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Vahid Zamani

Handy-TV

Entwicklung von Video-Content für den mobilen Markt

ISBN: 978-3-8366-6454-7

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2008
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Abb.: 44
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Handy-TV ist weltweit ein noch sehr junges Medium. Das klassische Fernsehprogramm ist aufgrund des kleinen Displays und der Nutzungssituation nicht einfach auf das Mobilgerät übertragbar. Handy-TV ist ein neues Medium, mit eigenen Anforderungen, Stärken und Schwächen. Weil dieses Medium jedoch mehr als nur Fernsehen im Kleinformat ist, birgt es viele Chancen. Auf dem Markt des mobilen Fernsehens treffen alle großen Unternehmen aus Mobilfunk, Fernsehen, Internet und sogar Radio und Print zusammen. Die alte Rollenaufteilung der Medien wurde zum Teil schon im Internet aufgehoben und dieser Trend setzt sich auf dem Mobiltelefon fort. Handy-TV für den Massenmarkt steht kurz vor der Marktreife, rechtliche und technische Hürden sind größtenteils überwunden. Alle Medienunternehmen drängen in den neuen Markt, um sich rechtzeitig zu positionieren und neue Programmkonzepte zu entwickeln. Die Analyse dieses neuen Mediums bringt viele wichtige Erkenntnisse hervor, die sich stark auf die Programmkonzeption auswirken. Wenn Handy-TV konsumiert wird, dann nicht nebenbei, sondern mit hoher Aufmerksamkeit. Trotzdem müssen sich Dramaturgie, Bild- und Tongestaltung den Gegebenheiten, wie z.B. kleines Display und kurze Nutzungsdauer, anpassen. Praktisch heißt das, dass auf den Punkt genau erzählt werden muss und Redundanzen in der Erzählstruktur vermieden werden sollten. Mobile-Videos müssen ohne lange Einleitung gleich zur Sache kommen, für lange Kamerafahrten, Standbilder, ausschweifende Dialoge und Szenen ohne funktionelle Handlung ist kein Platz. Im Hinblick auf Downloadzeiten und Nutzungsdauer dürfen die Clips ohnehin nur eine begrenzte Spielzeit haben. Das größte Problem von Mobile-Video sind die Displays. Sowohl Größe wie auch Auflösung und Reaktionszeit sind zum Teil sehr gering und schränken die möglichen Inhalte stark ein. In diesem Buch wird beschrieben wie der Markt sich entwickelt, welche produktionstechnischen und gestalterischen Unterschiede es zum klassischen Fernsehen gibt und welche Formate auf dem Handy möglich sind.

Leseprobe

Kapitel 6, Videoproduktion für Handy-TV: Für Handy-TV produzierter Content ist in vielerlei Hinsicht begrenzt, sowohl technisch wie auch gestalterisch. Das ist zumeist auf die geringe Displaygröße, aber auch auf die Übertragungskapazität, Prozessorleistung und Nutzungssituation des Mobilgeräts zurückzuführen. Im Folgenden werden die produktionstechnischen Auswirkungen dieser Eingrenzungen erläutert. Produktionstechnische Auswirkungen: Entsprechend der verfügbaren Kapazitäten des Mobilgerätes müssen auch die technischen Eigenschaften des Videos angepasst werden. Dabei darf die Nutzbarkeit nicht außer Acht gelassen werden. Wenn z.B. ein Video zur Optimierung von Übertragungszeit und -kosten so stark an Qualität verliert, dass weder Auflösung noch Datenrate den Fähigkeiten eines modernen Endgerätes entsprechen, ist der User schnell enttäuscht. Das Problem ist, dass viele Unternehmen nicht mit der rasanten Entwicklung der Mobiltelefone mithalten können. Es fällt der Medienbranche ausgesprochen schwer, sich überhaupt auf ein Standardformat zu einigen. Dadurch, dass sich die Fähigkeiten der Mobiltelefone außerdem alle ein bis zwei Jahre verbessern, gibt es mittlerweile eine unübersichtliche Anzahl an Formaten. Daher sind Videoformate, die eigentlich für das ältere GPRS entwickelt wurden, auch heute im UMTS-Netz noch im Einsatz. Selbst die schnellste HSDPA-Verbindung des neuen Handys hat für den Nutzer dann keinen Vorteil. Grundsätzlich wird die Videoqualität für Handys in naher Zukunft jedoch nicht sehr hoch sein müssen, was für die Produktion wiederum ein Vorteil ist. Trotzdem wäre es falsch zu sagen, dass Handy-TV keinerlei Aufwand benötigt. Wenn an Technik stark gespart wird, z.B. beim Verzicht auf Beleuchtung, wird sich das in einer Bildqualität niederschlagen, die auch auf dem Handy auffallend niedrig ist. Kameratechnik: Aufgrund der niedrigen Auflösung der Handy-Displays sind keine hoch auflösenden Kameras nötig. Aufnahmen können daher kostengünstig mit DV-Kameras gemacht werden. Es kann sogar noch mit Zoomausschnitten dieser Aufnahmen gearbeitet werden, ohne dass ein Qualitätsverlust entsteht. Das erweist sich vor allem bei der Archivverwertung als großer Vorteil. Dadurch können Fernsehformate an das Mobiltelefon angepasst werden. Dateiformate und –größe: Die Video-Dateien für das Handy dürfen nur eine begrenzte Größe haben. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen steht auf den Endgeräten nur begrenzter Speicherplatz zur Verfügung. Die Speicherkapazität der Geräte wächst zwar, doch häufig ist der interne Speicher trotzdem größtenteils mit Bildern oder Musikdateien belegt. Kein Nutzer möchte aufgrund von drei bis vier Video-Downloads mit einem vollen Speicher auf seinem Endgerät konfrontiert werden. Zum anderen haben die Prozessoren älterer videofähiger Handys teilweise Probleme, eine große Datenmenge zu verarbeiten. Es kann zu Einfrier-Effekten kommen. Viel bedeutender sind jedoch die Faktoren Übertragungskosten und -zeit. Abhängig vom Tarif des Users wird nach Datendurchsatz oder per Zeittaktung abgerechnet. Hohe Kosten aufgrund großer Dateien können die wohl größte Hürde für Mobile-Video-on-Demand darstellen. Da die Tarife sich immer noch sehr unterscheiden, ist eine kleine Videogröße für den Massenmarkt am besten geeignet. Mittlerweile gibt es auch schon UMTS-Flatrates, jedoch ist gerade auf dem Handy, aufgrund der kurzen Nutzungsdauer, eine lange Wartezeit bis zum Videostart sehr störend. Ausnahmen für eine größere Datenmenge sind auf Handys vorinstallierte Clips oder per Smart Card ausgelieferte Videos . Das derzeitige Standardformat für Mobile-Videos ist 3GP, eine Entwicklung des 3rd Generation Partnership Project (3GPP), mit der Endung *.3gp. Dieses ist ein Containerformat, welches extra für Handys entwickelt wurde und eine Video- und zwei Audiospuren beinhaltet, es ist dem MP4 Format sehr ähnlich. Zur Komprimierung von Audio- und Videodateien werden so genannte Codecs benutzt. Diese enthalten die Informationen zum auslesen der Kompression, also zum decodieren. 3GP unterscheidet sich hauptsächlich darin, dass die Bildgröße und der Audiocodec angepasst wurden. Zudem hat es den Vorteil, dass es per MMS verschickt werden kann. Als Videocodec wird MPEG-4 eingesetzt, eine Entwicklung der Moving Picture Experts Group , als Audiocodec wird AAC (Advanced Audio Codec) für Musik oder AMR-NB (Adaptive Multi-Rate Narrow Band) für Sprache eingesetzt. Durch die starke Datenreduzierung haben Video und Audio allerdings eine niedrige Qualität. Videos die heute im 3GP-Format übertragen werden, haben in der Regel die Standardauflösung QCIF mit 176 x 144 Pixel, eine Datenrate zwischen 20 und 65 kb/s, durchschnittlich 15 Frames (Bilder) pro Sekunde und nur einen Monokanal mit 8000 kHz. Theoretisch wäre die neueste Version von 3GP in der Lage höhere Auflösungen und Datenraten zu liefern, doch die meisten Endgeräte haben entweder nicht genug Prozessorleistung oder keine Lizenz für die Codecs. Ein weiterer Faktor ist die Übertragungsgeschwindigkeit, weswegen die Dateien möglichst klein sein müssen. Bei schnellen HSDPA-Handys kann die neue Version 3GP2 eingesetzt werden. Die Formatumwandlung für den Massenmarkt überlässt der Content-Produzent am besten einem Distributionsunternehmen, welches das Mastervideo bei Abruf an den jeweiligen Handytyp anpasst. Bildformate: Ein Problem bei der Produktion von Videos für Handys sind die stark variierenden Displaygrößen und Auflösungen. Die durchschnittliche Größe von Handy-Displays variiert zwischen 1,5 und 3,5 Zoll. Die Standardauflösung ist QCIF mit 176 x 144 Pixel, was einem Format von 11:9 entspricht. QCIF ist der momentane Standard für UMTS-Videos. Bei neuen Handys etabliert sich derzeit die Standardauflösung QVGA mit 320 x 240 Pixel, was einem Format von 4:3 entspricht. Einige Geräte haben auch schon eine höhere Auflösung. Die Auflösung von 320x240 Pixel entspricht auch der Auflösung von DVB-H und DMB. Zum Vergleich: Das europäische PAL-Fernsehen hat eine Auflösung von 720x576 Pixel und das Format 4:3. Tonqualität: Derzeit haben viele Endgeräte noch eine blecherne Tonqualität, da der unterstützte Audio-Standard ursprünglich nur für Sprachübertragung gedacht war. Mit einem Headset sieht das aber mittlerweile anders aus. Aufgrund der Verbreitung von MP3 Playern in Handys, hat sich auch die Tonqualität stark verbessert. Es ist davon auszugehen, dass Handy-TV meist mit Kopfhörern gehört wird, da die wenigsten Nutzer unterwegs zu stark auffallen bzw. andere belästigen wollen. Doch auch bei der Wiedergabe ohne Headset verbessert sich die Tonqualität, weil das Handy sich auch zur mobilen Stereoanlage entwickelt. Deshalb sollte aufgrund des Vorführeffektes beachtet werden, dass die Verständlichkeit auch ohne Headset gewährleistet ist. Wie in Kapitel 6.1.2. erwähnt, muss jedoch auf Grund der Dateigröße oft auf eine gute Soundqualität verzichtet werden. Diese niedrige Qualität kann zu einem echten Problem werden, denn die beliebten Musikclips machen nur mit gutem Ton wirklich Spaß. Klare Verständlichkeit ist, aufgrund der äußeren Einflüsse bei der Nutzung unterwegs, sehr wichtig. Die Kompression ist dabei nur ein Faktor, denn guter Ton fängt bei der Aufnahme an.

Über den Autor

Vahid Zamani, Diplom-Medienwirt, berufsbegleitendes Studium der Medienwirtschaft an der Fachhochschule Fresenius für Wirtschaft und Medien, Abschluss 2008. Derzeit tätig als Geschäftsführer der Firma OFF Company, Zamani & Partner, Produzenten, Regisseure, Journalisten im Bereich TV- und Handy-TV-Produktion.

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