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Finanzen

Stefan Grimm

Altersvorsorgeberatung in Deutschland in Zeiten der Finanzkrise

ISBN: 978-3-8428-8857-9

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 136
Abb.: 22
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Altersvorsorgeberatung ist eine komplexe Angelegenheit. Sie sollte von Vorteil für den beratenen Kunden sein. Die Finanzkrise ab 2007 hatte große Auswirkungen auf die Rendite der Portfolios von Privatpersonen. Kam sie überraschend? Und sind weitere Krisen zu erwarten? Nach einer kurzen Geschichte der Finanzkrise und möglichen Lösungsversuchen wird das Prognoseproblem in den Wirtschaftswissenschaften behandelt, insbesondere anhand der Argumente von Nassim Taleb in seinem Buch Der schwarze Schwan . Finanzökonomen um Andreas Hacketal fanden heraus, dass selbstverwaltete Depots eine wesentlich höhere Rendite hatten als von Beratern betreute. Wozu dann noch Finanzberatung? Antworten liefert diese Studie.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3, Das magische Dreieck (Viereck) des Anlegers: Der Anleger möchte im Idealfall mit seiner Anlage die folgende Ziele erreichen: eine hohe Rendite, allzeitige Liquidität und höchstmögliche Sicherheit, die häufig in Form eines Dreiecks angegeben werden. Die Magie besteht darin, dass allgemein anerkannt ist, dass man nicht alle drei Punkte gleichzeitig erreichen kann. So führt etwa eine prognostizierte zusätzliche Rendite meist zu einem höheren Risiko oder zu abnehmender Liquidität. Das magische Dreieck hat in letzter Zeit eine Erweiterung zum Viereck erfahren. Das vierte Ziel besteht dann in Nachhaltigkeit, bzw. Ethik und Ökologie. Die vier Ziele werden hier kurz vorgestellt. 2.3.1, Rendite: Rendite ist ein Begriff, der den Ertrag einer Investition angibt und meist in Prozent pro Jahr in Bezug auf das eingesetzte Kapital genommen wird. Die Rendite einer Investition, auch zur späteren Altersversorgung, soll möglichst hoch sein. Wichtig ist noch der Unterschied zwischen nominaler und realer Rendite (also nach Abzug der Preissteigerungsrate oder bei Investition in Fremdwährungen des möglichen Umtauschverlustes), der häufig vernachlässigt wird. Gewünscht ist also eine hohe reale Rendite – und dies bei am besten bei täglicher Verfügbarkeit, also mit hoher Liquidität. 2.3.2, Liquidität: ‘Mit Verbindlichkeiten, welcher Art auch immer, schleicht sich also das Risiko in unser Finanzleben, den eingegangenen Verpflichtungen unter Umständen nicht nachkommen zu können [...]. Der erste Blick auf unsere Bilanz gilt daher stets der Liquidität.’ (Dähne 2009, S. 71) Helmut Dähne, von dem das obige Zitat stammt, zeigt in seinem Buch ‘Immer schön flüssig bleiben’ sehr gut die Wichtigkeit von Liquidität auf, denn Verbindlichkeiten – und auch die Miete im nächsten Monat ist ja eine solche – hat praktisch jeder und sollte dafür Liquidität einplanen. Da aber unser Gegenstand die Altersvorsorgeberatung ist, bei der es im Normalfall um lange Zeiträume geht, nach denen das angesparte Kapital zur Verfügung stehen soll, werde ich sie hier eher vernachlässigen. Aber in jedem Fall ist für die Altersvorsorge die dritte Ecke des Dreiecks ein wichtiger Punkt: die Sicherheit, mit der die Altersversorgung erreicht wird. 2.3.3, Sicherheit: Die Vernetzung der Altersvorsorgeberatung sieht man hier besonders gut: Unter Sicherheit wird normalerweise der nominale oder reale Kapitalerhalt verstanden. Versteht man aber allgemein das Risiko darunter, sein Versorgungsziel nicht zu erreichen, so muss die Beratung spätestens hier auf die Absicherung des Vermögens (etwa mittels Privathaftpflichtversicherungen) zu sprechen kommen. Auch die Absicherung der biometrischen Risiken wie Berufsunfähigkeit gefährdet die Altersversorgung und sollte vor dem eigentlichen Sparen kommen. Barbara Sternberger-Frey schreibt zu sicheren Anlagen: ‘Für Vorsorgesparer, die ihr Geld sicher und rentabel anlegen wollen, sind Bundeswertpapiere eine hervorragende Wahl. Denn bei diesen Zinsanlagen steht der Staat mit seinem Vermögen und Steueraufkommen für die Schulden gerade – letztlich also der Steuerzahler selbst.’ (Sternberger-Frey 2010, S. 89) Dass hierbei zwei Punkte die reale Rendite erheblich schmälern können, wird in diesem von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen herausgegebenen Werk außer Acht gelassen: die möglicherweise steigende Inflation und das Ausfallrisiko von überschuldeten Staaten - ein Risiko, das angesichts der aktuellen Schuldenkrise Griechenlands und anderer Staaten nicht wegzudiskutieren ist. Hier haben wir m. E. den Rückschaufehler: Weil die Bundesrepublik Deutschland in der Vergangenheit ihre Schulden bezahlt hat, wird sie es wohl auch in der Zukunft. Dies ist ein Fehlschluss, auf den schon David Hume bereits im 18. Jahrhundert mit einem berühmten Beispiel aufmerksam gemacht hat: ‘Das Gegenteil jeder Tatsache ist immer möglich. [...] Daß die Sonne morgen nicht aufgehen wird, ist ein nicht minder einsichtiger Satz und enthält keinen größeren Widerspruch als die Behauptung, daß sie aufgehen wird.’ (Hume 1967, S. 41) 2.3.4, Nachhaltigkeit: Seit einiger Zeit legen Anleger neben den Kriterien Sicherheit, Rendite und Liquidität zusätzlich Wert auf nachhaltige Geldanlagen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen schreibt hierzu: ‘Nachhaltige Geldanlagen ist die allgemeine Bezeichnung für nachhaltiges, verantwortliches, ethisches, soziales, ökologisches Investment und alle anderen Anlageprozesse, die in ihre Finanzanalyse den Einfluss von ESG (Umwelt, Soziales und Governance)-Kriterien einbeziehen.’ (Forum Nachhaltige Geldanlagen (Hg.) 2011) Gerade nachhaltige Aktieninvestmentfonds kommen dem magischen Viereck nahe, denn zumindest Liquidität, Rendite und eben Nachhaltigkeit können hier gleichzeitig erfüllt werden. Ein Punkt, der oben schon unter Sicherheit kurz betrachtet wurde, verdient nähere Erläuterung: wie sicher sind Anlagen, wenn es zu hoher Inflation oder sogar einer Währungsreform kommt? 2.4, Inflation und Währungsreform: Die Inflation als ‘Aufblähen’ der Geldmenge und dem damit häufig einhergehenden Kaufkraftverlust kennen wir in den letzten Jahren in Deutschland nur als relativ geringes Problem. Sie wird in Bezug auf einen Warenkorb gemessen, der regelmäßig vom Statistischen Bundesamt angepasst wird. Die mittlere Inflationsrate lag in Deutschland bei 2,7 Prozent zwischen 1950 und 2009 und 2,9 Prozent in den Jahren zwischen 1970 und 2009 (vgl. Deutsche Bundesbank 2011). Dies erscheint einerseits moderat, kann aber andererseits – man denke wieder an die langen Zeiträume der Altersvorsorgeberatung – große Wertverluste nach sich ziehen, denn in den in der Einleitung erwähnten 75 Jahren Laufzeit, die eine Altersvorsorgeberatung nach sich ziehen kann, würden sich 100 Euro nominale auf 11,72 Euro reale Kaufkraft reduzieren. Und woher nehmen wir die Gewissheit, dass die zukünftigen 75 Jahre nur 2,9 Prozent Inflation haben? Was wäre, wenn morgen alle Produkte doppelt so teuer wären, aber alle auch ein doppelt so hohes (Netto-)Einkommen hätten? Hier bestünde kein Problem für den Konsumenten, er könnte ja einfach das Doppelte zahlen. Die Geldmenge wäre gleichmäßig verteilt erhöht. Problematisch wird es erst, wenn dies nicht gleichzeitig passiert: Der Händler verlangt höhere Preise (und hat dadurch auch einen höheren Gewinn), aber nicht alle Käufer haben bereits ein erhöhtes Einkommen. Dies beschreibt Philipp Gebhardt an Hand von neuen Krediten: ‘Verschiedene Parteien profitieren in unterschiedlichem Maße von der Kreditausweitung, je nachdem, wer Zugang zu diesen neuen Krediten hat. Die Geldmengenausweitung hat demnach eine Umverteilung von Vermögen zur Folge. Dieser Effekt wird nach dem irischen Bankier Richard Cantillon, der diesen Effekt erstmals beschrieb, Cantillon-Effekt genannt.’ (Gebhardt 2010, S. 27) Hier wird das eigentliche Problem der Inflation deutlich: Wer bekommt erst als Letzter – wenn überhaupt – die gestiegenen Gehälter und Einkommen oder auch Renten? Dies sind die Inflationsverlierer, da sie bereits vorher die gestiegenen Preise zahlen müssen. Ein weiteres Thema, das im Vergleich zum Cantillon-Effekt seltener vorkommt, wenn es auch in der Literatur nicht so selten behandelt wird: Eine Währungsreform. Dies sollte der Finanzberater ebenfalls für sein Kunden im Blick haben, insbesondere, wenn man wieder an die in der Einleitung genannten 75 Jahre denkt, die eine Finanzberatung umfassen kann, aber auch angesichts der derzeitigen Euro-Krise, in der auch über eine Umschuldung – nicht nur der griechischen – Staatsanleihen nachgedacht wird. Nicht ganz so gravierend wie eine Währungsreform, aber auch mit erheblichen Folgen, kann ein weiteres Thema sein, das für viele sogar der Hauptgrund für die Entscheidung für oder gegen eine Anlageform ist: die Steuern.

Über den Autor

Stefan Grimm, Studium der Philosophie und Wirtschaftswissenschaften, arbeitete als Tennistrainer und ist seit 1999 Finanzberater und Versicherungsmakler. Er machte Ausbildungen zum Fachwirt für Finanzberatung (IHK) sowie zum Finanzfachwirt (FH) und schloss das Studium der Wirtschaftswissenschaften zum Bachelor of Economics mit Auszeichnung ab.

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