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Seray Durmus

Smart Specialisation: Chancen der Entwicklung sowie Risiken für das Ruhrgebiet

ISBN: 978-3-95934-677-1

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Abb.: 16
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Smart Specialisation ist ein neues Konzept der Europäischen Union, das Regionen ermöglicht, Wachstum zu erzielen, indem sie ihre standortspezifischen Stärken und Wettbewerbsvorteile im Bereich der Technologie und Forschung erkennen und sich gezielt auf diese spezialisieren. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, zu erarbeiten, inwiefern das Konzept Smart Specialisation auf das Ruhrgebiet zu übertragen ist. Es ist zu untersuchen, ob und welche Chancen der Entwicklung für diese Region damit einhergehen können. Einleitend werden die Begrifflichkeiten der Regional- und Innovationspolitik erläutert und differenziert. Zudem werden Marktversagenstatbestände aufgegriffen. Das zweite Kapitel befasst sich ausschließlich mit der Begrifflichkeit der Innovationspolitik der EU, rückblickend wie auch gegenwärtig. Im dritten Kapitel wird das Konzept Smart Specialisation vorgestellt und anschließend durch ein Praxisbeispiel nähergebracht. Daraufhin wird die Frage, inwiefern Smart Specialisation eine Blaupause für die Entwicklung des Ruhrgebiets sein kann, bearbeitet. Um diese Frage zu beantworten, befasst sich dieses Kapitel intensiv mit den Gegebenheiten dieser Region, erläutert die Chancen und Risiken und stellt diese gegenüber. Das fünfte Kapitel beendet die Arbeit schließlich mit der Zusammenfassung der zentralen Inhalte und einer Stellungnahme.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2, RIS3 und die S3-Plattform: Um das theoretische Konzept Smart Specialisation in die Praxis umzusetzen, bedarf es konkreter Strategien. Diese werden bezeichnet als RIS3-Strategien . Sie setzen das Konzept um, indem die am meisten Erfolg versprechenden Entwicklungsfelder definiert werden. Als zentrale Säule von Europa 2020 wird eine solche konkrete Strategie, also ein konkretes Förderanliegen von jeder Programmregion als Vorbedingung gefordert. Erst so kann ein Zugang zu Fördergeldern ermöglicht werden. Die einzuhaltende Grundbedingung ist, dass diese Strategie, die eine Grundlage für operationelle Programme ist, bis zum Zeitpunkt der Annahme dieser Programme vorliegen muss, damit die Fördergelder auch tatsächlich freigegeben werden können. Wenn die Umsetzung der Strategie bis zum Jahr 2016 nicht gewährleistet werden kann, erfolgt die Auszahlung nicht. Als die fünf vorrangigsten Ziele der RIS3 werden folgende Punkte erwähnt: 1. Um eine wissensbasierte Entwicklung zu erreichen, erfolgt die Ausrichtung der Förder- und Investitionsmaßnahmen auf die bestimmten regionalen Prioritäten, Herausforderungen und Bedürfnisse. 2. Ausgesuchte Stärken und Wettbewerbsvorteile jeder Region werden unterstützt. 3. Der Investitionswille des privaten Sektors soll angeregt werden, indem die technologische und praxisbasierte Innovation unterstützt wird. 4. Interessenvertreter werden vollständig involviert und werden so zur Innovation und Erprobung angeregt. 5. Sie haben gut durchdachte Überwachungs- und Auswertungssysteme, sodass eine bessere Steuerung und Anpassung der Maßnahmen möglich ist. Damit Regionen/Mitgliedstaaten eine RIS3-Strategie entwickeln können, die den Kriterien der EK genügt, bietet die Kommission ihre Unterstützung in Form einer sogenannten S3-Plattform an. Die S3-Plattform, die ihre Basis im Joint Research Centre in Sevilla hat, unterstützt seit 2011 Regionen oder Mitgliedstaaten durch professionellen Rat bei der Gestaltung ihrer Innovationsstrategie (RIS3). Die Anmeldung auf der Plattform ist für die Interessenten kostenlos. Aktuell sind 15 EU-Mitgliedstaaten und 152 EU-Regionen registriert. Die Plattform bietet Unterstützung auf mehreren Ebenen. Es werden Leitlinien und Praxisbeispiele als Orientierungshilfe bereitgestellt. Zudem organisiert die Plattform Informationsveranstaltungen und Konferenzen für die Teilnehmer und die politischen Entscheidungsträger. Der Prozess der Strategiegestaltung wird unterstützt durch den Zugang zu den relevanten Informationen und Daten. Eine weitere Hilfestellung bei der Strategiebildung und Politikgestaltung erfolgt durch die Teilnahme an hochtechnologischen Forschungsprojekten. Die Plattform besteht aus drei Hauptbereichen bzw. Gruppen von Beratern, Experten und Vertretern: das Projektmanagement- und Forschungsteam, das Steering-Team, als Len-kungsausschuss, und die Mirror Group. Das Steering-Team setzt sich aus Vertretern der verschiedenen Kommissionen zusammen. Die Mirror Group ist zusammengestellt aus führenden Wissenschaftlern und Experten im Bereich der regionalen Entwicklung und Innovation. In Form der RIS3-Plattform wird deutlich, dass Smart Specialisation ein Vorzeigebeispiel dafür ist, wie theoretische Ansätze mit der Praxis verflochten werden können, um bessere Ergebnisse zu erzielen. 3.3, Begründung und Notwendigkeit einer Spezialisierung: Seit längerer Zeit lässt sich beobachten, dass Europa im Hinblick auf ausländische F&E-Investitionen unattraktiv ist. Internationale Unternehmen verlagern ihre Ressourcen zunehmend in Länder wie China oder Indien. Laut OECD-Studien sowie anderen internationalen Studien haben die USA zwischen 1995 und 2003 ihre F&E-Tätigkeiten nach Asien verlagert. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird Europa in dem globalen F&E-Wettbewerb langfristig scheitern. Die Frage, warum Europa eine schwache Position in diesem Wettbewerb hat, lässt sich unter anderem auf eine fehlende Agglomeration zurückführen. Die Entscheidung, Forschungsaktivitäten und Ressourcen in ein bestimmtes Land oder Region zu verlagern, hängt davon ab, wie diese bereits ausgestattet sind. Die Verfügbarkeit von neuen Technologien, Ideen, gut ausgebildeten Humanressourcen wirkt sich positiv auf die Entscheidung weiterer Investoren aus, die diese Region in Betracht ziehen. Unternehmen und Wissenschaftler werden die Regionen bevorzugen, in denen eine Kooperation mit anderen Spitzenwissenschaftlern und Hochschulen möglich ist. Eine Verdichtung dieser Faktoren und eine gut funktionierende Infrastruktur können eine hohe Anziehungskraft auf weitere gut qualifizierte Wissenschaftler sowie ausländische F&E-Investitionen haben. Dieser Prozess der Agglomeration stößt in Europa auf Barrieren. Die nationalen Grenzen verhindern, dass sich ein natürlicher Agglomerationsprozess einstellt, indem sich die besten Ressourcen in den jeweiligen Bereichen zusammenfinden. Ein weiteres Problem Europas ist, dass Regionen und Länder zu ineffizienten Innovations- und Forschungsaktivitäten neigen. Es werden vielfach erfolgreiche Regionen hinsichtlich ihrer F&E-Aktivitäten nachgeahmt, anstatt eigene Stärken und Chancen zu reflektieren und einen darauf aufbauenden eigenen Kompetenzbereich zu gestalten. So entstehen zunehmend einheitliche oder überlappende F&E-Aktivitäten. Die Förderung solch überlappender Forschungsaktivitäten durch die begrenzt zur Verfügung stehenden Finanzmittel der EU führt nicht zu wettbewerbsfähiger Innovation. Es besteht ein Risiko, Mittel zu verschwenden, weil sie auf zahlreiche Programme und Projekte verteilt werden, die ähnliche Ergebnisse hervorbringen. Folglich muss die EU Ansätze finden, die Innovationspolitik so zu gestalten, dass diese Hemmnisse und Barrieren überwunden werden, damit die EU weiterhin wettbewerbsfähig bleiben kann. Mit einer quantitativen Zielvorgabe, 3 % des BIP in F&E zu investieren, hat die EU bereits ein Signal gesetzt, dass F&E und Innovation eine Priorität in dieser Förderperiode ist. Aber Innovation und Wachstum können nicht allein durch Erhöhung der Ausgaben erreicht werden. Europa muss seine F&E-Aktivitäten umstrukturieren. Mit der Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Forschungsraums soll genau das erreicht werden. Ein europäischer Forschungsraum soll ermöglichen, dass Wissenschaftler, die in der Spitzen-forschung in verschiedenen europäischen Regionen und Ländern tätig sind, grenzübergreifend zusammenarbeiten können. Eine bessere Vernetzung und Kommunikation kann den Wissenstransfer erleichtern und die Umsetzung dieses Wissens kann ebenso produktiver gestaltet werden. Die Lösung für das Innovations- und Wachstumsproblem Europas kann aber nicht allein auf der EU-Ebene gesucht werden. Regionen und EU-Länder müssen ebenfalls tätig werden. Deshalb hat die EU-Regionalpolitik, unter Berücksichtigung der Unterschiede der Regionen, in dieser Förderperiode die Bedingung einer intelligenten Spezialisierung vorausgesetzt. So sollen Regionen und Länder nur dann Mittelzuflüsse bekommen, wenn sie eine Strategie entwickeln, die auf sie zugeschnitten ist und ihre Stärken und Innovationspotenziale aufgreift, um nachhaltiges Wachstum zu erzielen. Ohne diese Bedingung existiert das Risiko, dass die finanzielle Unterstützung Regionen zugewiesen wird, die alle ähnliche Projekte und Programme gestalten. Die Smart Specialisation -Strategie könnte somit Regionen, durch die Konzentration auf ihre Stärken, große Entwicklungschancen eröffnen und ihre Attraktivität steigern. 3.4, Chancen und Risiken von Smart Specialisation: Die unvorteilhafte Position Europas im Hinblick auf F&E, besonders im Bereich Spitzentechnologie , ist stark verbunden mit dem unterschiedlichen F&E-Niveau der Leistungsfähigkeit der Mitgliedstaaten, die aus verschiedenen nationalen Bedingungen, Richtlinien und Entscheidungen resultiert. Wie bereits erwähnt, ist die Innovationsschwäche der EU und der Regionen ein Hauptthema der aktuellen Förderperiode. Die Smart Specialisation -Strategie soll diese Schwäche beseitigen und wettbewerbsfähige, innovative Regionen erschaffen. Weil Smart Specialisation eine auf die jeweilige Region fein abgestimmte Strategie ist, bietet sie Regionen die Chance, bereits vorhandene Stärken auszubauen oder aber neue Forschungs- und Technologiefelder zu finden, in denen sich Spezialisierung für diese Region lohnt. Verfügbare Ressourcen werden in diesen Bereichen konzentriert, um so effektivere Ergebnisse zu erzielen. Durch die finanzielle Unterstützung, die nach einer erfolgreichen Gestaltung von Smart Specialisation resultiert, kann die Region für die Zukunft ökonomisch, sozial sowie technologisch gut aufgestellt sein. Die kluge Spezialisierung birgt aber auch Risiken. Die Kriterien, die den Erfolg solch einer Strategie messen, sind schwer zu bestimmen. Welche Spezialisierung, welche Ziele genau klug sind, kann nur dann benannt werden, wenn die Erfolge dieser sichtbar werden. Deshalb sind Kriterien, die sowohl für die Wirtschaft als auch für die Politik Erfolgschancen versprechen, schwer einzuschätzen und zu bestimmen. Ein anderes Risiko betrifft neue Technologiefelder. Sie sind stärker verbunden mit Risiken und Unsicherheiten. Deshalb empfiehlt es sich, Spezialisierungen entweder in existierenden und wenig risikobehafteten Sektoren durchzuführen oder in Sektoren, die sich in einem Aufholprozess befinden und eine Leader-Position versprechen. In technologieschwachen Regionen, die größtenteils eine Follower-Position haben, existiert ein anderes Problem. Es können Unsicherheiten bestehen genau dort, wo es sich lohnen könnte, Spezialisierungen durchzuführen. Technologische Überlegenheit ist wechselseitig abhängig von Spezialisierung. Da Smart Specialisation auf die Stärken einer Region baut, können technologieschwache Regionen trotz vielversprechender Projekte herausgedrängt werden. Obwohl so eine zielgerichtete Politik in Form von Spezialisierungsstrategien durchaus positive Effekte auf den schnellen Technologiefortschritt haben kann, kann sie auch Ressourcen lediglich auf führende Regionen konzentrieren, Barrieren fördern und Regionen ausgrenzen.

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