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- Basel III und das Risikomanagement der Banken: Maßnahmen zur Stabilisierung des Bankensektors in Europa
Finanzen
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Abb.: 16
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Als Reaktion auf die weltweite Finanzkrise, die Schwächen im regulatorischen Rahmenwerk von Banken aufdeckte, erarbeitete der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (Basel Committee of Banking Supervision) umfassende Empfehlungen für Ergänzungen des Basel II-Rahmenwerkes. Darunter fallen unter anderem strengere Eigenkapitalanforderungen für Verbriefungspositionen, umfassendere Risikomessverfahren für Risiken im Handelsbuch, die Stärkung der Eigenkapitalbasis sowie neue globale Liquiditätsstandards. Da der Ausschuss über keine gesetzgeberischen Kompetenzen verfügt, erhalten seine Veröffentlichungen erst durch entsprechende Richtlinien der EU ihren rechtlich bindenden Charakter. Die sogenannte Credit Requirements Directive (CRD), die sich aus der Bankenrichtlinie und der Kapitaladäquanzrichtlinie zusammensetzt, wurde bzw. wird noch durch eine Reihe von Änderungsrichtlinien (CRD II, III und IV) ergänzt. Der erste Teil dieses Buches liefert einen Überblick über die Empfehlungen des Baseler Ausschusses und ihre Umsetzung auf europäischer und nationaler Ebene. Hierzu werden in chronologischer Reihenfolge die Inhalte der Veröffentlichungen vom Juli 2009 (Enhancements to the Basel II framework und Revisions to the Basel II market risk framework) sowie der Konsulationspapiere vom Dezember 2009 (Strengthening the resilience of the banking sector und International framework for liquidity riskmeasurement, standards and monitoring) dargestellt. Der zweite Teil des Buches untersucht potenzielle Auswirkungen der neuen Regularien auf das Risikomanagement und -controlling der Banken. Letztere werden entsprechend der Risikoarten unterschiedlichen funktionalen Bereichen des Risikocontrollings zugeordnet.
Textprobe: Aus Kapitel 3.3.2, Kreditrisikoüberwachung: […] Risikoadjustierte Bepreisung und neue Wettbewerbssituation: Die höheren Eigenkapitalanforderungen sind aufgrund der Renditeerwartungen der Eigenkapitalgeber mit steigenden Kapitalkosten verbunden. Dadurch muss sich auch der Ertrag aus OTC-Transaktionen erhöhen. Im Ergebnis führt dies zu steigenden Preisen maßgeschneiderter Derivate. Im Sinne der Integration von Risiko- und Ertragssteuerung hat das Risikocontrolling die Aufgabe, eine geeignete Informationsbasis als Grundlage für preispolitische Entscheidungen zu liefern. Hierzu müssen die Kosten der Inanspruchnahme einer zentralen Clearingstelle den eingesparten Eigenkapitalkosten gegenübergestellt werden. Die Nutzung verschiedener zentraler Gegenparteien führt zu mehreren Initial Margin-Pflichten. Aufgrund der damit verbundenen Liquiditätswirkung sind Schnittstellen zwischen Risikocontrolling und der zentralen Dispositionseinheit (Treasury) erforderlich. Verschärfte Anforderungen an Clearingpartner ermöglichen nur wenigen Instituten eine direkte Abwicklung von OTC-Derivaten über zentrale Gegenparteien. Stattdessen werden sie ihrerseits ein Institut einschalten, dass über eine derartige Zulassung verfügt. Ob Firmenkunden diese Mehrkosten im Vergleich zu Clearingbanken akzeptieren, ist fraglich und führt zu einem enormen Konkurrenzdruck. Falls die neue Wettbewerbssituation wesentliche Risiken birgt, sind diese im Sinne der MaRisk im ICAAP zu erfassen. Aus diesem Grund muss das Risikocontrolling bereits jetzt potenzielle Entwicklungen analysieren, die in der Geschäfts- und Risikostrategie zu berücksichtigen sind. Optimierung des Kreditportfolios: Die aktive Steuerung des Kreditportfolios wird aufgrund höherer Eigenkapitalanforderungen und ausgelasteter RWA-Limite noch bedeutsamer. Grundlage ist die genaue Kenntnis der Portfoliostruktur und die Identifikation wesentlicher Risiko- und Ertragstreiber. Zu ihnen zählen beispielsweise Kundenbeziehungen, mit denen die Bank über einen längeren Zeitraum positive Deckungsbeiträge erwirtschaftet hat. Auf dieser Grundlage sind Exit-Strategien für Kunden zu entwickeln, die Kosten nicht in ausreichendem Maße decken. Das Risikocontrolling muss die Weiterentwicklung von Ratingverfahren vorantreiben, um durch eine effizientere Selektion den Einsatz von Kapital zu optimieren. Weiterhin ist eine erfolgsneutrale Reduzierung der risikogewichteten Aktiva anzustreben, um das Eigenkapital bestmöglich zu nutzen. Auf diese Weise reagieren Banken frühzeitig auf steigende Kapital- und Risikokosten. Potenzielle Einsparpotenziale ergeben sich bei offenen Kreditlinien, die mit dem Kredit-Konversionsfaktor in RWA umgerechnet werden. Banken erzielen nur einen Ertrag, wenn die Kreditlinie in Anspruch genommen wird. Eine Umlage der kalkulatorischen Eigenkapitalkosten u.a. in Form von Gebühren könnte Kunden zu einer Herabsetzung ihrer ungenutzten Dispositionskredite veranlassen. Gängige Instrumente für die Steuerung von Adressrisiken sind Verbriefungstranchen, Kreditausfall-Swaps (CDS) und der Handel mit notleidenden Krediten (Non-Performing-Loans). CDS stellen klassische OTC-Derivate dar. Vor dem Hintergrund steigender Kapitalanforderungen und weiterer Regulierungsbestrebungen der G-20 in Bezug auf OTC-Transaktionen muss das Risikocontrolling neue Möglichkeiten für die Risikobeherrschung und -minimierung berücksichtigen. Europas größte zentrale Gegenpartei (Eurex Clearing) hat im Juli 2009 eine Clearinglösung für OTC-gehandelte CDS eingeführt. Die Deutsche Bank führt bereits jetzt ein OTC-Clearing über zentrale Gegenparteien durch, um auf diese Weise das Ausfallrisiko zu reduzieren. Aber auch andere Banken versuchen ihre Produkte über ein zentrales Clearing abzuwickeln. Grund ist vor allem das Fehlen von Verrechnungsmöglichkeiten zwischen zentral geclearten und außerbörslich abgewickelten Derivaten. Interne Risikominderungstechniken wie der Abschluss von Rahmenverträgen für Finanztermingeschäfte (bspw. ISDA Masteragreement), die einen Sicherheitenanhang umfassen, werden für aufsichtsrechtliche Zwecke nicht anerkannt. Verbriefungen werden weiterhin als ein wichtiges Instrument der Risikodiversifikation eingestuft. Auch wird die Bedeutung von Verbriefungsprogrammen für die Unternehmensfinanzierung hervorgehoben: ‚Wir brauchen auf Dauer einen gesunden und leistungsstarken Verbriefungsmarkt, für die Kreditversorgung des Mittelstands.’ Das Risikocontrolling von Originator- und Sponsorbanken muss aufgrund der gestiegenen Sorgfaltspflichten umfassende Analysen durchführen. Dieser Aufwand wird nur im Falle einer ausreichenden Eigenmittelentlastung in Kauf genommen. Diese ist jedoch aufgrund des deutschen 10 %-Alleingangs (in Bezug auf den Selbstbehalt) eingeschränkt. Kann die letztrangige Verbriefungstranche (first-loss-piece) nicht am Markt platziert werden, könnte die angestrebte Risikoreduzierung verfehlt werden. Die Erhöhung des AVC-Multiplikators für Finanzinstitute wird möglicherweise zu einer Umschichtung von unbesicherten in besicherte Bankenforderungen führen. Mit der Hereinnahme aufsichtsrechtlich anerkannter Sicherheiten könnte das Risiko aus Interbankenforderungen reduziert werden. Die Risikominderung auf Seiten der kreditgebenden Banken hat steigende Refinanzierungskosten auf Seiten der kreditnehmenden Banken zur Folge. 3.4, Auswirkungen im Marktrisikocontrolling: 3.4.1, Marktrisikoanalyse: Konservative Doppelunterlegung von allgemeinen Marktrisiken: Der neue stressed-VaR zur Unterlegung der allgemeinen Marktrisiken stellt eine zusätzliche additive Eigenmittelunterlegung dar. Dabei gelten für seine Berechnung dieselben Parametervorgaben wie für die ‚Standard’-VaR-Modelle (10 Tage Haltedauer, 99%-Quantil, Ein-Jahres-Historie). Daher ist das Risikocontrolling mit der Methodik seiner Ermittlung vertraut. Für die Modellierung der Verlustverteilung ist der Marktdateninput der Stressperiode anzupassen. Obwohl das BCBS Beispiele für Krisensituationen nennt, bestehen noch Unsicherheiten bezüglich der Auswahl einer geeigneten Stressperiode. ‚When it comes to choosing the stressed period, banks say they are not sure what they should be looking for.’ Risikomodelle an Marktdaten eines Zwölfmonatszeitraums zu kalibrieren, der rein historisch bedingt als Krisensituation eingestuft wird, reicht nicht aus. Vielmehr müssen Modellparameter aus historischen Daten abgeleitet werden, die gezielt für das betrachtete Portfolio Stress auslösen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob für unterschiedliche Segmente bzw. Subportfolios auch unterschiedliche Stressperioden herangezogen werden können. Wäre dies der Fall, müssten Geschäftszweige genau voneinander abgegrenzt werden. Zudem wären geeignete Methoden zur Aggregation der VaR-Werte notwendig. Auch ist das Verfahren bei der Modellierung von Verlustverteilungen neu entwickelter Finanzprodukte noch unklar. Für Instrumente, die in Krisenzeiten noch von untergeordneter Bedeutung waren, liegen keine historischen Marktdaten unter Stressbedingungen vor. In dem innovativen Umfeld der Finanzbranche sind derartige Entwicklungen jedoch keine Seltenheit. Daher muss das Risikocontrolling entweder auf Marktdaten vergleichbarer Finanzinstrumente zurückgreifen oder hypothetische Szenarien anlegen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Bankenaufseher hierzu weitere Leitlinien bzw. Vorgaben veröffentlichen. Konstruktionsbedingt führt die Verwendung gestresster Marktparameter dazu, dass der stressed-VaR höher ausfällt als der Standard-VaR. Somit wird letzterem ein vergleichsweise geringerer Stellenwert beigemessen. Maßnahmen des aktiven Risikomanagements bei absehbaren negativen Marktveränderungen finden keine ausreichende Berücksichtigung. Durch die übereinstimmende Berechnungsmethodik nähern sich die Werte von Standard-VaR und stressed-VaR in Krisensituation aneinander an. Wie schnell sich diese Angleichung vollzieht, hängt von der Gewichtung und Aktualisierung der Datenhistorie im Standard-VaR ab. Aus den genannten Gründen kommt der Auswahl des Stressszenarios eine besondere Bedeutung zu. Aus der Addition beider VaR-Kennzahlen resultiert eine Doppelunterlegung der Risiken, da das aktuelle Marktumfeld nicht gleichzeitig normal und gestresst sein kann. Die Erfassung des Risikopotenzials orientiert sich infolgedessen nicht am tatsächlichen Risiko. Vielmehr ist sie bewusst konservativer gestaltet. Somit führt allein der neue stressed-VaR mindestens zu einer Verdoppelung des zu unterlegenden Marktrisikos. In diesem Zusammenhang ergibt sich das Problem, dass die Use-Test-Anforderung kaum erfüllt werden kann. Aktives Management von Handelsportfolios basiert auf aktuellen Marktdaten und wird nicht unter der Annahme gestresster Märkte vorgenommen.
Stefanie Breidenbach, Diplom-Betriebswirtin (BA)/Master of Education Wirtschaftswissenschaften, wurde 1984 in Hattingen geboren. Nach einjährigem Auslandsaufenthalt in Australien absolvierte die Autorin ein duales Studium an der Berufsakademie Karlsruhe in Kooperation mit einer großen Privatbank. Im Anschluss studierte sie Wirtschaftspädagogik an der Bergischen Universität Wuppertal mit der speziellen beruflichen Fachrichtung Bankbetriebslehre und schloss ihr Studium im Jahr 2011 mit dem akademischen Grad des Master of Education (MEd) erfolgreich ab. Bereits während ihres ersten Studiums der Bankbetriebslehre sammelte die Autorin umfassende Erfahrungen in der Bankpraxis. Unter anderem arbeitete sie im Rahmen eines Auslandseinsatzes für drei Monate in Hong Kong im Bereich Corporate Banking. Noch während ihrer Tätigkeit im Bankenumfeld wurde auch Deutschland von den Folgen der Finanzkrise hart getroffen. Die Reaktionen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht veranlassten sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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