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- China und die Finanzkrise: Das Ende des chinesischen Wirtschaftswunders?
Finanzen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Abb.: 17
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Subprime-Krise des amerikanischen Immobiliensektors hat sich zu einer weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise entwickelt, die Finanzsysteme fast kollabieren lässt und sowohl fast alle Industrienationen als auch viele Schwellenländer in eine Rezession getrieben hat. Noch vor wenigen Monaten gingen die internationale Presse und Wirtschaftswissenschaftler davon aus, dass die VR China weitgehend verschont bliebe. Die Gegenwart sieht anders aus: Viele Unternehmen mussten wegen des Rückgangs der weltweiten Nachfrage den Geschäftsbetrieb aufgeben, Millionen von Arbeitern verloren ihren Arbeitsplatz. China drohen daher in diesem Jahr soziale Unruhen und Aufstände, falls diese Schieflage nicht behoben wird. Zwar wurde in der Volksrepublik China zuerst betont, dass man nur in geringem Ausmaß mit infizierten Verbriefungen in Verbindung steht und daher von der Finanzkrise verschont bleibt, doch mit zeitlicher Verzögerung hat sich auch die chinesische Wirtschaft mit der Krise angesteckt. Dies geschah jedoch nicht über den Finanzsektor, sondern vielmehr über den für China viel bedeutenderen Exportsektor. Das chinesische Wachstum basiert auf der Exportstärke des Landes. Eine Exportquote von ca. 40% verdeutlicht die Abhängigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas vom Außenhandel. Dies ist vor allem auf das schier unerschöpfliche Angebot an günstigen Arbeitskräften und dem daraus resultierenden komparativen Vorteil Chinas gegenüber nahezu jedem Industrie- und Entwicklungsland zurückzuführen. So wurde das Reich der Mitte in den vergangenen Jahrzehnten zur Werkbank der Welt. Eine Vielzahl der führenden Wirtschaftsmächte, welche gleichzeitig die größten Abnehmer von Produkten aus China sind, wurden durch die Finanzkrise stark in Mitleidenschaft gezogen. Ist die finanzielle Stärke der Abnehmer beeinträchtigt, sinkt auch deren Nachfrage. Und genau auf diesem Wege ist die VR China von der Finanzkrise betroffen. Die Auswirkungen sind schon im Süden Chinas rund um das Perlflussdelta zu spüren. In dieser Region haben sich in den vergangenen Jahren besonders arbeitsintensive Produktionen angesiedelt. In Guangdong mussten an die 1000 Schuhhersteller die Produktion einstellen. Auch die Spielzeugproduktion ging drastisch zurück knapp die Hälfte aller Produzenten haben bisher ihre Werke schleißen müssen, wie z.B. Smart Union, dessen Schließung den Verlust von 6500 Arbeitsplätzen bedeutet. Die steigende Arbeitslosigkeit stellt wohl das größte Problem für die chinesische Regierung dar. Es wird geschätzt, dass im Zuge der Krise bislang 20 Millionen Leute ihre Beschäftigung verloren haben. Durch die zahlreichen Entlassungen und dem einhergehenden Kaufkraftverlust wird auch die Binnennachfrage geschwächt. Die chinesische Regierung sieht sich in den kommenden Monaten mit Unruhen konfrontiert, sollte sich die Arbeitsmarktsituation nicht entspannen.
Textprobe: Kapitel 5.2, Ausländische Direktinvestitionen in China: FDI sind einer der wichtigsten Wachstumsmotoren der VR China. Sie sind definiert als internationale Kapitalströme eines Unternehmens in ein anderes Land, um dort eine Niederlassung zu gründen, zu erweitern oder sich an anderen Unternehmen mit ca. zehn Prozent zu beteiligen. Der Ressourcentransfer beschränkt sich nicht auf finanzielle Mittel, er beinhaltet auch Technologien, physisches Kapital, Personal und Nutzungsrechte von Markennamen. Somit wird nicht nur Kapital für Investitionen zur Verfügung gestellt, sondern auch Technologien und Maschinenanlagen, die die Produktivität fördern und Personal, welches die wirtschaftlichen Fähigkeiten der heimischen Mitarbeiter fördert. In China spielten FDI – obwohl schon Anfang der 1980er in Angriff genommen – bis weit in die 1990er Jahre keine signifikante Rolle. Ausländische Unternehmen wurden mit Sonderrechten und Vergünstigungen von der chinesischen Regierung zu FDI stimuliert. Auch die Aussichten, auf diesem Wege Eintritt in den schnell wachsenden chinesischen Binnenmarkt zu erlangen, weckte das Interesse ausländischer Unternehmen. China wurde in den folgenden Jahren zu einem der weltweit größten Empfänger von FDI. Den größten Beitrag der FDI zu Chinas wirtschaftlicher Entwicklung stellt der Technologietransfer dar. Die realisierten FDI stiegen zwar auf einen Höchststand von 92,395 Mrd. US-Dollar im Jahr 2008 an, aktuelle Meldungen deuten jedoch darauf hin, dass die Investitionen rückläufig sind. Auswirkungen der Krise auf die ausländischen Direktinvestitionen: Die ausländischen Direktinvestitionen sanken im Januar 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 33% auf 7,5 Mrd. US-Dollar. Die vertraglich festgelegten FDI beliefen sich 2008 auf 160,3 Mrd. US-Dollar. Prognosen nach werden sie 2009 und 2010 um über die Hälfte auf 71,6 bzw. 75,6 Mrd. US-Dollar sinken. Die Abnahme der Investitionen wird nach Meinung einiger Analysten das Hauptproblem der chinesischen Wirtschaft sein. Der Transfer an Know-how und Technik ist Grundlage für eine langfristige Wirtschaftsentwicklung. Um langfristiges und nachhaltiges Wachstum zu sichern, sollten die FDI schnellstmöglich wieder steigen, da sie in innovative und wichtige Wirtschaftsbranchen fließen. So erhält z.B. die Automobilbranche von den international führenden Herstellern konstant FDI, da der chinesische Automarkt der größte der Welt ist und durch die FDI der Markteintritt möglich ist. Die chinesische Regierung hat bereits stützende Maßnahmen in Angriff genommen: geplant sind Steuernachlässe beim Kauf und Anreize zur Entwicklung umweltfreundlicher Antriebstechniken. Auch die Exportindustrie ist von den FDI abhängig, denn knapp 50% des Exportvolumens wird von Unternehmen mit ausländischer Beteiligung realisiert. Die FDI haben schließlich einen großen Beitrag zu den Devisenreserven von über zwei Billionen US-Dollar geleistet. Diese Reserven stellen ein wichtiges Instrument der chinesischen Geld- und Währungspolitik dar und könnten bei weiteren Rückgängen der FDI an Wirkung verlieren. Um den Rückgang der FDI aufzuhalten, könnte die chinesische Regierung Steuervergünstigungen oder mehr Freiheiten bei der Geschäftsführung für ausländische Unternehmen in Aussicht stellen, sofern diese ein langfristiges Engagement in wichtigen Wirtschaftssektoren anstreben. Im Finanzsektor sind solche Lockerungen nicht zu erwarten, da das Finanzsystem gerade wegen der Abschottung vor den Turbulenzen des internationalen Finanzmarktes verschont wurde.
Bastian Weil, B.A., wurde 1980 in Mainz geboren. Aufgrund seines Interesses für China zog er nach Bochum, um dort an der Ruhr-Universität Ostasienwissenschaften mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Politik Ostasiens zu studieren. Im Jahre 2009 schloss er das Studium als Bachelor of Arts ab. Während des Studiums wurde dem Autor immer wieder deutlich, dass die Volkswirtschaft Chinas für ihn die interessanteste asiatische Wirtschaft darstellt. Noch immer sammelt Bastian Weil auch privat umfassende Kenntnisse über die größte asiatische Volkswirtschaft. Die vertiefenden betriebswirtschaftlichen Seminare der Finanzierungstheorie ließen den Fokus des Autors auf die sich anbahnende weltweite Finanzkrise ausweiten. In vorliegendem Buch hat Bastian Weil die Ursachen der Finanzkrise aufgearbeitet und die möglichen Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft analysiert.
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