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- Superhelden-Cape und Krückstock? Die Darstellung des Alterns im Comic „The Dark Knight Returns“
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Abb.: 42
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Das vorliegende Buch ist ein Beitrag zu einer erweiterten Betrachtung der Alter(n)sbildforschung, welcher insbesondere die gesellschaftliche Aufnahme und Wiedergabe von Vorstellungen hinsichtlich der Alterungsprozesse und des Alters an sich umfasst. Die Studie setzt sich zentral mit der Fragestellung auseinander, auf welche Weise das Alter(n) konstruiert wird. Erstmalig wird dabei die Perspektive auf die Comic-Literatur im Sinne einer umfangreichen, zusammenhängenden Narration gerichtet.
Textprobe: Kapitel 2.3, Entstehung von Alter(n)sbildern: Grundsätzlich sind bei der Entstehung von Alter(n)sbildern zwei Wirkrichtungen denkbar: Zum einen die Herausbildung von Alter(n)sbildern auf der Mikroebene, die sich dann gesamtgesellschaftlich etablieren und zum anderen die Entwicklung der Alter(n)sbilder auf der Makroebene, die dann die Wahrnehmung der Akteure der Meso- und Mikroebene prägen. Diese beiden potentiellen Entstehungsstränge von Alter(n)sbildern sollen im Folgenden vorgestellt werden. Vorab soll aber nochmals darauf hingewiesen werden, dass Alter(n)sbilder nicht stetig sind oder unidirektional wirken. Vielmehr besitzen sie eine dynamische Komponente. Alter(n)sbilder entstehen also auf der Mikroebene unter Einfluss der Makroebene und vice versa, sie weisen somit einen reflexiven Charakter auf (vgl. Kinsler, 2002). Betracht man die Entstehung von Alter(n)sbildern aus der Perspektive der Mikroebene heraus, dann bietet die Stereotypenforschung zwei verschiedene Erklärungsansätze: Zunächst lässt sich die Vermutung einer Konfundierung von Eigenschaften konstatieren. Demnach wären bestimmte Eigenschaftszuordnungen zum Alter insofern korrekt, als dass diese im Alltag beobachtbar wären (vgl. Wentura & Rothermund, 2005). Dieser Zusammenhang muss selbst aber nicht originär mit dem Alter zusammenhängen. Beispielsweise ließe sich als Alter(n)sbild konstruieren, dass ältere Menschen weniger handlungseffizient seien. Handlungseffizienz ist häufig aber ein Resultat knapper Zeitressourcen, einer Problematik, die möglicherweise für den Ruhestand nicht derart virulent ist. Zu bedenken gilt es allerdings, dass für eine derartige Eigenschaftskonfundierung die Beobachtbarkeit nicht notwendigerweise gegeben sein muss. Das heißt, es können auch 'illusorische Korrelationen [...] zwischen einer sozialen Kategorisierung (z.B. alt vs. jung) und einer Merkmalsvariation erzeugt werden' (Wentura & Rothermund, 2005, S.639). Nach Fiedler (1996) ist dies für Minoritäten häufig im Zusammenhang mit negativen Verhaltensweisen der Fall. Betrachtet man die Gruppe der Älteren also als Minorität (was zumindest für den Erfahrungsbereich von Jugendlichen häufig der Fall sein dürfte), dann könnten illusorische Eigenschaftskonfundierungen zur Entstehung von Alter(n)sbildern führen. Einen weiteren Erklärungsansatz für die Entstehung von Alter(n)sbildern aus der Mikroebene heraus bietet die Eigengruppenfavorisierung von Individuen. Menschen unterscheiden sich in ihrer sozialen Wahrnehmung nach Eigen- und Fremdgruppen, also Gruppen, denen sich das Individuum zugehörig fühlt oder nicht (vgl. Schweer & Thies, 2003). Dies stellt eine wesentliche Säule zur Herausbildung einer eigenen sozialen Identität dar (vgl. Tajfel & Turner, 1979), kann aber auch die Entstehung sozialer Konflikte befördern, da Vertreter der eigenen Gruppe bevorzugt, die der Fremdgruppe dadurch relativ abgewertet werden (vgl. Wentura & Rothermund, 2005). Diesem Mechanismus liegt ein Bedürfnis nach positiver sozialer Identität zugrunde. Dieses wird befriedigt, wenn ein sozialer Vergleich zugunsten der Eigengruppe ausfällt, sie sich also positiv von der Fremdgruppe abhebt. In diesem Zusammenhang spricht man auch von positiver Distinktheit (vgl. Hewstone, Jonas & Stroebe, 2007). Dieser Sachverhalt kann auf die Beziehung zwischen der Gruppe der älteren Menschen und der der jüngeren übertragen werden. Es wäre also möglich, dass Jugendliche aufgrund des Bedürfnisses nach positiver Identität die Gruppe älterer Personen abwerten. Hierbei muss jedoch festgehalten werden, dass eine Gruppenzugehörigkeit sehr subjektiv von der entsprechenden Person wahrgenommen werden kann (vgl. Waldzus & Mummendey, 2004). Diesem Erklärungsmuster zur Entstehung von Alter(n)sbildern liegt die Annahme zugrunde, dass sich diese in jüngerem Lebensalter herausbilden, da in dieser Zeit die Gruppe der älteren Menschen dezidiert als Fremdgruppe auszumachen ist (vgl. Konradt & Rothermund, 2011), obgleich an dieser Stelle die zuvor erwähnte Subjektivität der Gruppenzugehörigkeit einschränkend angemerkt werden soll. Eine Besonderheit der altersbezogenen Gruppendistinktion stellt die Verschiebung der Gruppenzugehörigkeit über den Lebensverlauf hinweg dar (ebd.). Dementsprechend stellen die erworbenen Alter(n)sbilder im Alter eine entwicklungsregulative Entität dar, da sie zur Modellierung des eigenen Selbstkonzepts mit herangezogen werden (vgl. Wurm & Huxhold, 2010). Aus der Perspektive der Makroebene heraus betrachtet entstehen Alter(n)sbilder, bewusst und unbewusst, als Hilfsmittel zur Herstellung von gesellschaftlicher Orientierung und Ordnung (vgl. 6. Altenbericht, 2010). Dies lässt sich anschaulich an der Gesetzgebung zum Renteneintrittsalter verdeutlichen. Weitere Quellen gesellschaftlicher Alter(n)sbilder können bspw. Mythen, Verteilungsmuster von Macht, ästhetische Vorstellungen oder (angstbesetzte) Vorstellungen über die Endlichkeit des Lebens sein (vgl. Kaiser, 2008). Über einen soziokulturellen Lernprozess übernehmen die einzelnen Mitglieder einer Gesellschaft diese Alter(n)sbilder, wobei insbesondere den Medien eine wichtige Trägerfunktion zukommt (vgl. Wentura & Rothermund, 2005). Auf diese Weise strukturieren Alter(n)sbilder soziale Beziehungen und schaffen somit soziale Realitäten (vgl. 6. Altenbericht, 2010), wie es am Beispiel der Generationenfolge (vgl. Göckenjan, 2009) nachzuvollziehen ist. Haben sich Alter(n)sbilder erst einmal herausgebildet, dann erweisen sie sich auch als relativ stabil, was sich durch den psychologischen Mechanismus des positiven Testens erklären lässt. Danach wird in komplexen Situationen vorzugsweise auf hypothesenkonforme Informationen zurückgegriffen (vgl. Wentura & Rothermund, 2005). Legt man also bspw. ein Alter(n)sbild der Weisheit an, dann werden mehrdeutige Verhaltensweisen auch entsprechend gedeutet. Das gleiche Verhalten könnte demnach bei einem Alter(n)sbild der Verwirrtheit zu ganz unterschiedlichen Interpretationen führen. Es gibt aber auch konträre Meinungen zu der eben postulierten Stabilität von Alter(n)nsbildern. Beispielhaft soll dafür Gilleard (1996) angeführt werden, der postuliert, dass gesellschaftlich konstruierte Alter(n)sbilder in modernen Industriegesellschaften zerfallen. Dies wird mit dem großen Einfluss des Konsums auf individuelle und gesellschaftliche Identität begründet. Diese Meinung wird in diesem Buch nicht vertreten, da die Konsumkultur an sich wiederum spezifischen Gesellschaftsbildern unterliegt und somit nach eigenem Dafürhalten nicht frei von Alter(n)sbildern sein kann.
Tobias A. Müller wurde 1986 in Schwedt/Oder geboren. Der Autor schloss das Studium der Gerontologie im Jahr 2012 an der Universität Vechta erfolgreich ab. Die Auseinandersetzung mit dem Alter und dem Altern suchte der Autor über das Studium hinaus durch berufliches und wissenschaftliches Engagement im In- und Ausland, wobei die Betrachtung der Wahrnehmungskomponenten einen Schwerpunkt des Autors darstellt. Die steigende Popularität des Mediums Comic motivierte ihn, sich einer Verknüpfung dieser beiden Perspektiven zu widmen.
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