurz: ETFs) steht für ein aufstrebendes Finanzprodukt, das in den letzten Jahren sowohl bei institutionellen als auch bei privaten Kapitalanlegern großen Anklang gefunden hat und aus der Vielfalt des heutigen Kapitalmarkts nicht mehr wegzudenken ist. Es handelt sich dabei um börsengehandelte Indexfonds, die genauso wie traditionelle Investmentfonds auch dem Investmentfondsgesetz unterliegen. Das investierte Geld hat den rechtlichen Status eines Sondervermögens, was bedeutet, dass das Geld bei einer Insolvenz des Emittenten geschützt ist. Das Ziel des Fondsmanagements hinter einem ETF ist die möglichst exakte Nachbildung eines Index (einer Benchmark). Mit ETFs erhält der Anleger die Möglichkeit, mit einer einzigen Transaktion einen gesamten Index - sei es ein Aktien-, Rohstoff- oder Anleihen-Index - zu kaufen. Mit dem Kauf eines solchen Indexfonds-Anteils erwirbt man einen ganzen Markt und kann damit im Zielsegment ein Maximum an Diversifikation erzielen. Trotz bzw. aufgrund der Finanzmarktkrise schaffte dieses Finanzprodukt spätestens im Jahr 2008 den Durchbruch am europäischen Kapitalmarkt. Der Grund dafür ist, dass Investoren ihr Geld wieder zunehmend konservativer veranlagen. Sie gehen wieder zurück zu leicht verständlichen, flexiblen und kosteneffizienten Anlageformen. Exchange Traded Funds vereinen all diese Vorteile. Das ist die Antwort auf die in den letzten Jahren modern gewesenen, schwer durchschaubaren strukturierten Finanzvehikeln. Die im Frühsommer 2007 begonnene Immobilienkrise, die sich später in Wellen zu einer globalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise ausweitete, setzte den Bereich der strukturierten Produkte (zB Zertifikate, Derivat-Produkte) stark zu. Das dürfte dem globalen ETF-Markt zukünftig weiteren Auftrieb geben. Als die Exchange Traded Funds ab dem Jahr 2000 ihren Siegeszug in Europa ansetzten - sie entstanden ursprünglich in Nordamerika - steht den Anlegern heute ein riesiger Fundus an unterschiedlichen ETF-Produkten zur Verfügung. Der Investor kann heute mit Hilfe von ETFs nicht nur in alle Vermögensklassen investieren, sondern er kann darüber hinaus entscheiden, ob er etwa auf Kursgewinne (long position) oder auf Kursverluste (short position) setzt, mit einem Hebel (leveraged ETFs) arbeiten möchte oder einfach einen ETF zur Beimischung oder Absicherung eines Portfolios kauft, um damit eine bestimmte Anlagestrategie optimal realisieren zu können. Mittlerweile gibt es sogar schon aktiver gemanagte, sogenannte enhanced ( verbesserte ) ETFs auf dem Markt, deren Anlageziel es ist, den Vergleichsindex in der Rendite permanent um ein einige Prozente zu übertreffen.

Leseprobe

Kapitel 4.5, Risikostreuung: Mit dem Kauf eines aktienbasierten Branchenindex (zB ETF auf den Banken-Index DJ Stoxx 600) oder eines Korbes an europäischen Staatsanleihen (zB Government-Bond-ETF) hat man einen sehr großen Diversifikationseffekt erreicht, bei gleichzeitig niedrigen Kosten, da stattdessen die hohen Transaktionskosten für den Erwerb eines jeden einzelnen Wertpapiers wegfallen. Mit dem Kauf eines ETF-Anteils übernehmen die Anleger wie zuvor bereits erwähnt nur das Marktrisiko (das systematische Risiko) des entsprechend zugrunde liegenden Anlagemarktes. Das darüber hinausgehende Risiko (das unsystematische Risiko, wie etwa das spezifische Unternehmensrisiko), das vom Markt unabhängig ist und ein weiteres Portfoliorisiko bewirkt, wird beim Kauf von ETF-Anteilen aufgrund der vielen Wertpapiere im Portfolio ausgeschlossen bzw. weitestgehend eliminiert. Im Gegensatz zur Anlagekonzeption von ETFs verlangt das Anlageziel von aktiven Investmentfonds, dass man bewusst Abweichungen von der Zusammensetzung und Struktur des Marktes vornimmt (zB durch Übergewichten spezieller Sektoren, Suche nach fundamental unterbewerteter Titel oder das Beimischen von zukunftsträchtigen Wachstumswerten). Durch die selektive Auswahl von bestimmten Wertpapieren nimmt man - neben dem Marktrisiko – auch ein höheres unsystematisches Risiko in Kauf. Aufgrund der geringeren Anzahl an Wertpapiertiteln und der nach dem aktiven Anlageziel konzeptionierten Risikopositionierung ergibt sich eine geringere Streuung und ein geringerer Diversifikationsgrad als bei einem dem jeweiligen Marktportfolio basierenden ETF. Exchange Traded Funds zeichnen sich daher im Vergleich zu aktiv verwalteten Investmentfonds durch ein deutlich geringeres Anlagerisiko aus. 4.6, Leerverkäufe: Im Krisenjahr 2008 brachen weltweit Aktienindizes massiv ein. So büßten beispielsweise die amerikanischen Indizes Dow Jones 34 %, der marktbreite S&P-500-Index 38 % und der Nasdaq-Technologieindex 41 % ein. Der deutsche Blue-Chip-Index Dax gab 40 %, der MDAX mehr als 43 % und der TecDax 48 % ab. Der japanische Nikkei sackte um 42 Prozent ab, der chinesische Shanghai Composite Index verzeichnete ein Minus von 65 %. Den Negativrekord in Sachen Talfahrt stellte allerdings der russische Aktienindex auf: Er sank im Gesamtjahr um 72 %. Mit Hilfe von inversen ETFs können in solchen Baisse-Phasen nicht nur Verluste vermieden, sondern sogar hohe Gewinne erzielt werden. Eine derartige Absicherungsmethode bzw. Spekulation auf fallende Kurse ist mit Aktien oder konventionellen Investmentfonds nicht möglich. Mit dem Finanz-Vehikel der Short-ETFs wird die Entwicklung des zugrunde liegenden Index invers abgebildet. Man gewinnt also, wenn die Kurse fallen. Beim Short-Dax beispielsweise beträgt der Hebel zum Dax minus eins (ohne Leverage/Fremdfinanzierung). Der Short-Dax steigt also in genau dem Maß, in dem der Dax fällt und umgekehrt. Steigt der Dax um 2 %, so legt der Short-ETF um 2 % zu. An der Frankfurter Börse werden momentan 13 verschiede Short-ETF-Indizes, hauptsächlich auf den Dax sowie auf unterschiedliche Sektoren angeboten. Leerverkäufe funktionieren wie folgt: Das Fondsmanagement verkauft dabei Aktien, die es geliehen hat, um sie später günstiger zurückzukaufen. Nach Rückgabe der Aktien an den Verleiher bleibt dem Fonds die Differenz zwischen Leerverkaufspreis und Kaufpreis abzüglich der Leihgebühr. Da das Geld der Anleger nicht in Aktien investiert wird und die im Index enthaltenen Aktien leerverkauft werden, werden zusätzlich Zinserträge am Geldmarkt erwirtschaftet. Die Geldmarktprämie erhält der Anleger obendrauf – beim ETF-Emittent db x-trackers ist das der zweifache EONIA-Satz (Euro Overnight Index Average). Die Privatanleger bevorzugen Short-ETFs gegenüber dem Einsatz von Derivaten, da das Verlustrisiko mit Short-ETFs begrenzt ist, während die Verluste bei Derivaten praktisch unlimitiert sein können. Desweiteren haben diese ETFs den Vorteil gegenüber einer Optionsstrategie, die ebenfalls auf eine Portfolioabsicherung oder auf fallende Märkte zielen, dass sie nicht von der Volatilität und dem Zeitwert abhängig sind. Außerdem ist die Laufzeit von Short-ETFs unbegrenzt, während Optionen und Futures nach Zeitablauf verfallen und man damit Rollverluste riskiert. Short-ETFs haben ihren Nutzen in der Absicherung von Aktien, die der Anleger nicht verkaufen möchte. Mit Hilfe von Short-ETFs wird das Portfolio allerdings nur gegen das Marktrisiko entsprechend abgesichert. Wenn sich das Portfolio anders als erwartet bewegt muss das entsprechend berücksichtigt werden, indem mehr (bei höherem Beta) oder weniger (bei tieferem Beta) Short-ETFs gekauft wird. In Short-ETFs sollte man nie nach dem Buy and Hold-Prinzip investiert sein, da Börsenabschwünge wesentlich kürzer andauern und der Trend der Aktienmärkte langfristig aufwärtsgerichtet ist. Die folgende Abbildung veranschaulicht die Wertentwicklung des ETF db x-trackers auf den Short-Dax im Vergleich zu den Indizes Short-Dax und Dax der Deutschen Börse. Der Dax hat im Beobachtungszeitraum zwischen 2. Juli 2007 bis zum 2. September 2008 insgesamt 18 % verloren. Der Short-Dax erzielte in dieser Zeitspanne eine Rendite von 27 %. Die Frage, die sich nun stellt ist, warum der Short-Dax um rund 9 % besser abgeschnitten hat als die inverse Veränderung des Dax? Die Differenz lässt sich mit den Zinszahlungen in Höhe des doppelten Tagesgeldsatzes erklären, die sich aus der Short-Strategie ergeben. Doppelt aus dem Grund, weil der Emittent das Geld nicht in Aktien investieren muss und die im Index enthaltenen Aktien leerverkauft. Dadurch entsteht ein doppelt so hoher Cash-Bestand, der dann im Geldmarkt sicher angelegt wird und so eine doppelte Verzinsung bringt. Die Rendite-Performance des ETF db x-trackers weicht von der des Short-Dax um etwa 130 Basispunkte ab, was auf die Verwaltungskosten des ETFs zurückzuführen ist. Die Entwicklung eines Short-ETFs entspricht also über einen längeren Zeitraum nicht mehr exakt der inversen Veränderung des Index.

Über den Autor

Zur Person: MMag. Christoph Lamprecht, Bakk. wurde am 19. November 1982 in Wagna bei Leibnitz in der Südsteiermark geboren. Ausbildung: Nachdem er die Matura der Handelsakademie in Leibnitz erfolgreich absolvierte, entschied er sich für das Studium der Betriebswirtschaft an der Universität Graz. Dort schloss er nach dem Bakkalaureat die Masterstudien Management and International Business (2008) und Financial and Industrial Management (2009) ab. Neben dem Beruf studiert er noch Rechtswissenschaften im 2. Studienabschnitt. Bezug zum Thema: Schon in jungen Jahren empfand der Autor den richtigen und vernünftigen Umgang mit Geld als sehr wichtig. Mit zunehmendem Alter entwickelte er ein zunehmendes Interesse für die unterschiedlichen Formen der Vermögensanlage (Aktien, Anleihen, Zertifikate, Investmentfonds/ETFs, Rohstoffe, CFDs, Edelmetalle, Immobilien). Heute gehören die Themen Kapitalanlage und Vermögensverwaltung zu seinen größten nebenberuflichen Leidenschaften.

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