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- Anleihefinanzierung für den Mittelstand: Finanzierungsinstrumente, Anleihenemission, Risiken und Rating
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Abb.: 11
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Dieses Fachbuch setzt sich mit der Frage auseinander, ob sich Anleihen für den Mittelstand dauerhaft etablieren oder ob es sich nur um eine kurzfristige Modeerscheinung wie beispielweise das Standard-Mezzanine-Kapital handelt. Dabei wird analysiert, welche Unternehmen in Deutschland kapitalmarktfähig sind und welche Rechte und Pflichten sowie Kosten mit einer Emission verbunden sind. Weiterhin wird skizziert, welche Arten von Investoren es gibt und welche Risiken generell bei Mittelstandsanleihen bestehen und wie man sie teilweise begrenzt. Da Vertrauen für alle Akteure bei der Etablierung eines neuen Marktsegments sehr wichtig ist, fordern die meisten Mittelstandsbörsen verpflichtend die Erstellung eines Emittentenratings von den Unternehmen. Da das Instrument Rating bereits im Standard-Mezzanine-Markt zum Einsatz gekommen ist und es trotzdem zu hohen Ausfällen kam, wird dieses Instrument hinsichtlich Ratinggrundlagen und Ratingagenturen hinterfragt. Zudem erfolgt eine kritische Würdigung der Ratingqualität. Abschließend erfolgen eine Beurteilung der Finanzierungsoption Anleihe sowie eine Zusammenfassung mit Ausblick.
Textprobe: Kapitel 3.3, Mittelstandsfinanzierung im Wandel: Auf Seiten der Kapitalherkunft bei den Banken verändern sich, durch die Modifizierung der Baseler Beschlüsse, zunehmend die Rahmenbedingungen und Strukturen. Die neuerlich in Basel III verankerte stärkere Eigenkapitalunterlegung von Kreditgeschäften und die Einschränkungen der Fristentransformation werden nicht ohne Auswirkungen auf das Angebot an langfristigen Fremdkapitalfinanzierungen bleiben. Nachfolgend wird eine kurze Übersicht über die Ursachen der strukturellen Veränderungen der Kreditwirtschaft gegeben, wie im Kapitel zuvor bereits angerissen. Des Weiteren wird ein Überblick über die Veränderung der regulatorischen Anforderungen der Banken durch Basel III bzw. Auswirkungen auf deren Refinanzierung im Rahmen der Umsetzung von Solvency II skizziert. Daraus abgeleitet werden die zu erwartenden Auswirkungen auf die Fremdkapitalfinanzierung des deutschen Mittelstandes zusammengefasst. 3.3.1, Strukturelle Veränderung der Kreditwirtschaft: Die Kreditwirtschaft wird durch das sogenannte ‘Drei-Säulen-Modell’ charakterisiert, welches die drei unterschiedlichen Banksektoren beschreibt: die genossenschaftlichen Banken mit ihren Zentralinstituten (DZ Bank und WGZ Bank), die öffentlich-rechtlichen Sparkassen und Landesbanken, sowie die privaten Banken. Traditionell war durch dieses Modell und die daraus resultierende Vielzahl an Banken die Kapitalversorgung über Kredite für deutsche Unternehmen gewährleistet. Der in der Vergangenheit stetig forcierte Wettbewerbsdruck führte zunehmend zu Konsolidierungstendenzen im Bankensektor. Ursächlich hierfür waren im Privatsektor zum einen die Forderungen der Anteilseigner nach immer höheren, international üblichen Renditen und die Neuausrichtung von Geschäftsmodellen einiger Banken, zum anderen das Verschmelzen von Instituten. Der Lebenszyklus der einzelnen geschäftspolitischen Strategien bzgl. der Positionierung von Großbanken erwies sich in der retrospektiven Betrachtung ebenfalls als sehr volatil. Im Sparkassensektor hat der Wegfall der öffentlich-rechtlichen Gewährträgerhaftung zu einer noch stärker betriebswirtschaftlich geprägten Ausrichtung, und damit restriktiveren Kreditvergabe bei einzelnen Instituten geführt. Bei den genossenschaftlichen Banken haben die strukturellen Probleme durch zahlreiche kleine Institute oft zur Ausreizung ihrer Risikotragfähigkeit beigetragen, sodass die Vergabe neuer bzw. die Verlängerung bestehender mittelständischer Kreditlinien moderater ausfiel. Auch die ausgebrochene und anhaltende Fusionswelle führte im Zeitraum ihrer Umsetzung zu einer verhaltenen Kreditvergabe an mittelständische Unternehmen. Die stetige Verschärfung der regulatorischen Anforderungen und die Auswirkungen der Schuldenkrise führte ebenfalls zu einer Anpassung der Geschäfts- und Risikopolitik der Banken, teilweise zu Lasten mittelständischer Unternehmen. 3.3.2, Auswirkungen Basel III und Solvency II: Die Baseler Beschlüsse legten Anfang der 90er Jahre mit Basel I den Grundstein für die aktuelle Bankenregulierung. Banken mussten danach für jeden ausgegebenen Kredit vier Prozent an Kernkapital und acht Prozent an Gesamtkapital vorhalten. Um der steigenden Bedeutung des Handels- und Derivatengeschäfts und den damit verbundenen gestiegenen Marktrisiken Geltung zu tragen, wurden die Regeln in den Jahren 1995 und 1996 modifiziert. Mit der Einführung von Basel II im Jahre 2007 lag der Fokus auf einer stärkeren Differenzierung der Kapitalanforderungen im klassischen Kreditgeschäft der Banken. Zusätzlich wurden Kapitalanforderungen für operationelle Risiken (betriebliche Risiken) eingeführt. Dabei blieb der Fokus auf den Kapitalanforderungen bei Kreditgeschäften unverändert hoch. Vor der Finanzkrise mussten Banken 80 Prozent des Kapitals für Kreditrisiken, 10 Prozent für Handelsgeschäfte, und 10 Prozent für operationelle Risiken hinterlegen , nachdem Untersuchungen ergeben hatten, dass 2/3 der Nettoverluste während der Finanzkrise insbesondere bei systemrelevanten Banken aus dem Handelsgeschäft bzw. dem Geschäft mit Verbriefung, Derivaten und ähnlichen Produkten kamen. Da für derartige Geschäfte nach Basel II relativ wenig Kapital zu hinterlegen war, mussten, von Seite der Banken, die Verluste aus dem Handelsgeschäft zunächst mit Eigenkapital aus dem Kreditgeschäft ‘quersubventioniert’ werden. Im weiteren Verlauf der Krise musste teilweise zusätzlich auf Staatshilfen zurückgegriffen werden, um die Existenz zu sichern. Als Reaktion auf die globale Finanzkrise, die 2008 ausbrach, einigten sich die größten Wirtschaftsnationen (G20) auf eine strengere Regulierung der Kreditinstitute. Das in diesem Zusammenhang vom Baseler Ausschuss ausgearbeitete Konzept Basel III soll dabei das global vernetzte Finanzsystem stabilisieren. Die Änderungen, welche für alle Kreditinstitute in Europa, und somit auch für Deutschland gelten werden, sollen am 01.Januar 2013 in Kraft treten. Die neuen Regelungen treffen in erster Linie die Kapitalausstattung der Banken, und damit zunächst kein spezielles, sondern das gesamte Bankgeschäft. Dabei werden sich die Auswirkungen von Basel III auf die Mittelstandsfinanzierung von Land zu Land unterschiedlich ausprägen. Im Vergleich zu den USA oder Großbritannien spielen in Deutschland sowohl Banken, als auch Versicherungen eine wichtige Rolle für die Finanzierung von Unternehmen. Der Bankkredit ist nach wie vor zentraler Finanzierungsbaustein aller Größenklassen und Branchen. Entsprechend werden sich eventuelle Anpassungen der Geschäftspolitik der Banken durch die veränderten Regularien unmittelbar auch auf die Unternehmensfinanzierung auswirken. Der Bankenverband rechnet damit, dass angesichts der eingeschränkten Risikoübernahmemöglichkeiten der Kreditwirtschaft durch Basel III, insbesondere Betriebe mit mittlerem Rating (somit die meisten KMU) mit höheren Finanzierungskosten oder steigenden Anforderungen an Sicherheiten konfrontiert werden. Eine wissenschaftliche Studie im Auftrag des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft hat belegt, dass die Kapitalanforderungen durch Basel III an Mittelstandskredite ökonomisch zu hoch sind, und dies unmittelbare Auswirkungen auf die Kreditverfügbarkeit und die Höhe der Zinsspreads (Zinsaufschläge) haben wird. Ergebnisse der Studie besagen, dass sich die Zinsen für einen durchschnittlichen Mittelstandskredit um rund 54 Bonuspunkte (BSP) erhöhen werden, und das Kreditvolumen, gemessen an der ökonomisch angemessenen Kapitalunterlegung von Seite der Banken, um ca. 2,5 Prozent zurückgehen wird. Insbesondere Finanzierungen wie Existenzgründungen, Unternehmensnachfolge, Wachstum und Innovationen, die risikobehaftet sind, werden dabei einer restriktiveren Vergabe obliegen. Unabhängig von der neuen Bankenregulierung plant die Europäische Kommission für europäische Versicherungsunternehmen mit Solvency II ein neues Aufsichtsregime einzuführen, welches zeitgleich mit Basel III ab 2013 nach aktuellem Diskussionsstand gelten soll. Mit den neuen Eigenkapitalvorgaben für Versicherungen wird erstmals eine risikosensitive Kapitalanforderung für Versicherungen eingeführt, welche vergleichbar mit der Basel II-Regulierung für Banken ist. Um die Eigenmittelausstattung der Versicherungen zu erhöhen, begünstigt Sovency II in Teilbereichen Anleihen mit kurzen Laufzeiten. Dadurch werden für Versicherungen Anreize gesetzt entsprechend in Anleihen mit kurzer Laufzeit zu investieren. Versicherungen gehören bisher zu den wichtigsten langfristigen Refinanzierern der Banken in Deutschland. Die neuen Vorgaben könnten sich entsprechend negativ auf die Refinanzierung der Banken auswirken und die zeitgleiche Einführung mit Basel III die Refinanzierungsbelastung der Banken insgesamt durch Wechselwirkungen zusätzlich verstärken. Die bisher definierten neuen Liquiditätsvorschriften, im Speziellen die Einschränkung der Fristentransformation, verlangen von Banken, dass langfristige Firmenkredite, stärker als bisher, fristenkongruent refinanziert werden. Dadurch werden langfristige Kredite für Unternehmen in Zukunft teurer und schwieriger zu bekommen sein. Insgesamt führen diese Entwicklungen, neben dem strukturellen Wandel der Kreditwirtschaft, dazu, dass mittelständische Unternehmen angehalten sind ihren Finanzierungsmix hinsichtlich bankenunabhängigen Alternativen zu überprüfen. Hier kann die Anleihenfinanzierung eine mögliche Finanzierungsoption darstellen.
Joerg F. Walbaum wurde 1974 in Frankfurt am Main geboren. Nachdem er eine erfolgreiche Banklehre und ein duales Studium an der Frankfurt School of Finance & Management zum diplomierten Bankbetriebswirt abgeschlossen hatte, erfolgte eine erfolgreiche Weiterqualifizierung zum Certified Rating Analyst (Univ.). Zudem hält der Autor einen MBA in General Management . Der Autor verfügt über 19 Jahre Berufserfahrung im Corporate Finance, unter anderem durch seine Tätigkeit im Firmenkundenbereich einer Bank und einer anerkannten Ratingagentur.
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