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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Abb.: 8
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Wir lieben es jung und dynamisch zu sein, wenn dem Liebesleben keine körperlichen Grenzen gesetzt sind und man seine Sexualität so ausleben kann, wie man möchte. Doch wie ist es, wenn sich die Sexualität mit den Jahren verändert und beispielsweise. Demenz für größere Herausforderungen sorgt? Das Buch greift dieses Thema auf, welches in der Gesellschaft nach wie vor stark tabuisiert bzw. weggeschoben wird. Da Menschen zunehmend älter werden, darf dieses Thema nicht weiterhin ignoriert werden. Denn es ist kompliziert im Umgang mit Sexualität und Demenz immer richtig zu handeln. Dieses Buch geht auf die damit zusammenhängenden Schwierigkeiten im stationären Kontext ein und gibt Einblicke in das Handeln der Beteiligten. Sowohl Fachwissende, Pflegepersonal, Angehörige als auch neugierige Einsteiger werden zu vielen neuen Erkenntnissen kommen. Sie erhalten als Leser Informationen über die Grundlagen bzgl. Alter, Sexualität, Alterssexualität und Demenz. Zudem geben Berichte von Betroffenen tiefere Einblicke in das Erleben und Wahrnehmen von sexual- und altersbezogenen Veränderungen.
Textprobe: Kapitel 2.4.2, Veränderungen und Sexualstörungen bei der Frau: Jede Frau macht mit dem Älterwerden biologische Veränderungen durch, die das Sexualleben mehr oder weniger beeinflussen. Doch in wie weit diese Veränderungen negativ oder positiv zu werten sind, entscheidet jede Frau selbst. Während Dannemann (1991, 136) bspw. angibt, dass ein Kennzeichen des Alterns einer Frau die verminderten sexuellen Wünsche sind, nennen Starr und Weiner (1982, 16), dass sich das sexuelle Verhalten bis zum Alter von 60 Jahren nur sehr wenig verändert. Selbst nach 60 Jahren gingen diese Veränderungen nur sehr langsam vor sich (vgl. ebd.). Was geschieht in Körper einer alternden Frau? Der weibliche Organismus beginnt sich zwischen dem 45. und 50. Lebensjahr im so genannten Klimakterium (Wechseljahre) zu verändern. In dieser Phase kann ein gesteigertes sexuelles Verlangen aufkommen. Begründet wird dies in den weiterhin gebildeten Hormonen, die luststimulierende Wirkung haben. Des Weiteren wird die Angst vor ungewollter Schwangerschaft genommen. Denn mit den Wechseljahren verringern sich die monatlichen Blutungen einer Frau und hören schließlich ganz auf, was zur Folge hat, dass eine Frau nach ihrem Klimakterium unfruchtbar ist (vgl. Der Gesundheitsbrockhaus 2001, 46 Kahn 1937, 58). Während auf der einen Seite von gesteigertem Lustempfinden gesprochen wird, können im Alter auch sexuelle Störungen auftreten. Die Veränderungen einer älter werdenden Frau und mögliche sexuelle Störungen sind im Folgenden exemplarisch erläutert. Zunächst ist der Geschlechtsakt in vier Reaktionszyklen (Lustentwicklung, Erregung, Orgasmus, Entspannung) einzuteilen: Die erste Phase bildet die Lustentwicklung. Hierbei geht es darum, bei der Partnerin ein Lustgefühl zu entfachen, um zum geschlechtlichen Höhepunkt zu gelangen. Diese Lust kann jedoch durch verschiedene Faktoren gemindert werden. Denn ältere Frauen in den Wechseljahren weisen oftmals in zeitlichen Perioden eine vermehrte Schweißproduktion auf, die sich durch Hitzewallungen bemerkbar macht (vgl. Kahn 1937, 58). Dadurch dass diese auch nachts auftreten, klagen Frauen über mangelnden Schlaf. Die Folge ist, nicht ausgeruht zu sein und weniger Interesse am Geschlechtsverkehr zu entwickeln. Es fehlt daneben aber auch die Energie, um den Akt zu vollziehen (vgl. Westheimer 2008, 77). Diese Veränderung ist ein Beispiel für die geminderte Lust am Geschlechtsverkehr. Des Weiteren bilden sich durch den sinkenden Östrogenspiegel kleine Schamlippen, Klitoris (Empfindungszentrum der Frau), Uterus (Gebärmutter) und Ovarien (Eierstöcke) zurück. Die Wände der Scheide werden dünner und glatter. Weil die weichen Polsterungen der zahlreichen Falten im Genitalbereich wegfallen, ist die Vagina (Scheide) nicht mehr so elastisch, die Öffnung verengt und die Scheide wird insgesamt kürzer und enger (vgl. Grond 2001, 44f Westheimer 2008, 72). Das Eindringen eines erigierten Gliedes kann somit durch die verengte Öffnung der Scheide und die zurückgegangene Elastizität zu Schmerzen führen. ‘Appetenz’ ist der sexualmedizinische Fachbegriff für die mangelnde oder fehlende Motivation zum Geschlechtsverkehr. Diese Störung stellt heute eine der häufigsten Sexualprobleme von Frauen dar. Es handelt sich hierbei nicht ausschließlich um eine genitale Funktionsstörung, sondern um das Ausbleiben der Lust zum Geschlechtsverkehr (vgl. Beier et al. 2005, 188f). Die zweite Phase des Geschlechtsaktes beschäftigt sich mit der Erregung der Frau. Dietz-Grygier (1999, 141) geht darauf ein, dass es bei der älteren Frau etwas länger dauert, bis sich sexuelle Erregung einstellt. Denn durch das Sinken des Östrogenspiegels, ist die vaginale Lubrikation langsamer und nicht mehr so ergiebig, wie noch zuvor. Es kann zu einem Juckreiz oder Brennen der Scheide kommen und durch die trockene Vagina kann das Eindringen des erigierten Penis sehr schmerzhaft oder unmöglich sein. Die Vaginalkontraktionen während des Orgasmus sind ebenfalls reduziert. Vagina und Uterus kontrahieren nicht mehr so rhythmisch, sondern eher spastisch und es kommt zu ‘reflexhaften, unwillkürlichen Verkrampfungen der Scheidenmuskulatur’ (Zimmer 1985, 8), beziehungsweise der ‘vaginalen Ringmuskulatur’ (ebd., 111). Es kann zu Unbehagen und sogar zu Schmerzen im Unterleib und in den Beinen führen. Hinzukommt, dass eine direkte Stimulation der Klitoris ebenfalls Schmerzen verursachen kann (vgl. Dietz-Grygier 1999, 141 Grond 2001, 44f Der Gesundheitsbrockhaus 2001, 48 Zimmer 1985, 111 Beier et al. 2005, 3). Dieses Phänomen bezeichnet man als Vaginismus. Es handelt sich dabei um einen Scheidenkrampf, bei dem eine ‘Verkrampfung des äußeren Drittels der Scheide und der Beckenbodenmuskulatur’ (Beier et al. 2005, 226) auftritt. Die Ausprägungen solcher Verkrampfungen können sich sehr unterschiedlich gestalten. Ein Eindringen des Gliedes ist jedoch nicht möglich. Wird dennoch der Versuch unternommen, können die Schmerzsymptome noch verstärkt werden. Eine Frau mit vaginistischen Reaktionen dieser Art hat es schwer einen Koitus zu erlangen. Es kann zu einem Vermeidungsverhalten und Appetenz (Interessenverlust am Geschlechtsverkehr) führen (vgl. Beier et al. 2005, 196). Die dritte Phase setzt sich mit dem Erlangen eines Orgasmus beziehungsweise eines sexuellen Höhepunktes auseinander. Hier können Störungen aus unterschiedlichen Gründen vorliegen. So kann z. B. die verringerte Schwellung der Klitoris einen Orgasmus unterdrücken (vgl. Der Gesundheitsbrockhaus 2001, 48). Denn die Klitoris ist das Empfindungszentrum der Frau im genitalen Bereich. Fehlt die Möglichkeit sie genügend zu stimulieren, bleibt ein Orgasmus aus. Eine weitere Ursache des fehlenden Höhepunktes der Frau ist ‘die Verlangsamung des Blutflusses in die Beckenregion bei sexueller Erregung’ (Westheimer 2008, 72). Auch hier ist das Eindringen des Gliedes unmöglich. Treten diese sexuellen Störungen beim Geschlechtsverkehr eines älteren Paares auf, so kann erschwert hinzukommen, dass der Mann für seinen Orgasmus längere Zeit benötigt (siehe Kapitel 2.4.3). Durch die anfälligere, trockene Scheide kann es zusätzlich zu vaginalen Blutungen kommen (vgl. Westheimer 2008, 73). Die letzte und vierte Phase des Geschlechtsaktes bildet die Entspannungsphase. Hier liegen keine bekannten Störungen vor (vgl. Beier et al. 2005, 161). Möglicherweise kann jedoch das baldige Einschlafen eines Partners nach dem Geschlechtsverkehr als störend empfunden werden. Denn so bleibt das gemeinsame Entspannen aus und es entsteht ein voneinander lösen, ohne dass der eine Partner das vielleicht schon möchte. Für ihn wären ggf. noch einige Streicheleinheiten angenehm, um nicht abrupt in die Entspannung fallengelassen zu werden. Neben den bereits genannten Veränderungen und den daraus möglicherweise resultierenden Störungen, wird das Vaginalsekrets weniger sauer und dies hat zur Folge, dass sich der Schutz gegen Keime reduziert. Die Wahrscheinlichkeit an einer Scheideninfektion (atrophische Vaginitis) zu erkranken ist somit erhöht. Da auch der Tonus einer älter werdenden Frau schwächer wird, kann es weiter zur Harninkontinenz und Entzündungen der Harnblase (Zystitis), sowie der Scheide (Vaginitis) kommen (vgl. Westheimer 2008, 72). Ein weiteres Problem stellt die ‘nervöse Reizblase’ (Westheimer 2008, 78) bei älteren Frauen dar. Tritt diese nur leicht auf, bedeutet es, dass die Frau im Tagesverlauf öfter die Toilette aufsuchen muss. In der schwereren Form kann es zur Inkontinenz führen und Ängste darüber verursachen, während dem Geschlechtsverkehr Urin zu verlieren. Es gibt daher Frauen, die bereits im Vornherein auf die Sexualität verzichten, um gar nicht erst in diese schambehaftete Situation zu gelangen (vgl. ebd.). Nach der Menopause kann sich das Leben einer Frau jedoch wieder regulieren. Ruth Westheimer (2008, 77) führt hier an, dass die Symptome nach einiger Zeit von selbst verschwinden und die Energie wieder zurückkommt, sobald die Frau ihre nächtliche Ruhe wieder erlangt hat. Somit bleibt festzuhalten, dass die Wechseljahre Einfluss auf das Sexualleben einer Frau nehmen können, vor allem wenn sie unerwartet und unvorbereitet hereinbrechen. Doch es muss sich hierbei keinesfalls um ein ‘Todesurteil für das Sexualleben’ (Westheimer 2008, 65) handeln, sondern es kann sich auch auf eine Veränderung des Erlebens beziehen.
Sofie C. Groen (1987) ist Verhaltenstherapeutin. Sie deckt ein breites Spektrum ab. Dies reicht von sexuellem und sozialem Verhalten bis hin zu Beeinträchtigungen durch substanzgebundene sowie -ungebundene Süchte. Ihren Bachelor in Sozialer Arbeit absolvierte sie in Mainz. Mit dem Erwerb ihres Masters of Science in Köln war sie eine der jüngsten Verhaltenstherapeutinnen Deutschlands mit dem Schwerpunkt Sucht . Aktuell arbeitet sie als Therapeutin in der stationären Drogentherapie. Frau Groen möchte ihre Patienten dazu befähigen, ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten. In Gesprächen mit Experten aus der Praxis wurde für Frau Groen deutlich, dass nicht Sucht im Alter , sondern Sexualität im Alter mehr Aufmerksamkeit verdient. Es besteht ein hoher Bedarf an Erkenntnisgewinnung im Umgang mit diesem Thema. Die Vielfalt und Komplexität dieser Thematik sowie eine starke Tabuisierung davon, bewegten sie dazu, dieses Buch zu schreiben.
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