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Finanzen

Hannah Winkler von Mohrenfels

Behavioral Economics: Risikoeinstellungen in der Anlageberatung

Möglichkeiten und Grenzen der Risikopräferenzmessung

ISBN: 978-3-8366-8570-2

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 110
Abb.: 13
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In wirtschaftlich turbulenten Zeiten treten häufig negative Kursbewegungen an den internationalen Finanzmärkten auf, mit denen viele Privatanleger nicht gerechnet haben und die sie nicht für möglich gehalten hätten. So haben aktuell 71 % der Befragten einer Studie wohl auf Grund derartiger Entwicklungen zumindest teilweise das Vertrauen in das Wirtschafts- und Finanzsystem verloren. Doch nicht nur in Krisenzeiten offenbaren sich die Defizite der Aufklärung vieler Personen hinsichtlich grundsätzlicher finanzieller Möglichkeiten und Begriffe. Auch die eigenen Wünsche und tiefere Kenntnisse über ihre selbstgetätigten Anlageentscheidungen sind vielen Bürgern fremd. Durch die zunehmende Eigenverantwortung bezüglich vieler Entscheidungen, wie beispielsweise der richtigen Rentenversorgung, zeigt sich inzwischen das Bedürfnis vieler Personen, Unterstützung bei der Regelung von Finanzangelegenheiten zu bekommen und die eigene Wahl abzusichern. Erschwert durch die hohe Komplexität der angebotenen Dienstleistungen und Produkte und der Masse an verfügbarer Information zeigt sich inzwischen aber auch, dass selbst die vermeintlichen Experten die Bedeutung individueller und hochwertiger Beratung noch nicht erkannt haben. So wurde häufig Renditeberatung anstatt Anlageberatung betrieben und die Kunden nicht richtig über die gegebenen Risiken, ob diese für sie tragbar sind und zu ihnen passen, informiert. Für viele Personen stellen aber der Einbezug ihrer spezifischen Einstellung, Situationen und Wünsche die Hauptkriterien bei der Entscheidungsfindung dar. Aus diesen Ausführungen ergibt sich die Problemstellung dieses Buches. Der Ermittlung individueller Risikopräferenzen kommt eine nicht zu unterschätzende Bedeutung bei der individuellen Entscheidungsfindung zu. Gleichzeitig zeigt das aktuelle Misstrauen gegenüber Finanzberatern, dass dieser Faktor zu stark vernachlässigt wurde. Weiterhin gibt es keine allgemein anerkannte Erhebungsmethode individueller Risikopräferenzen. Dementsprechend ist es das Ziel dieses Buches, relevante wissenschaftliche Ansätze verschiedenen Hintergrunds auf ihre Eignung zur Ermittlung von Risikopräferenzen zu überprüfen. Dabei soll die Anlageberatung mit ihren spezifischen Gegebenheiten immer wieder als exemplarisches Beispiel zur Verdeutlichung verwendet werden, da der Kontext des Privatanlegers, der durch den Finanzintermediär beraten wird und eigene Mittel anlegt, einen geeigneten Rahmen für den Vergleich der Ansätze bildet. Die generelle Fokussierung auf monetäre Entscheidungssituationen soll jedoch beibehalten werden, ebenso der wissenschaftliche Anspruch, der eine abstrakte und insbesondere theoretische, auf abgeleiteten Kriterien basierende Analyse nach sich zieht.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.3, Realitätsnähe der entscheidungsrelevanten Prämissen: Wie bereits erklärt, basiert das Konzept des ‘homo oeconomicus’ auf völlig anderen Vorstellungen als die deskriptiven Ansätze der Behavioral Finance mit der Basis der bounded rationality. Zwar können normative Ansätze Handlungsempfehlungen aussprechen die möglicherweise zu rationalerem Handeln des Individuums führen, jedoch ist im Kontext der Fragestellung einer realistischen Messung individueller Risikopräferenzen eben nicht eine Handlungsempfehlung, sondern tatsächliches Verhalten abzubilden. Die Realitätsnähe der entscheidungsrelevanten Prämissen ist somit das Kriterium, welches darauf abzielt, die Einbeziehung der begrenzten Fähigkeiten des Individuums bei der Beschaffung und Verarbeitung von Informationen, deren Verzerrung und der nur beschränkt rationalen Verhaltensweise zu überprüfen und somit die theoretischen Annahmen mit realistischen Vorstellungen abzugleichen. Anomalienerklärung: Nach der allgemeinen Überprüfung der Realitätsnähe der zu analysierenden Theorien richtet sich das Kriterium der Anomalienerklärung speziell an die empirisch nachgewiesenen Verhaltensirrationalitäten wie in 2.3.3 erläutert. Dabei geht es nicht darum, ob die Anomalien verbal in den Theorien erläutert, sondern ob sie in das Modell miteinbezogen werden. Anomalien führen teilweise dazu, dass die Risikopräferenz des Entscheiders nicht in dessen Verhalten manifestiert wird, sondern sich seine Handlungen von denen durch seine Risikopräferenz implizierten unterscheidet. Die Anomalien können somit einen wesentlichen Teil zur Messung der Risikopräferenz beitragen und bilden bei einigen der betrachteten Ansätze einen fundamentalen Bestandteil. Sobald ein Ansatz diese Anomalien vernachlässigt, könnte sich eine korrekte Messung der Risikopräferenz schwierig gestalten, da die Anomalien ja eben diese Risikopräferenz überdecken bzw. ihre Ausprägung im Entscheidungsverhalten verändern können. Praktische Anwendbarkeit in der Anlageberatung: Flexibilität: Die im Rahmen einer Anlageberatung besprochenen Investitionsmöglichkeiten sind vielfältig und häufig sehr unterschiedlich strukturiert. Während bestimmte Optionsscheine, die auf steigende oder fallende Kurse und Werte ‘wetten’, als Duplex-Spiel abgebildet werden könnten, da sie einen vorher festgelegten Gewinn einbringen oder Totalverlust bedeuten, gibt es für die Höhe des Kursgewinns oder -verlusts einer Aktie praktisch unendlich viele Möglichkeiten. Es ist also fraglich, ob die zu analysierenden Ansätze eine große Vielfalt abbilden können, sich also an den jeweiligen Kontext anpassen. Eine axiomatische Fundierung beispielsweise begünstigt die Flexibilität, da ggf. notwendige Anpassungen leichter vorgenommen werden können. Das Kriterium der Flexibilität prüft somit die universelle Anwendbarkeit der Theorie auf verschiedene Gegebenheiten und bezieht die nutzbaren Wahrscheinlichkeitsverteilungen mit ein. Nachvollziehbarkeit: Weiterhin ist es fraglich, ob die Ansätze dem Entscheider ohne entscheidungstheoretischen Hintergrund einleuchten und ob der Entscheider den von ihm geforderten Beitrag zur Ermittlung seiner Risikopräferenz leisten kann. Bereits in 2.2.5.1 wurde auf die Schwierigkeiten der Ermittlung von Indifferenzaussagen am Beispiel des Ansatzes der Erwartungsnutzentheorie hingewiesen. Existente Schwierigkeiten mit statistischen Größen und die häufig nicht vorhandene Übertragbarkeit auf monetäre Entscheidungssituationen erschweren die Gewinnung realistischer und verwendbarer Aussagen zur Messung der Risikopräferenz. Zwar können die meisten Anleger Fragen wie ‘Wie risikofreudig sind Sie auf einer Skala von 1 bis 10?’ beantworten, jedoch erscheint der Nutzen solcher Aussagen durch die fehlende Definition dieser Werte eher fragwürdig. Weiterhin sollte es ja eben Ziel der zu analysierenden Ansätze sein, eine professionellere und wissenschaftlich fundierte Messung der Risikopräferenz zu ermöglichen. Inhalt des Kriteriums der Nachvollziehbarkeit ist also das Verständnis der Fragestellung durch den Entscheider (ohne entsprechendes Vorwissen) und der daraus resultierende korrekte Beitrag zur Messung seiner Risikopräferenz. Einfachheit der Messung: Die Anzahl der Variablen eines Ansatzes kann zum Erklärungsgrad der Theorie beitragen, da ja immer mehr bedingende Faktoren einbezogen werden, je größer die Anzahl der Variablen ist. Jedoch nimmt die Einfachheit der Messung mit der Anzahl der Variablen häufig ab. Im Extremfall kann der Aufwand für die Ermittlung der Risikopräferenz höher sein als der daraus gewonnene Nutzen, beispielsweise wenn der Messvorgang so lange dauert, dass sich die Umstände der alternativen Investitionsmöglichkeiten geändert haben, so dass die Messung nicht mehr auf den aktuellen Stand zutrifft und somit nicht verwendbar ist. Für die erfolgreiche und zielführende Ermittlung der Risikopräferenz ist es also wichtig, dass der Ansatz einfach in der Handhabung ist. Das Kriterium der Einfachheit der Messung fokussiert sich somit auf die Nützlichkeit des Ansatzes als Werkzeug zur Risikopräferenzermittlung und die Einfachheit der Handhabung. Relevante Variablen dafür sind beispielsweise die schon durch den Ansatz gegebenen Elemente und die zu ermittelnden Parameter. Messergebnis und Verhaltensrelevanz: Messung der ‘reinen’ Risikopräferenz: Bereits in 2.2.5.2 wurde auf die Problematik der Risikopräferenzmessung hingewiesen und insbesondere die Schwierigkeiten der Trennung von Höhen- und Wertpräferenz in der Neoklassik erläutert. Die dort definierte ‘reine’ Risikopräferenz als Risikopräferenz im engeren Sinne, welche die auf den Wert-Nutzen einer Alternative angewandte Risikopräferenz darstellt, ist insofern relevant für das Messergebnis, als sie die Basis bildet für den Versuch, die Risikopräferenz objektiv zu messen. In Entscheidungssituationen wie der Anlageberatung ist die (monetäre) Höhe eines Ergebnisses allerdings häufig mit dem Risiko desselben verknüpft, bzw. kann bei der Vielfalt an Anlageoptionen nicht pauschal von einer solch vereinfachten Verknüpfung ausgegangen werden. Deswegen ist es für die korrekte Messung der Risikoeinstellung notwendig, die ‘reine’ Risikopräferenz des Entscheiders, unabhängig von der Höhe der möglichen Ergebnisse, zu ermitteln.

Über den Autor

Hannah Winkler von Mohrenfels, Jahrgang 1984, studierte ab Oktober 2004 Europäische Wirtschaft mit den Schwerpunkten Marketing, Allgemeine BWL, Personal & Organisation sowie Europäisches Gemeinschaftsrecht an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Neben praktischen Erfahrungen im Marketing und Sales bei ABB Heidelberg und im Continuous Improvement Management bei Siemens Industry Erlangen motivierten sie vor allem die Erkenntnisse aus ihrer Arbeit im Global Trade bei The Bank of New York Mellon, London, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen. Im Juli 2009 schloss sie ihr Studium als Diplom-Kauffrau (Europa-Studiengang) mit Prädikatsexamen ab. Als konsequente Weiterentwicklung ihrer ausgezeichneten wissenschaftlichen Tätigkeit an der Universidad de Alcalá, Madrid, widmet sie sich seit Oktober 2009 ihrer Promotion an der Goethe Universität Frankfurt und ist dort als Dozentin für Marketing tätig.

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