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- Eine empirische Analyse politischer Stellungnahmen zur Fair-Value-Bilanzierung während und im Nachklang der Finanzkrise
Finanzen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Abb.: 29
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die vorliegende Untersuchung gliedert sich wie folgt: Abschnitt 2 gibt einen Überblick zur Fair-Value-Bilanzierung sowie deren Einfluss auf Bankbilanzen und erläutert die Hintergründe der im Rahmen der Finanzkrise stattgefundenen Diskussionen, insbesondere auf politischer Ebene. Weiterhin wird anhand vergleichbarer Studien auf die Einflussnahme und explizit auf bestimmte Determinanten von Politikern bezüglich der Regulierung des Finanzsektors und der Rechnungslegungsstandardsetzung eingegangen. Abschnitt 3 beschreibt die Datenerhebung sowie die Kategorisierung der erfassten politischen Fair-Value-Statements. Darauf aufbauend werden in Abschnitt 4 die generellen Charakteristika dieser Stellungnahmen analysiert. Konkret werden hier der zeitliche und thematische Kontext sowie inhaltliche Aspekte betrachtet. In Abschnitt 5 erfolgt die deskriptive Auswertung spezieller Eigenschaften der Äußerungen internationaler Regierungsvertreter. Abschnitt 6 analysiert qualitative und finanzielle Determinanten der Aussagen von Abgeordneten des US-Kongresses. Abschließend fasst Abschnitt 7 die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammen, erläutert die während der Untersuchung aufgetretenen Schwierigkeiten und gibt einen Ausblick auf offene Forschungsfragen.
Textprobe: Kapitel 2.1.2, Die Fair-Value-Debatte während der Finanzkrise: Insbesondere im Rahmen der globalen Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 sowie den damit einhergegangenen Problemen und Insolvenzen diverser Finanzinstitutionen ist die Fair-Value-Bilanzierung in den Mittelpunkt einer kontroversen Debatte gerückt. Die bis heute andauernde Diskussion beinhaltet überwiegend einen Trade-Off von relevance und reliability. Kritiker, welche ursprünglich mehrheitlich von Bankenseite stammten, argumentieren, dass Fair-Value signifikant zum Ausmaß der Finanzkrise beitrug und die Unsicherheit sowie die Instabilität der amerikanischen und weltweiten Finanzmärkte verschärfte. Gegner dieser Bilanzierungsform betonen unter anderem die fehlende Relevanz von Marktwerten, die potenzielle Irreführung für lang- beziehungsweise bis zur Endfälligkeit gehaltener Vermögensgegenstände, die geringe Glaubwürdigkeit modellbasierter Fair-Values, deren prozyklische Wirkung sowie besonders während Rezessionen aufgrund von Illiquidität und Ineffizienzen hervorgerufene Preisverzerrungen. Im Gegensatz dazu schienen Investoren und Wirtschaftsprüfer bezüglich einer Anwendung von Marktwerten in Krisenzeiten weniger beunruhigt zu sein und warnten daher ausdrücklich vor einer Aussetzung bestehender Rechnungslegungsvorschriften. Vielmehr sehen diese Fair-Value oftmals als Opfer der jüngsten Finanzkrise an. Befürworter der Zeitwertmethode erwähnen in diesem Kontext die akkuratere Reflexion aktueller Marktbedingungen, die Bereitstellung zeitnaher Informationen sowie eine dadurch induzierte Transparenzerhöhung für Investoren, was letztlich die Möglichkeit zur unverzüglichen Durchführung notwendiger Korrekturmaßnahmen eröffnet. Die plausibelste Erklärung wie Fair-Value zur Krisendynamik beigetragen haben könnte, ergibt sich aus einer Verknüpfung von Rechnungslegungsvorschriften und regulatorischen Eigenkapitalanforderungen an Banken. Im Zusammenhang mit der Anwendung von Marktwerten im Zeitraum der Finanzkrise wurde von Bankenseite dementsprechend vor allem das Argument der potenziellen Prozyklizität dieser Bewertungsmethode in den öffentlichen Fokus gerückt. Die Fair-Value-Bilanzierung ermöglicht zwar einen höheren Verschuldungsgrad in Hochkonjunkturen, allerdings kann selbige aufgrund von fallenden Marktpreisen zu exzessiven Abschreibungen in Rezessionen führen. Durch die erforderlichen Abschreibungen und die gleichzeitige Verpflichtung zur Einhaltung gesetzlicher Kapitalbestimmungen sind Banken unter Umständen gezwungen, Vermögensgegenstände unter dem eigentlichen Fundamentalwert veräußern zu müssen, was eine verhängnisvolle ‘Abwärtsspirale’ (downward-spiral) auslösen kann. Erlangen die Preise dieser Notverkäufe (fire-sales) durch die beschriebene Hierarchie für weitere Institutionen Relevanz, kann dies in erheblich negativen Auswirkungen auf den gesamten Finanzsektor resultieren (contagion-effect). Allen und Carletti (2008) weisen einen solchen ‘Ausbreitungseffekt’ bei der Anwendung von Fair-Value in Reinform nach. Allerdings merken Laux und Leuz (2009) an, dass sowohl die IAS wie auch die US-GAAP bereits zum Zeitraum der Finanzkrise unter bestimmten Voraussetzungen Abweichungen von Marktpreisen ermöglichten, um eine ‘Ansteckungsgefahr’ auf weitere Finanzinstitutionen zu minimieren. Beide Standards stellen eindeutig klar, dass keine Preise aus Notverkäufen für die Bestimmung von Fair-Values herangezogen werden dürfen und erlauben unter anderem die Nutzung Cash-Flow-basierter Bewertungsmodelle in inaktiven Märkten. Weiterhin wurde zuerst in den FAS und später in den IAS einer Reklassifizierung bestimmter Finanzinstrumente in Kategorien stattgegeben, die zu historischen Anschaffungskosten bewertet werden. Da die überwiegende Mehrheit der Vermögensgegenstände in Bankbilanzen nicht zu Marktwerten angesetzt werden muss und viele der insbesondere von Bankenseite hervorgebrachten Argumente weitgehend unbegründet erscheinen, sehen Laux und Leuz (2010) Fair-Value nicht als Auslöser beziehungsweise Katalysator der Finanzkrise an. Vielmehr betonen diese, dass eine geringere Transparenz und die dadurch gegebene Möglichkeit für bilanzpolitische Manipulationen, erheblich negativere Auswirkungen auf die Rezession gehabt hätte. Allerdings ist aufgrund der Ausübung immensen Drucks von Seiten der Bankenvertreter die Rolle von Fair-Value zum Zeitraum der Finanzkrise auch gleichzeitig in den Fokus politischer Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden gerückt, sodass sich diese gezwungen sahen die Zweckmäßigkeit geltender Vorschriften zu überdenken und daraufhin einen erheblichen Einfluss auf internationale Standardsetzer ausübten, bestehende Regelungen zu modifizieren. In den USA erfolgte die politische Interferenz überwiegend durch Abgeordnete des Kongresses. Am 03. Oktober 2008 wurde in diesem der Emergency Economic Stabilization Act verabschiedet, welcher die SEC mit der Erstellung einer Studie bezüglich des Einflusses der Fair-Value-Bilanzierung auf die Finanzkrise beauftragte. Zusätzlich wurde der SEC die Befugnis übertragen die Anwendung von FAS 157 auszusetzen, falls dies dem öffentlichen Interesse entsprechen sollte. Der Report wurde am 30. Dezember 2008 fristgerecht im Kongress eingereicht und kam zu dem Ergebnis, dass die Zeitwertbilanzierung nicht als Auslöser für den Zusammenbruch diverser Finanzinstitutionen sowie der daraus resultierenden Rezession anzusehen ist. Daraufhin sprach sich die SEC zwar gegen eine Abschaffung geltender Regelungen aus, jedoch wurde das FASB gleichzeitig zu einer Neubewertung von FAS 157 gedrängt. Die Mitglieder des US-Kongresses standen den durchgeführten Änderungen allerdings weiterhin skeptisch gegenüber. Dementsprechend erfolgte am 12. März 2009 eine Anhörung des Financial Services Komitees im Repräsentantenhaus. In dieser wurde von der Mehrheit der anwesenden Abgeordneten die Ansicht vertreten, Banken mehr Flexibilität bei der Ermittlung von Marktwerten in Krisenzeiten einzuräumen. Aufgrund des erheblichen Drucks seitens der Kongressmitglieder beschloss das FASB im April 2009 letztendlich, die Reklassifizierung bestimmter Finanzinstrumente in die Level 3 Kategorie zuzulassen. Ähnliche Anpassungen für die Bestimmung von Fair-Values in illiquiden Märkten wurden allerdings bereits in einer am 10. Oktober 2008 veröffentlichten Staff Position des FASB klargestellt. Auf internationaler Ebene ging die Initiative zur Novellierung relevanter Fair-Value-Standards dagegen primär von Regulierungsbehörden aus. Als erstes haben die IOSCO, eine Dachorganisation für Finanzmarktregulierung sowie das FSF, eine Bankenaufsichtsbehörde, Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, um Probleme bezüglich Fair-Value zu erörtern. Beide Institutionen veröffentlichten daraufhin Studien, in welchen kritische Aspekte der Zeitwertbilanzierung aufgezeigt wurden. Der IOSCO Report vom Mai 2008 kritisierte insbesondere die fehlende Aussagekraft der Nutzung von Level 1 Inputs in illiquiden Märkten und forderte die Anwendung von Level 3 für die Bewertung von bestimmten Finanzinstrumenten. Im am 07. April 2008 publizierten Bericht des FSF wurde dem FASB eine Klarstellung für die Bestimmung von Fair-Values in inaktiven Märkten nahegelegt. Die Empfehlungen dieser Studie wurden gleichzeitig in einem G7 communiqué am 11. April 2008 reflektiert. Neben der Einflussnahme der IOSCO, des FSF und der G7-Staaten erfolgte zeitgleich eine parallele Initiative aus Frankreich. Der ehemalige Médiateur du credit en France René Ricol erhielt von Präsident Nicolas Sarkozy den Auftrag, eine Einschätzung bezüglich einer potenziellen Benachteiligung europäischer Banken im Vergleich zum US-Pendant bei der Reklassifizierung bestimmter Finanzinstrumente abzugeben. Ricol kam zu dem Ergebnis, dass Differenzen bestehen, woraufhin das IASB bei einem G7-Treffen am 04. Oktober 2008 aufgefordert wurde, IAS 39 an die bestehenden US-GAAP Vorschriften anzupassen. Das IASB reagierte letztlich auf diesen politischen Druck und leitete entsprechende Maßnahmen ein. Unter anderem wurde der Expert Advisory Panel on Fair Value in a Declining Market (EAP) ins Leben gerufen, welcher das IASB bei einer Klarstellung der Messung von Fair-Values in inaktiven Märkten unterstützen sollte. Letztendlich wurde im Oktober 2008 einer Reklassifizierung bestimmter finanzieller Vermögensgegenstände im Rahmen der Novellierungen von IAS 39 und IFRS 7 stattgegeben. Zudem folgten am 14. November 2008 die erste von mehreren Gemeinschaftskonferenzen mit dem FASB sowie weitere Vorschläge des IASB bezüglich einer Verbesserung der Bilanzierung von Finanzinstrumenten im Juli und November 2009.
Daniel Schreiber, M.Sc. wurde 1987 in Memmingen geboren. Das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg schloss der Autor im Jahre 2009 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Science erfolgreich ab. Anschließend absolvierte der Autor ein vertiefendes Managementstudium an der Universität Mannheim, welches er im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad des Master of Science abschloss. Zudem verbrachte der Autor ein Auslandssemester an der Universität in Budapest und ein Semester an der Universität in Bratislava. Bereits während seines Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen in den Branchen Private Equity und Corporate Finance. Aktuell ist der Autor als Investmentbanker bei Altium Capital in Zürich tätig.
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