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Christian Dorenkamp

Umsetzungs- und Akzeptanzprobleme von Road Pricing in Ballungsräumen

Eine Analyse bisheriger Erfahrungen

ISBN: 978-3-8366-6993-1

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 86
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Straßenbenutzungsgebühren sind nicht erst seit der Erhebung der Lkw-Maut auf Deutschlands Autobahnen ein hochbrisantes Thema in der Verkehrspolitik. Vor allem Ballungsräume haben oft mit erheblichen Verkehrsproblemen zu kämpfen. Die Bewältigung des alltäglichen Verkehrsinfarkts auf den Straßen gehört heute in vielen Städten zu den drängendsten Problemen, sofern sie dauerhaft lebenswert bleiben möchten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den Straßen ist dabei teilweise auf das Niveau der vorindustriellen Zeit abgesackt. Die Versuche zur Bewältigung dieser Probleme reichten von Geschwindigkeitsbeschränkungen über Parkraumbewirtschaftung bis hin zum Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. In Deutschland hat allerdings noch keine Stadt versucht, mit Hilfe einer City-Maut die Verkehrsverhältnisse zu verbessern. Dabei gibt es mittlerweile auf der Welt genügend Beispiele, an denen man sich orientieren könnte. In dieser Arbeit werden daher die verschiedenen Varianten der Mauterhebung untersucht, welche in einigen Städten Norwegens (Bergen, Oslo und Trondheim), Singapur, Hongkong, Cambridge und des Randstad-Großraums in den Niederlanden eingeführt wurden. Die Methoden unterschieden sich dabei in technischer und administrativer Hinsicht teilweise erheblich, was sich wiederum auch in den beobachteten Umsetzungsproblemen und der Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung niederschlug. In der Studie wird herausgearbeitet, welche Argumente es für und gegen eine City-Maut gibt, welche Vorbehalte gegen ihre Einführung existieren, welche Faktoren für eine erfolgreiche Umsetzung von Straßenbenutzungsgebühren verantwortlich sind - und wie man es besser nicht machen sollte.

Leseprobe

Kapitel 5., Möglichkeiten zur Reduzierung von Umsetzungs- und Akzeptanzproblemen von Road Pricing: In diesem Kapitel soll eruiert werden, wie Akzeptanz- und Umsetzungsprobleme, die im Zusammenhang mit der Umsetzung von Road Pricing auftauchen können, verringert werden können. Zunächst werden die wichtigsten Probleme anhand der vorgestellten allgemeinen Vorbehalte und der Praxisbeispiele kurz herausgestellt. Danach werden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, wie diesen Problemen möglicherweise begegnet werden kann. Erfolgsfaktoren und Hauptprobleme bisheriger Umsetzungsversuche: Die erfolgreichen Versuche zeichnen sich durch übersichtliche und transparente Handhabung aus. Sowohl ALS in Singapur und die Toll Ringe in Norwegen begannen mit relativ simplen Kordon-Systemen. Die Fahrzeugkontrolle erfolgte lediglich an der Zonengrenze, Preisdifferenzierung erfolgte nur pauschal anhand der Fahrzeugkategorie, in Trondheim auch aufgrund der Tageszeit der Einfahrt in die Zone. Die für den Nutzer bequemste Abrechnungsart per Abonnement oder Zeitkarte war möglich, außerdem hielt man durch die angebotene Barzahlung den Systemzugang auch für nur gelegentliche Nutzer offen. In Singapur als auch in Norwegen war der politische Wille zur Einführung von Straßenbenutzungsgebühren jeweils vorhanden. Allerdings wurden die Systeme in Norwegen zunächst gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt, in Singapur halfen die autoritären politische Strukturen. Mit Ausnahme von Oslo begleitete man die Einführung mit ausführlichen Marketingmaßnahmen, um die Nutzer für die Verkehrsprobleme zu sensibilisieren und um die Vorteile der Gebührenerhebung herauszustellen. Die Ziele der Gebührenerhebung (Verkehrslenkung in Singapur, Einnahmenerzielung zum Infrastrukturausbau in Norwegen) wurden dabei in den Vordergrund gerückt. Zudem erfolgte die Einbindung der Straßenbenutzungsgebühren in ein verkehrspolitisches Gesamtkonzept, anstatt sie nur als Einzelmaßnahme zur Kurierung der drängendsten Probleme zu verkaufen. Weitere Anhaltspunkte liefert die Betrachtung der Gründe für das Scheitern der bisher nicht realisierten Road Pricing-Vorhaben. So fehlte es in Hongkong und Cambridge offensichtlich an als hinreichend negativ empfundenen Stauungsproblemen, um Straßenbenutzungsgebühren akzeptabel erscheinen zu lassen. Während in Hongkong noch zumindest der politische Wille zur Durchsetzung zunächst erkennbar war, schien sich dieser in Cambridge und in der Randstad schon relativ schnell bei den aufkeimenden Protesten abzuschwächen. Vor allem in der Randstad wurde der erhebliche Einfluss deutlich, den Interessengruppen ausüben können, wenn von Seite der Administration nicht adäquat gegengesteuert wird. Der Ansatz in Cambridge war schließlich technisch zu umständlich formuliert und für den Nutzer nicht transparent genug, was die Kosten der einzelnen Fahrt betrifft. In Hongkong weigerte man sich zudem, die Verwendung der Einnahmen im Voraus bekannt zu geben. Auch in der Randstad bestand in dieser Hinsicht aufgrund der häufig wechselnden Systemausgestaltung keine Gewissheit in der Bevölkerung, was Misstrauen schuf und die Kampagnen angreifbar machte. Zudem wurde bei den nicht erfolgreichen Systemen versäumt, die Befürchtung der ‚Ungerechtigkeit’ und der als unfair empfundenen Verteilungswirkungen wirksam zu adressieren. Grundlagen einer erfolgreichen Umsetzung: Jede der in den Fallbeispielen vorgestellten Maßnahmen sollte jedoch in ihrem lokalen Zusammenhang gesehen werden. In Singapur machte das vorherrschende politische System und die positive Einstellung der Bürger zum Staat die Durchsetzung von Road Pricing möglich, und auch in Norwegen war die langjährige Tradition mit Mautgebühren auf Brücken und Tunneln sicher vorteilhaft für die Akzeptanz. In einem Land wie Deutschland wären diese genannten Faktoren nicht gegeben, weswegen die Übertragbarkeit von Erfahrungen mit diesen Systemen auf andere Orte nur mit Einschränkungen möglich ist. Dennoch muss festgestellt werden, dass selbst in einem Land wie Norwegen trotz günstiger Rahmenbedingungen keine überwältigende Akzeptanz von Straßenbenutzungsgebühren hergestellt wurde, wie die o. a. Umfragen zeigen. Deswegen soll im Folgenden auf einige Möglichkeiten eingegangen werden, die der Reduzierung von Akzeptanz- und Umsetzungsprobleme von Road Pricing dienen könnten. Vorliegen eines Handlungsbedarfs: Zunächst sollte in der Bevölkerung das Bewusstsein vorhanden sein, dass Handlungsbedarf hinsichtlich ausufernder Verkehrsproblemen besteht. Dies muss nicht zwangsläufig nur Stauungsprobleme betreffen, es können auch ökologische Bedenken (Lärm und Umweltverschmutzung), mangelnde Sicherheit auf den Straßen oder die sichtbare Verschlechterung der Straßeninfrastruktur dazu beitragen, dass verkehrslenkende Maßnahmen als notwendig akzeptiert werden. Umfragen in mehreren europäischen Großstädten im Rahmen der PRIMA-Studie im Auftrag der Europäischen Kommission zeigen beispielsweise, dass dort durchschnittlich 60 Prozent der Befragten die Verkehrsstauungen als ‘problematisch’ oder ‘sehr problematisch’ einstufen. In Barcelona sorgen sich z. B. knapp 90 Prozent der Befragten um das Ausmaß der Stauungen. Allerdings ist festzustellen, dass viele Nutzer zwar täglich mit den Problemen der Verkehrsstaus konfrontiert werden, sie insgesamt jedoch relativ mehr besorgt sind über die daraus resultierenden Umweltverschmutzung und die Verkehrssicherheit als über die Staus an sich. Von öffentlicher Seite sollte deswegen deutlich gemacht werden, dass solchen Problemen mit Road Pricing entgegengewirkt werden kann. Das Erkennen der Existenz von Stauungsproblemen und der Notwendigkeit einer Maßnahmenergreifung bedeutet aber noch lange nicht, dass Straßenbenutzungsgebühren in der Öffentlichkeit als das Mittel der Wahl angesehen werden – sie sind vielmehr als notwendige, nicht jedoch hinreichende Bedingungen zu kennzeichnen. Von den in der Studie betrachteten Städten wurden umfassende Straßenbenutzungsgebühren schließlich nur in Oslo eingeführt, in einigen anderen wurden lediglich einzelne Abschnitte wie Tunnel mit Gebühren belegt. Ausschöpfung möglicher Alternativen: Road Pricing ist auch im Vergleich zu anderen verkehrslenkenden Maßnahmen relativ unpopulär. Verkehrsnachfrager ziehen mit deutlicher Mehrheit Maßnahmen vor, welche ihnen Handlungsfreiheit lassen und die Wahlmöglichkeiten hinsichtlich der zu nutzenden Verkehrsmittel erhalten oder gar verbessern. Dazu gehören Park-and-ride-Systeme, der Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel oder die Verbesserung der Verhältnisse für Fußgänger und Radfahrer. Erst danach folgen restriktive Maßnahmen wie striktere Parkraumbewirtschaftung oder die Beschränkung des Innenstadtzugangs für Pkw. Zu den Maßnahmen mit der geringsten Zustimmung gehören Gebühren für die Einfahrt in die Innenstädte, ähnlich wie eine Anhebung der Steuern auf Treibstoff. Simple Kordon-Systeme erhielten dabei eine leicht höhere Unterstützung als technisch ausgereiftere Methoden. Problematisch ist dabei, dass die aus Sicht der Bevölkerung attraktivsten Maßnahmen gleichzeitig die am wenigsten wirkungsvollen sind. Mit dem Ausbau von Park-and-ride-Systemen und dem ÖPNV allein wird die Stauungsproblematik nicht effektiv zu lösen sein. Zu dieser Thematik merkt JONES an: ‘Public transport improvements are welcomed precisely because it is assumed that they will encourage other people to change their travel habits.’ Hier wird in der Bevölkerung Überzeugungsarbeit notwendig sein um zu verdeutlichen, dass beispielsweise Parkraumbewirtschaftung keine Auswirkungen hat auf Verkehrsprobleme, die der Durchgangsverkehr auslöst, oder sich mit Pkw-Zugangsbeschränkungen allein keine finanziellen Mittel zum Ausbau der Infrastruktur generieren lassen. Es erscheint zur Akzeptanzerhöhung demnach angebracht, Alternativen zur Gebührenerhebung im Vorfeld auszureizen und den Betroffenen zu verdeutlichen, dass durch weitere Verfolgung derartiger Maßnahmen kein zusätzlicher Beitrag zur Zielerreichung geleistet werden kann. Demonstration von Wirkung und Umsetzbarkeit: Um den oft geäußerten Vorbehalten zu begegnen, dass die Umsetzung von Road Pricing schlichtweg nicht machbar sei oder nicht zu den gewünschten Wirkungen führe, erscheint es ratsam, das angedachte System vorher umfangreich zu testen und die Ergebnisse für die Öffentlichkeit transparent zu machen. Es muss klar vermittelt werden, dass die angestrebten Ziele erreicht werden können. Dabei kann es sinnvoll sein, sich zunächst für ein technisch leicht handhabbares Kordon-System zu entscheiden, um durch geringe Fehleranfälligkeit Vertrauen bei den Nutzern zu schaffen. Schließlich war ein Grund für die abnehmenden Vorbehalte gegen die Toll Ringe in Norwegen auch ihr dauerhafter störungsfreier Betrieb. An die Verlässlichkeit sind höchste Anforderungen zu stellen, wobei eher zu tolerieren ist, dass Nutzer eine Mautstation passieren, ohne bezahlen zu müssen, als dass sie zur Zahlung einer gar nicht unternommenen Fahrt herangezogen werden. Die Tarife müssen einfach durchschaubar und dem Nutzer vor Beginn der Fahrt bekannt sein. Es kann hilfreich sein, auch Probleme öffentlich zu diskutieren, deren Ausmaß man im Vorfeld nicht exakt einschätzen kann, wie z. B. die Randeffekte. Dadurch kann beim Nutzer der Eindruck erweckt werden, dass das System durchdacht und auf Eventualitäten vorbereitet ist. Dem Nutzer ist die Gebührenentrichtung dabei so leicht und bequem wie möglich zu machen, die Gewährung einer Wahlmöglichkeit (z. B. Pre- oder Post-pay-Verfahren) dürfte Akzeptanz erhöhend wirken. Dem Nutzer bliebe es dann überlassen, die Vorteile einer Smart Card (Datenschutz) und monatlicher Rechnung (nachträgliche Zahlung) gegeneinander abzuwägen. Maßnahmen gegen die ‘Ungerechtigkeit’: Eine entscheidende Komponente bei der Frage nach der Akzeptanz in der Bevölkerung ist die Frage, ob es gelingt, Bedenken hinsichtlich der vermuteten ‘Ungerechtigkeit’ von Road Pricing auszuräumen. Dabei geht es zum einen um die Abgrenzung der zahlungspflichtigen Benutzer und die Höhe der zu entrichtenden Gebühren, zum anderen um die Frage, was mit den eingenommenen Geldern geschehen soll. Ihre gezielte Verwendung bietet verschiedene Möglichkeiten, negative Verteilungswirkungen abzufedern. Die Frage nach der ‘Gerechtigkeit’ steht dabei erwartungsgemäß vorwiegend in Regionen im Vordergrund, in denen die Mehrheit der Bevölkerung auf den Pkw angewiesen ist, weniger in Gebieten mit geringerem Autobesitz und intensiver Nutzung des ÖPNV. Abgrenzung der Zahlungspflichtigen: Die Einstellung der Bevölkerung zur Gerechtigkeit der Gebührenerhebung hängt, wie bereits erwähnt, auch von den mit Road Pricing verfolgten Zielen ab. Bei vergleichsweise niedrigen Tarifen wie in Norwegen und dem dahinterstehenden Finanzierungsziel wird es als gerecht angesehen, wenn die Belastung möglichst gleichmäßig verteilt wird. Geht es jedoch um Zurückdrängung der Verkehrsnachfrage wie z. B. in Singapur, muss abgewogen werden, ob auch wirklich jener Verkehr unterlassen wird, der vom geringsten Nutzen für die Gesellschaft ist. Diese Abwägung ist natürlich immer auch subjektiver Natur. Von allen gesellschaftlichen Gruppen uneingeschränkt akzeptierbar ist wohl lediglich, dass die Einführung von Straßenbenutzungsgebühren nicht dazu führen darf, dass die Mobilität mancher Nutzergruppen über Gebühr belastet oder gar ganz verhindert wird. Eine Möglichkeit, solchen Bedenken zu begegnen, wäre beispielsweise eine Befreiung bestimmter Nutzergruppen von der Gebührenzahlung. Derartige Schritte müssen jedoch wohl überlegt sein. Während die Bevölkerung es sicherlich als gerecht empfindet, dass man z. B. Behindertenfahrzeuge nicht mit Gebühren belastet, kann die Befreiung der ‘falschen’ Nutzergruppen (wie die Taxis in Hongkong) genau das Gegenteil bewirken. Akzeptabler wären wahrscheinlich Preisdifferenzierungen anhand der Fahrzeugkategorie oder der Einkommensklasse des Fahrzeughalters. Die Abschöpfung angenommener höherer Zahlungsbereitschaft trüge auch zu einem Finanzierungsziel bei zur Unterstützung einer Lenkungswirkung oder eines Umweltschutzziels müssten unterschiedliche Tarife jedoch sehr sorgfältig abgestimmt werden. Ein Anstieg der Zahl der möglichen Tarife kann allerdings auch eine Minderung der Transparenz bedeuten.

Über den Autor

Christian Dorenkamp, Jahrgang 1977, Studium der Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Münster und Stockholm. Abschluss als Diplom-Volkswirt 2003. Christian Dorenkamp ist derzeit tätig als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Centrum für angewandte Wirtschaftsforschung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und forscht dort unter anderem auf dem Gebiet der Infrastrukturpolitik.

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