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  • Mensch, Masse und Technik: Eine literatursoziologische Betrachtung der Industrialisierung

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Veränderung der Welt durch die Technik ist ein Thema, das heute mehr denn je die Menschen bewegt. Doch ist diese Veränderung keine Entwicklung der vergangenen Jahre oder Jahrzehnte, ihre Ursprünge liegen sehr viel weiter zurück. Weite Teile der Welt sahen nach 1900 vollkommen anders aus als noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die hierfür entscheidende Ursache war die Technisierung der Welt. Die industrielle Revolution veränderte nicht nur Wirtschaft und Produktion, sie veränderte die gesamte Wahrnehmung der Gesellschaft, der Umwelt und der Rolle des Menschen darin, sie wandelte die gesamte Wahrnehmung der Welt. Diese Untersuchung verfolgt diese Entwicklung anhand der deutschsprachigen Literatur der Jahre 1820 bis 1920 und kommt dabei zu erstaunlichen Ergebnissen. Die Umwälzung der Gesellschaft mittels der Technik ist ein Thema, das heute mehr denn je die Menschen beschäftigt. Einige der Veränderungen, die unsere globalisierte Welt heute bewegen, nahmen ihren Anfang vor fast 200 Jahren.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.6, Entwicklung der Kriegsindustrie: Eine allgemeine Tendenz der industriellen Epoche war die systematische Anwendung von Wissen auf Probleme militärischer Effektivität. Ein Produkt des 19. Jahrhunderts war die Verdichtung, Flexibilisierung und Systematisierung von Kommandostrukturen. Preußen hatte, noch bevor es über industrielle Machtmittel verfügte, durch eine umfassende Heeresreform sein militärisches Potential enorm verstärkt. Technisches Wissen hat sich, in allen Kulturen und zu allen Zeiten, immer besonders deutlich in der Kriegstechnik manifestiert. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich aus der halbstaatlichen Magazinwirtschaft ein industrieller Rüstungskomplex. In mehreren Nationalstaaten gewannen ab den 1850er Jahren in diesem Kontext quantitative Unterschiede der Bewaffnung einen entscheidenden Einfluss auf das Kriegsgeschehen. Zwischen den Industriestaaten entwickelten sich Rüstungswettläufe, welche wiederum zum permanenten Merkmal internationaler Beziehungen avancierten. Die Produktion fortschrittlicher Rüstungsgüter erforderte einen hohen industriellen Standard, welchen nur wenige Nationen aufzubringen in der Lage waren. Nur in einigen Fällen, etwa während des amerikanischen Bürgerkrieges, setzten sich industrielle Produktionsweisen unmittelbar in militärische Überlegenheit um. Dies verhinderte jedoch nicht, dass vor allem neu entwickeltes Infanteriegerät weltweit Verbreitung fand, da ein florierender internationaler Waffenhandel den Bedarf weniger industriell entwickelter Länder zu decken in der Lage war. Firmen wie Krupp in Deutschland oder Armstrong in England verdienten an Krieg und Rüstungswettstreit. Sie gehörten damit im Krieg zu den eigentlichen Gewinnern. Auch wenn in Remarques Roman eine Analyse der gesellschaftlichen Hintergründe des Krieges fehlt, so wird dieser Aspekt durchaus thematisiert. ‘Wir aber sind mager und ausgehungert. Unser Essen ist so schlecht und mit so viel Ersatzmitteln gestreckt, daß wir krank davon werden. Die Fabrikbesitzer in Deutschland sind reiche Leute geworden – uns zerschrinnt die Ruhr die Därme’ (S.153). Die Verbreitung europäischer Rüstungsgüter war jedoch kein alleiniges Phänomen der Industrialisierung. Bereits in der frühen Neuzeit versorgten deutsche und portugiesische Waffenschmiede Chinesen, Inder und Japaner systematisch mit Militärgerät. Hier zeigt sich ein weiterer Aspekt technischer Entwicklung. Unabhängig von kulturellen und ideologischen Schranken setzt sich im direkten Vergleich stets die überlegene Technik durch und verdrängt dadurch die bisherige. Im Fall der Kriegstechnik ist dieser direkte Vergleich der Technologien am offenkundigsten, er betrifft jedoch durchweg alle Bereiche technischer Entwicklung. Krieg und Kriegstechnik war und ist immer ein Beschleuniger und Katalysator technischer Entwicklung. Dies betrifft jedoch nicht nur das reine Kriegsgeschehen selbst, sondern ebenso Bereiche menschlichen Zusammenlebens, die von den unmittelbaren Kriegszusammenhängen zunächst ausgenommen scheinen, etwa Infrastruktur, Ökonomie und städtebauliche Maßnahmen. 3.6.1, Kriegstechnik und Städtebau: Noch im 18. Jahrhundert war die überwiegende Mehrzahl der deutschen Städte von einer Mauer umgeben, Handwerksbetriebe und Manufakturen mussten außerhalb der Stadt errichtet werden und waren daher Angriffen schutzlos ausgeliefert. Die Handelsbefugnisse wurden vom Stadtrat zentral verwaltet und über Gilden und Zünfte koordiniert. Für die Gründung eines neuen Betriebes war es daher erforderlich, entweder eine verwaiste Lizenz zu erwerben oder in eine bereits bestehende Handwerksfamilie einzuheiraten. Folge war eine Stagnation der Wirtschaftsleistung einer Stadt. Ab den 1750er Jahren begannen die größeren europäischen Städte damit, ihre Ringmauern abzutragen, an deren Stelle wurden häufig Ringstraßen angelegt. Im 19. Jahrhundert legten viele Städte zusätzlich Sternstraßen an, entlang derer wirtschaftliche Ansiedlungen und Villenviertel entstanden. Das Wachstum der Bevölkerung, der Wirtschaft und der Infrastruktur einer Stadt war nun nicht länger durch die Stadtmauer physisch begrenzt. Mit dem 19. Jahrhundert entwickelten sich die Großstädte Europas zu Wirtschaftszentren, was die industrielle Entwicklung wiederum zusätzlich beschleunigte. Diese Entwicklung war maßgeblich durch den militärtechnischen Fortschritt bedingt. Die Verbesserung von Feuerkraft und Reichweite der Geschütze machte die Stadtmauern überflüssig, da sie diesen ohnehin nicht standhalten konnten. Stattdessen übernahmen neue Armeen die Landessicherung und Verteidigung.

Über den Autor

Florian Marthaler, M.A. wurde 1980 in Andernach geboren und wuchs in Nickenich auf. 2002 begann er an der Universität Koblenz zunächst das Studium der Computervisualistik, später das der Germanistik, Psychologie und Soziologie. Im September 2012 schloss er sein Studium mit dem Titel Magister Artium ab. Während seines Studiums war er mehrere Jahre als freier Mitarbeiter bei einer Zeitung tätig. Florian Marthaler ist verheiratet, hat einen Stiefsohn und lebt seit einigen Jahren in Bassenheim nahe Koblenz.

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