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Agrarwissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 56
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
An die energetische Nutzung von Biomasse sind bei dem Ausbau erneuerbarer Energien große Erwartungen geknüpft. Der Einfluss der Bioenergie ist aktuell von hoher Relevanz für verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Interessen. Die Autorin betrachtet wirtschaftliche sowie politische Aspekte, die mit dem Einfluss der Bioenergie in Zusammenhang stehen. Dabei liegt der Fokus speziell auf Bioenergie in Form von Biogas und Kurzumtriebsplantagen (KUP). Entwicklungen, die Landwirte unter dem Einfluss der Bioenergie erfahren bzw. erfahren haben, werden von der Autorin durch Recherchen zusammengetragen. Ziel des Textes ist es Veränderungen, Probleme und neue Möglichkeiten, die bei der Produktionsplanung zu berücksichtigen sind, aufzuzeigen. Mit der Beantwortung folgender Fragen wird das Ergebnis im Verlauf des Textes erarbeitet: Was sind die Besonderheiten der landwirtschaftlichen Produktionsplanung? Wie lauten die Ziele, Entscheidungen und Herausforderungen der landwirtschaftlichen Produktionsplanung unter dem Einfluss der Bioenergie? Was spricht für die Produktion von Biogas und KUP? Was sind Gründe dafür, dass der Anbau von KUP in einem Anfangsstadium gegenüber der Biogasproduktion steht? Welche Veränderungen sind bei ausgewählten betriebsgestaltenden Faktoren zu erkennen? Was für eine Bedeutung haben diese Veränderungen für die Produktionsplanung in der Landwirtschaft?
Kapitel 4.2, Die landwirtschaftliche Produktionsplanung unter dem Einfluss der Bioenergie: Im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Produktionsrichtungen ist die Bioenergieerzeugung für Landwirte ein noch relativ neues Betätigungsfeld. Landwirte müssen sich mit ungewohnten Herausforderungen des Energie- und Technologiesektors wie auch mit politischen Aspekten auseinandersetzen, welche in ihrer Komplexität über die etablierten Produktionsverfahren hinausreichen. Landwirte, die ein Standbein in der Bioenergieerzeugung aufbauen wollen, haben die Möglichkeit als Rohstofflieferanten oder als Energiewirte zu agieren. Rohstofflieferanten konzentrieren sich vorrangig auf die Produktion von Biomasse, die an Energieproduzenten verkauft wird. Energiewirte hingegen wandeln die selbst produzierte Biomasse in Sekundärenergieträger bzw. Endenergie um. Der Betrieb der Bioenergieanlage durch den Nutzer erfolgt meist, wenn keine oder geringe Finanzierungsprobleme auftreten, eine Vertrautheit mit technologischer Komplexität vorliegt und keine nennenswerten Hemmnisse bestehen, die durch Dritte behoben werden können. Eine gesicherte Verfügbarkeit von Biomasse muss bestehen, um den wirtschaftlichen Erfolg eines Bioenergieprojektes zu erreichen. In der Projektvorbereitung ist es wichtig, die gesamte Wertschöpfungskette von der Gewinnung der Brennstoffe über die Aufbereitung bis hin zur eigentlichen Nutzung herzustellen. Die Größe der Anlage hat weniger Einfluss auf die Projektstruktur als die organisatorische Komplexität des Vorhabens. Die Zahl der Projektbeteiligten (z. B. Brennstofflieferanten) spielt dabei eine große Rolle, da sich der organisatorische Aufwand erfahrungsgemäß mit steigender Anzahl beteiligter Personen erhöht. Das oberste Betriebsziel ‘... für jeden Landwirt ist eine optimale Entlohnung der Faktoren Arbeit, Boden und Kapital.’ Dieses Ziel wird weiterhin von wirtschaftlich handelnden Landwirten verfolgt, jedoch haben sich teilbetriebliche Ziele durch den Einfluss der Bioenergie verändert. Ziel der Landwirte, die als Energiewirte oder Rohstofflieferanten agieren, ist es so viel Sonnenenergie wie möglich in Biomasse umzuwandeln. Bei der Produktion von Energiepflanzen als Substrat für Biogasanlagen wird ein hoher Methanhektarertrag angestrebt, dadurch hat sich vor allem der Anbau von Silomais als Substrat etabliert. Bei dem Anbau von KUP finden durch den schnellen Biomassezuwachs insbesondere Pappeln und Weiden Anklang. Ein weiteres Ziel ist die ausreichende Silierfähigkeit der angebauten Rohstoffe, damit sie konserviert und gelagert werden können. Die Zielsetzung bei der Erzeugung von Energiepflanzen ist daher eine andere, als bei der Nahrungsmittelproduktion, bei der eine hohe Qualität sowie Quantität der Früchte angestrebt wird und der Rest der Pflanze lediglich als Nebenprodukt genutzt wird. Bei der Produktionsplanung für die Bioenergieerzeugung ist der Fokus auf die gesamte Biomasse der Pflanze gerichtet. Der Qualität der Früchte wird eine geringere Bedeutung beigemessen, da Qualitätsverluste bei Ganzpflanzen kaum einen Einfluss auf die Methanausbeute haben. 4.3, Entscheidungsfindung in der Landwirtschaft unter dem Einfluss der Bioenergie: Um unternehmerische Entscheidungen zu erklären, können normative (präskriptive) oder auch deskriptive Theorien angewendet werden. Bei der präskriptiven Entscheidungstheorie soll den Entscheidungsträgern, die möglicherweise mehrere Ziele mit begrenztem Informationsstand und limitierten Informationsverarbeitungskapazitäten verfolgen, Hilfestellung für eine optimale Entscheidungsfindung gegeben werden. Die präskriptive Entscheidungstheorie berücksichtigt bei der Ableitung von Entscheidungshilfen explizit Ziele des Adressaten und soll ihn dadurch in die Lage versetzen, die aus seiner Sicht beste Handlungsmöglichkeit zu wählen. Die deskriptive Theorie hingegen analysiert das empirisch beobachtete Entscheidungs- und Problemlösungsverhalten von Unternehmern und nimmt es als gegeben hin, dass Unternehmer nicht immer die besten Entscheidungen treffen. Daraus resultiert eine Inkonsistenz zwischen unternehmerischen Entscheidungen und Zielen (begrenzte Rationalität). Diese wird durch unvollständige Informationen und unzureichende Informationsverarbeitungskapazitäten verursacht. Bringen Entscheidungssituationen eine hohe Komplexität und Neuartigkeit mit sich, so ist das Verhalten des Entscheidungsträgers oftmals anders, als man es durch formale normative Theorien erwarten würde. Die vielfältigen Einflüsse auf landwirtschaftliche Entscheidungen in Bezug auf Bioenergie lassen daher nur eine begrenzte Formalisierung zu. Die Entscheidungen von Landwirten sind nicht durch reines Gewinnstreben zu erklären. Eine Studie im Rahmen des Forschungsprojektes BiS hat ergeben, dass persönliche Faktoren wie die Risikoneigung und das Technologieinteresse landwirtschaftliche Entscheidungen stark beeinflussen. Landwirte, die in Biogasanlagen investieren, sind meist risikofreudiger als andere. Der Aspekt des Klimaschutzes durch die Bereitstellung von regenerativer Energie in Form von Biogas ist demnach für die Landwirte nur wenig entscheidungsrelevant. Viele Landwirte sind emotional und traditionell mit der Landwirtschaft oder einem geerbten Betrieb verbunden. Diese Tatsache beeinflusst die Entscheidungsfindung und veranlasst Landwirte zum Teil zu einem Überlebenswillen, der ökonomisch irrational ist. Entwicklungen haben gezeigt, dass die Entscheidung, Erzeugnisse für die bioenergetische Nutzung zu produzieren oder in Bioenergie zu investieren, von dem Preisniveau der alternativen Anbaukulturen abhängt. Dies wurde bereits in Kapitel 2.3 mit dem Beispiel der Erhöhung von Preisen für Agrarrohstoffe erläutert. In den Jahren 2007 und 2008 führte es dazu, dass der Verkauf von Getreide am Markt profitabler war als die Verwertung in Biogasanlagen. Wie bereits in Kapitel 2.3 beschrieben, konnte in der Vergangenheit das vermehrte Investieren in Biogasanlagen beobachtet werden. Im Gegensatz dazu haben sich nur wenige Landwirte dazu entschieden KUP anzubauen. Gründe dafür sind in erster Linie die im EEG geregelten, über 20 Jahre garantierten Einspeisevergütungssätze für Strom. Die Erlösseite ist somit sicher kalkulierbar. Das Risiko ist daher auf der Erlösseite einer Biogasinvestition gering und auch die Informationslage und Technologie hat sich durch die schnellen Entwicklungen im Biogasbereich verbessert. Es ist zu beobachten, dass die EEG-Novellierungen Anreize geschaffen haben, die den Ausbau regenerativer Energien vorantreiben. Bei dem Anbau von KUP hingegen gab es bis zur Novellierung des Bundeswaldgesetzes (BWaldG) Unsicherheiten in der Rechtslage. Somit war nicht geklärt, ob KUP nach landwirtschaftlichem oder forstlichem Recht behandelt werden. Nachdem in der Novelle des BWaldG am 31. Juli 2010 klargestellt wurde, dass KUP nicht dem Waldbegriff angehören, erfolgte ein Anstieg des KUP Anbaus. Durch die Novelle wurde die Anlage von KUP erleichtert, weder Erstaufforstungs- noch Rodungsgenehmigung müssen demnach beantragt werden. Im Folgejahr der Novellierung stieg die Anbaufläche von KUP durch die neugewonnene Rechtssicherheit um ca. 20% an. Somit hat die Abnahme von Risiken einen positiven Einfluss auf die Produktionsentscheidungen von Landwirten. Dennoch bestehen bei dem Anbau von KUP viele rechtliche Differenzen und Unklarheiten. Ein Beispiel dafür sind verschiedene länderspezifische Beihilfemöglichkeiten, wie z. B. die Übernahme von Anlagekosten. Die entsprechenden Regelungen sind oft kompliziert und unübersichtlich. Auch bei der Interpretation des Forstvermehrungsgutgesetztes (FoVG), das die Erzeugung und den Vertrieb von forstlichem Vermehrungsgut regelt, gibt es Tendenzen zu verschiedenen Interpretationen. Auf diese Unklarheiten wird in Kapitel 5.3 näher eingegangen. Es ist daher zu vermuten, dass Entscheidungsgründe gegen den Anbau von KUP zum Teil durch Informationsdefizite begründet sind. Eine real existierende, stabile Nachfrage nach dem Erzeugnis und ein klarer Wettbewerbsvorteil müssen bestehen, um Entscheidungen für die Erzeugung eines bestimmten Produktes zu begründen. Diese Voraussetzungen werden für KUP in der Zukunft voraussichtlich vermehrt gegeben sein, da Prognosen zufolge die Nachfrage nach Holz das Angebot bis zum Jahr 2020 um ca. 40 Mio. m3 übertreffen wird. Wie schon in Kapitel 3.3 erwähnt wurde, kann ein Zusammenhang zwischen Entscheidungen bestehen, die zu verschiedenen Zeitpunkten getroffen werden. Ein Beispiel dafür ist die Entscheidung zum Anbau von KUP. Die getroffene Entscheidung bewirkt direkt eine Reduzierung der Fläche für alternative Produktionsverfahren in den Folgeperioden. Um die Rentabilität einer solchen Planungsentscheidung zu messen, kann eine mehrperiodische lineare Programmierung angewandt werden. Granoszewski et al. unterteilen die entscheidungsbildenden Faktoren in persönliche, betriebsinterne und betriebsexterne Faktoren. Unter persönlichen Faktoren werden die Risikoneigung, das Umweltbewusstsein, das Wissen und die Erfahrung des Landwirts sowie der Unternehmergeist gefasst. Unter internen Faktoren werden Betriebsstrukturen und die ökonomische Situation des Betriebs verstanden. Externe Faktoren sind die geografische Lage des Betriebs und das soziale Umfeld. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird eine Untergliederung in betriebsgestaltende Faktoren vorgenommen, sodass eine teilweise Überschneidung zwischen den eben genannten entscheidungsbildenden Faktoren und den im folgenden Kapitel betrachteten Faktoren besteht.
Johanna von Gruben, B.Sc., wurde 1990 in Stade geboren. Sie ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen, auf dem neben Spargel und Weihnachtsbäumen auch erneuerbare Energie erzeugt wird. Erfolgreich bestand sie 2008 das Abitur an einer Schule in der Nähe von Dublin (Irland). Die Autorin ist Betriebswirtschaftlerin mit Studium an den Universitäten Groningen (Holland) und Göttingen / Abschluss im August 2012. In ihrer Bachelorarbeit vereint sie ihre landwirtschaftlichen Wurzeln und ihr betriebswirtschaftliches Wissen.
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